Heftige Explosionen im Libanon mit 2800 Verletzten
Warum nutzt die Hisbollah Pager statt Smartphones?

Neun Tote und 2800 Verletzte nach Explosionen im Libanon. Die Hisbollah nutzte Pager zur Kommunikation, was die alte Technologie wieder ins Rampenlicht rückt. Warum Pager heute noch wichtig sind.
Publiziert: 18.09.2024 um 13:14 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2024 um 13:46 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Pager-Explosion im Libanon: 9 Tote, 2800 Verletzte
  • Pager sind schwer zu orten und funktionieren in Funklöchern
  • Hisbollah nutzt Pager zur Vermeidung von Ortung durch Israel
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Neun Tote, Tausende verletzte Personen, Hunderte in kritischem Zustand: Das Ausmass der Explosionen am Dienstag im Libanon ist riesig und erschreckend. Ausgelöst wurde der Vorfall von Pager-Geräten, die von der proiranischen Terrormiliz Hisbollah zur Kommunikation verwendet werden. Mit dem Vorfall rückt ein Gerät in den Fokus der Aufmerksamkeit, das bereits vor Jahrzehnten vermeintlich ausgedient hatte. Dabei sind Pager längst kein technologisches Urgestein, sondern auch heute noch relevant.

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Was ist eigentlich ein Pager – und wieso braucht man den?

Ein Pager ist ein kleiner Funkempfänger, der piept, vibriert oder blinkt, um den Benutzer auf eine eingehende Nachricht aufmerksam zu machen, die auf einem kleinen Bildschirm angezeigt wird. Im Gegensatz zu Mobiltelefonen funktionieren Pager über Funkwellen.

Ausmass der Zerstörung in Libanon durch Pager-Explosionen
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Video zeigt:Ausmass der Zerstörung in Libanon durch Pager-Explosionen

Das hat einige Vorteile: Einerseits sind Pager-Besitzer auch in Mobilfunklöchern erreichbar. Andererseits können Pager schwer getrackt werden, da sie nur Nachrichten empfangen und keine versenden. Handys müssen regelmässig Signale aussenden, um dem Mobilfunknetz mitzuteilen, wo sie sich befinden, Pager tun dies nicht.

Am Dienstag explodierten im ganzen Libanon Hunderte Pager.
Foto: AFP
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Wieso nutzt Hisbollah Pager und nicht Smartphones?

Die Hisbollah hat sich stark auf Pager als Kommunikationsmittel verlassen, um der Ortung durch Israel zu entgehen. Mobiltelefone werden bei der Terrormiliz nicht mehr verwendet, da sie einfach zu anfällig für Ortung sind. Das zeigte die Ermordung des Hamas-Bombenbauers Yahya Ayyash (1966–1996) durch Israel bereits 1996, als sein Handy in seiner Hand explodierte.

Ritesh Chugh, Soziotechnik-Experte von der Central Queensland University, sagte zu ABC News: «Pager ermöglichen eine sichere, diskrete Kommunikation, die für im Verborgenen operierende Gruppen von entscheidender Bedeutung ist. Ihre Verwendung entspricht dem historischen Bedarf an sicheren Kommunikationsmethoden, insbesondere in Gebieten mit begrenzter oder gestörter Telekommunikationsinfrastruktur.»

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Werden Pager auch anderswo eingesetzt?

Wer die frühen Staffeln von «Grey's Anatomy» gesehen hat, kennt die kleinen Piepser wahrscheinlich noch. Schnell wurden Pager aber auch in der Serie von Smartphones abgelöst. Pager sind zwar nicht mehr so weit verbreitet wie früher, werden aber immer noch überall auf der Welt im Gesundheitswesen, im Bergbau und bei Notdiensten eingesetzt.

Überwachungskamera zeigt Explosion an Gemüsestand
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Pager detoniert:Überwachungskamera zeigt Explosion an Gemüsestand

«Pager verwenden Frequenzen, die denen von UKW-Funkgeräten ähneln, und diese Frequenzen können dicke Wände und Metallbarrieren durchdringen, weshalb Pager im Gesundheitswesen zuverlässig sind», erklärt Chugh. Auch in der Schweiz finden Pager noch immer Verwendung – insbesondere bei der Feuerwehr.

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