Gnadengesuch für Ausländer in Indonesien abgelehnt
Die Särge stehen schon bereit!

Zehn Schmuggler, darunter zwei Australier, warten zurzeit in Indonesien auf ihre Hinrichtung. Trotz massiver Proteste aus Australien hat ein Gericht in Jakarta heute wieder einen Berufungsantrag abgelehnt.
Publiziert: 23.03.2015 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:42 Uhr
Bestatter Suhendroputro und seine Billig-Särge.
Foto: News Corp Australia
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Von Guido Felder

In Indonesien macht man mit Drogenkriminellen kurzen Prozess. Zehn Schmuggler warten zurzeit in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung. Die Australier sind entsetzt, denn zwei Todeskandidaten sind Landsleute: Andrew Chan (31) und Myuran Sukumaran (33).

Mit allen Mitteln versucht die australische Regierung, Indonesien umzustimmen: Zum Beispiel mit dem Angebot, Gefangene auszutauschen oder die Kosten für eine lebenslange Haftstrafe zu übernehmen.

Unterstützung erhalten die Australier von alt Bundesrätin Ruth Dreifuss (75). Mit Virgin-Gründer Richard Branson (64) bittet sie den indonesischen Präsidenten Joko Widodo (54) um Gnade. Dreifuss und Branson sind Mitglieder der Weltkommission für Drogenpolitik.

Unter den Verurteilten befinden sich nebst den Australiern auch der Franzose Serge Atlaoui (51), ein Indonesier, drei Nigerianer, ein Brasilianer, ein Ghanaer sowie eine Philippinin.

Deren Regierungen versuchen ebenfalls, die Indonesier dazu zu bewegen, die Todesurteile aufzuheben. Doch der 2014 gewählte indonesische Präsident Wikodo bleibt hart. Gnadengesuche hat er abgeschmettert. Ein Gericht in Jakarta hat heute ebenfalls einen Berufungsantrag abgelehnt.

Bereits ist alles bis ins Detail vorbereitet. Die 2005 auf Bali verhafteten Drogenschmuggler sitzen seit wenigen Tagen im Todestrakt auf der Gefängnisinsel Nusa Kambangan, im Süden Javas. Es ist das Alcatraz Indonesiens. Entkommen ist unmöglich.

Auch Chef-Bestatter Suhendroputro aus der nahen Stadt Cilacap ist parat. Er hat für die Verurteilten schon die Särge organisiert. Es sind billige Modelle für 90 Franken, sie halten – mit Leiche – höchstens zwei Tage.

In der Ortschaft Purwokerto im Hinterland hörten die Bewohner in den vergangenen Nächten Schüsse. Sie stammten von den Erschiessungskommandos, die schon mal die Exekution trainierten. Die Gewehre schiessen jeweils nicht alle scharf. So weiss am Ende keiner der zwölf Schützen, wer die tödlichen Schüsse auf die Verurteilten abgab.

Jetzt kann die Todeskandidaten nur noch etwas retten: Der Australier Andrew Chan, der im Gefängnis in Bali eine Ausbildung zum Priester angefangen hat, schrieb Präsident Wikodo in einem herzzerreissenden Brief: «Das Gefängnis hat mich in einen guten, gebildeten Mann verwandelt. Ich hoffe von Herzen, dass Euer Ehren mir eine zweite Chance gewähren.»

Alle beten, dass sich der harte Präsident durch diese Worte doch noch erweichen lässt.

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