Tausende Schweizer im Ausland gestrandet
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Wegen Corona-Chaos:Tausende Schweizer im Ausland gestrandet

Gestrandete Schweizer in Peru sind verzweifelt
«Hoffentlich fliegen uns die Deutschen aus»

Tausende Schweizer stecken durch das Corona-Chaos im Ausland fest. Gestrichene Flüge, geschlossene Grenzen. Aus Peru melden sich viele Gestrandete bei BLICK. Sie sind verzweifelt. Die Schweizer Regierung hilft nicht. Einziger Lichtblick: Die deutschen Behörden.
Publiziert: 19.03.2020 um 02:04 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2020 um 16:01 Uhr
Erst Peru, dann Costa Rica. Einen Monat lang. Auf den gemeinsamen Urlaub hatten sich Nadine R.* (21) und Anna L.* (19) gefreut.
Foto: Zvg
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Johannes Hillig

Erst Peru, dann Costa Rica. Einen Monat lang. Auf den gemeinsamen Urlaub hatten sich Nadine R.* (21) und Anna L.* (19) gefreut. Doch das geplante Abenteuer wurde zum Albtraum. Das Coronavirus hat alles verändert.

Jetzt stecken die Innerschweizerinnen in einem Hostel in der Stadt Cusco fest. Zwangsquarantäne. Der Horror. «Wir müssen im Hostel bleiben. Dürfen nicht nach draussen. Alle drei Tage geht ein Hostel-Mitarbeiter für uns einkaufen», sagt Nadine R. zu BLICK.

Die Freundinnen sind verzweifelt, wissen nicht, was als nächstes passieren wird. «Uns wird nichts gesagt. Am Dienstag kam auf einmal ein Trupp von Polizisten in das Hostel. Die Räume wurden durchsucht und ein Alkoholtest bei uns allen durchgeführt. Wer etwas getrunken hatte, wurde mitgenommen.»

«Viele haben geweint»

Die zwei Schweizerinnen wollen nur noch weg. Nach Hause. Am Montag waren sie bereits am Flughafen, versuchten, eine Maschine zu bekommen. Vergeblich! «Der Flughafen war total überfüllt. Jeder wollte noch einen Flug buchen. Es wurde wild durcheinander geschrien. Viele haben geweint.»

Zurück im Hostel nahmen sie Kontakt mit der Schweizer Botschaft und dem EDA auf. Ohne Ergebnis. «Wer werden hier total im Stich gelassen», klagt Nadine R. an. Und mit jedem Tag schwinden die Chancen, dass sie noch nach Hause fliegen können.

Deutsche werden ausgeflogen

Einziger Lichtblick: die deutschen Behörden. «Wir haben im Hostel Deutsche kennengelernt, die mit der deutschen Botschaft in Kontakt stehen. Die tun alles, um ihre Leute rauszuholen. Gerade wird eine Rückholaktion geplant. Wir hoffen, dass wir da mitfliegen können», so die Innerschweizerin.

Anders als die Schweizer Regierung setzen die Deutschen alle Hebel in Bewegung. Extra gecharterte Maschinen fliegen bereits jetzt in besonders betroffene Länder. Darunter Ägypten, die Dominikanische Republik und Philippinen. Kostenpunkt: bis zu 52 Millionen Franken.

Ob und wann auch Peru angeflogen wird, ist noch unklar. Eine Anfrage beim Auswärtigem Amt blieb unbeantwortet.

«Holt uns hier raus!»

Nicht nur Nadine R. und ihre Freundin setzen auf die Deutschen. Auch andere Schweizer, die in Peru gestrandet sind, melden sich bei BLICK. Sie sind ebenfalls von der eigenen Regierung enttäuscht. «Meine Schwester und ich stecken fest. Mehrere Telefonate mit dem Konsulat und bis jetzt keine Hilfe. Es herrscht Panik», schreibt ein verzweifelter Schweizer. Dabei hat er nur einen Wunsch: «Holt uns hier raus!»

Das EDA auf die Vorwürfe angesprochen, verweist auf die vielen Mails und Telefonate, die mit über Hundert Schweizer in Peru geführt wurden. Man tue alles, was möglich sein. «Aufgrund der von der peruanischen Regierung angeordneten Massnahmen ist die Handlungsfähigkeit aktuell stark beansprucht», so das EDA zu BLICK.

Die Situation für Schweizerreisende sei weltweit schwierig. Nicht nur in Peru, sondern auch in anderen Ländern der Region.«Der Notstand erlaubt keine Verschiebungen und alle Touristen im Land sind dort blockiert, wo sie sich im Moment aufhalten.»

Ist nicht Aufgabe des Staates

Die Chancen, dass sich die Schweizer für die Gestrandeten in Peru einsetzt, sind gering. Erst am Dienstag sagte Aussenminister Ignazio Cassis (58) zu BLICK: «Wir können nicht jeden einzelnen Schweizer re­pa­t­ri­ie­ren.» Das sei nicht die Aufgabe des Staates. Was man aber tun könne: Informationen liefern, damit Schweizer Touristen schnell in die Heimat zurückkommen.

Darüber schütteln Nadine R. und Anna L. verzweifelt mit dem Kopf. «Informationen gibt es keine. Die Flüge sind gestrichen. Wir sitzen fest.» Jetzt bleibt ihnen nur noch eines: «Hoffentlich fliegen uns die Deutschen raus!»

* Namen geändert

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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