Grosse Sorge um Reaktor in Nordkorea
Lässt Kim Jong Un hier die nächste Atombombe bauen?

Machthaber Kim Jong Un treibt offenbar sein Atomwaffenprogramm voran. Kürzlich hat Nordkorea einen Reaktor stillgelegt. Die Massnahme könnte dazu dienen, waffenfähiges Plutonium herzustellen.
Publiziert: 05.10.2023 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2023 um 21:34 Uhr

Südkorea blickt nach Angaben seines Verteidigungsministeriums mit verstärkter Aufmerksamkeit auf einen kürzlich stillgelegten nordkoreanischen Atomreaktor. «Südkoreanische und US-amerikanische Geheimdienste beobachten die diesbezüglichen Bewegungen genau», sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jeon Ha-Kyou, am Donnerstag vor Journalisten.

Die südkoreanische Zeitung «Donga Ilbo» hatte unter Berufung auf Geheimdienstquellen in Seoul und Washington berichtet, dass der nordkoreanische Reaktor Yongbyon Ende September vorübergehend stillgelegt worden war. Der Schritt könnte demnach ein Hinweis darauf sein, dass abgebrannte Brennstäbe wiederaufbereitet würden, um waffenfähiges Plutonium zu gewinnen.

Atommacht-Status in Verfassung verankert

Yongbyon liegt etwa 100 Kilometer nördlich von Pjöngjang. Auf der Anlage ist der erste Atomreaktor des Landes untergebracht. Er ist die einzige bekannte Quelle für die mögliche Erzeugung von Plutonium für Nordkoreas verbotenes Waffenprogramm.

Kim Jong Un will neue Atomwaffen produzieren.
Foto: AFP
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Pjöngjang hatte in der vergangenen Woche seinen Status als Atomwaffenmacht in der Verfassung verankert. Machthaber Kim Jong Un (39) gab an, dass Nordkorea die Atomwaffen brauche, um einer existenziellen Bedrohung durch die USA und ihre Verbündeten zu entgehen.

Trotz internationaler Sanktionen hat Nordkorea in diesem Jahr bereits zahlreiche Raketentests unternommen, was die Spannungen mit Südkorea verschärft hat. Kim drohte zudem immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region und verkündete, das eigene Atomwaffenarsenal «exponentiell» auszubauen.

Wann testet Kim die Atomwaffe?

Washington und Seoul warnen bereits seit Monaten, dass Nordkorea dabei sei, taktische Atomsprengköpfe zu entwickeln und in näherer Zukunft einen Atomwaffentest ausführen könnte. Es wäre der erste solche Test seit 2017.

In einem in diesem Jahr veröffentlichten Bericht zitierte der wissenschaftliche Dienst des US-Kongresses («Congressional Research Service») externe Schätzungen, wonach Nordkorea bereits über genügend Material für «20 bis 60 Sprengköpfe» verfügt. Nordkorea arbeite aktiv an der Entwicklung kleinerer Sprengköpfe für verschiedene Trägersysteme, hiess es in dem Bericht. (AFP)

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