Heimliche Tonaufnahmen verraten Russland-Deal mit Italiens Lega
Rollte der Rubel über die Schweiz?

Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den politischen Vertrauten von Lega-Chef Matteo Salvini (46), Gianluca Savoini (54). Vorwurf: Internationale Korruption.
Publiziert: 12.07.2019 um 14:36 Uhr
Myrte Müller

Es sind Szenen wie in einem Spionage-Krimi: Sechs Männer treffen sich am 18. Oktober 2018 im Foyer des Luxus-Hotels Metropole in Moskau. Sie sprechen sich nur mit Vornamen an. «Luca», «Francesco» und «Janko» verhandeln mit «Ilja», «Juri» und «Andrej». Es geht um Millionen und Abermillionen Euro, die in den Europa-Wahlkampf der italienischen Lega fliessen sollen. Bezahlt von Wladimir Putin. Ziel: den europäischen Rechtsextremen an die Macht zu verhelfen. Doch bei dem heimlichen Treffen ist offenbar auch jemand dabei, der alles aufnimmt.

Das hochbrisante Audiomaterial wird zehn Monate später dem US-Nachrichtenportal Buzzfeed zugespielt. Die publizieren am vergangenen Donnerstag Ausschnitte davon – und die Lega von Matteo Salvini (46) zittert. Denn Drahtzieher im Russen-Deal soll kein Geringerer sein als Gianluca Savoini (54), Salvinis rechte Hand und dessen Russland-Berater. 

Prozente im Erdöl-Deal sollen schwarz an die Lega fliessen

Der tüftelt, angeblich belauscht in der Moskauer Nobelherberge, einen Plan aus, wie das Geld vom Kreml unauffällig in die Parteikasse fliessen kann: Die russische Erdöl-Riese Rosneft liefert drei Millionen Tonnen Öl im Wert von rund 1,5 Milliarden Schweizer Franken an das italienische Energieunternehmen Eni. Für den Deal gibt es einen Rabatt von 65 Millionen Euro (umgerechnet 72 Millionen Franken). Das Geld aber wird über das Schweizer Unternehmen Lukoil-Litasco mit Sitz in Genf und Chiasso TI an die Lega weitergeleitet.

Steckt Wladimir Putin (66) hinter der aktuellen Spendenaffäre der italienischen Lega?
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Der Mailänder Staatsanwaltschaft sind die Tonaufnahmen nicht neu. Bereits vor Wochen hat sie Ermittlungen gegen Savoini aufgenommen. Es geht um internationale Korruption. Auf einem Band sagt der Lega-Mann: «Im Mai sind Europa-Wahlen. Wir wollen Europa verändern. Das neue Europa muss Russland näher sein.» Dann, so berichtet Ansa, habe man mit konkreten Verhandlungen fortgefahren. Vier Prozent im ausgeheckten Erdöl-Deal sollten als Schwarzgeld an die Lega gehen.

«Wir haben nie einen Rubel erhalten»

Matteo Salvini dementiert auf allen Kanälen. Er sagt, die Anschuldigungen seien lächerlich. «Wir haben nie einen einzigen Rubel, einen Dollar, einen Gin Tonic oder ein russisches Püppchen verlangt. Ich habe ein reines Gewissen», verteidigt sich der italienische Innenminister und twittert weiter, «ich werde jeden verklagen, der Lega-Geld mit Russland in Verbindung bringt.» Die Bilanzen seiner rechtspopulistischen Parteien seien «transparent», so Salvini. 

Rückendeckung kommt vom Koalitionspartner MS5. Noch. Während Premier Giuseppe Conte (54) seinem Vize das vollste Vertrauen ausspricht, einige Parteifreunde der Fünf-Sterne-Bewegung die Enthüllungen von Buzzfeed als Gerede abtun, machen sich andere MS5-Abgeordnete für einen Untersuchungsausschuss stark, der die Parteifinanzierung unter die Lupe nimmt. Der Lega-Krimi geht weiter. 

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