Putschversuch in Deutschland
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Bewaffneter Umsturz geplant:Putschversuch in Deutschland durch «Reichsbürger»

Heinrich XIII. bereitete Sturz der Regierung vor
Das ist der Schwurbler-Prinz von Deutschland

Heinrich XIII. Prinz Reuss (71) ist einer der gefährlichsten deutschen Verschwörungstheoretiker. Mit mehreren Dutzend Kumpanen bereitete er einen Sturz der deutschen Regierung nach dem Vorbild des Kapitol-Sturms vor. Seine Schergen trafen sich bereits zu Schiessübungen.
Publiziert: 08.12.2022 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2022 um 06:51 Uhr
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Deutschland ist offenbar nur knapp einem gewaltsamen Putschversuch entgangen: Am frühen Mittwochmorgen führten mehr als 3000 Polizisten und Spezialeinheiten mehr als 130 Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern durch und nahmen 25 Personen fest. Das Ziel des ausgehobenen Extremisten-Kreises: der Sturz der deutschen Regierung und die Etablierung eines neuen Staates unter der Leitung von Heinrich XIII. Prinz Reuss (71), einem der gefährlichsten Verschwörungstheoretiker Deutschlands.

«Prinz Reuss», der mutmassliche Hauptverantwortliche der seit November 2021 geplanten Aktion, entstammt der gleichnamigen ostdeutschen Adelsfamilie, die bis 1920 den Osten des heutigen Bundeslandes Thüringen regierte. Die männlichen Nachfahren tragen bis heute alle ausschliesslich den Vornamen Heinrich. Und der Reichtum des blaublütigen Clans ist bis heute beträchtlich. Seine politische Macht aber hat das Haus Reuss längst verloren.

Hoffte Heinrich XIII. auf Putins Unterstützung?

Heinrich XIII., der am Mittwochmorgen in Frankfurt von der Bundespolizei verhaftet wurde, wollte diesen Machtverlust partout nicht akzeptieren. Der Immobilienhändler und Schlossbesitzer arbeitete deshalb seit mehr als einem Jahr mit mehreren Dutzend Mitverschwörern aus der Justiz, den deutschen Streitkräften, der Polizei und der Zivilgesellschaft an einem Plan für eine gewaltsame Stürmung des Deutschen Bundestags.

Heinrich XIII. Prinz Reuss (71) wird am Mittwochmorgen aus seiner Residenz in Frankfurt abgeführt.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Details, die die Bundesanwaltschaft am Mittwoch publik machte, erinnern stark an den Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. am 6. Januar 2021. Der «Rat» rund um Heinrich XIII. liess Schiessübungen durchführen und Kasernen ausspionieren, in denen einst die eigenen «Heimatschutzkompanien» hätten untergebracht werden sollen. Er verteilte Ämter in den eigenen Ministerien und kontaktierte laut dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» bereits russische Stellen in Deutschland – offenbar in der Hoffnung, von Wladimir Putins (70) Schergen Unterstützung für die eigenen terroristischen Pläne zu erhalten. Welche Rolle seine russische Lebenspartnerin Vitalia B. (39) dabei gespielt hat, klärt die deutsche Justiz derzeit ab.

Prinz Reuss' gefährlicher Auftritt in Zürich

Heinrich XIII. rechnete damit, dass im ganzen Land nach dem Sturz der Regierung Unruhen ausbrechen und sich grosse Teile des Militärs hinter ihn stellen würden. Er selbst hätte sich daraufhin als Regierungsoberhaupt eingesetzt und unter anderem unmittelbar Verhandlungen mit Russland aufgenommen. Bereits 2019 appellierte der bei seiner Familie in Ungnade gefallene Prinz an den russischen Aussenminister Sergej Lawrow (72), um sich Hilfe für seine Umsturz-Anliegen zu erbetteln.

Heinrich XIII. gehört zu den rund 20'000 sogenannten Reichsbürgern: mehrheitlich deutsche Staatsangehörige, die Deutschland nicht als legitimen Staat anerkennen. Sie behaupten, die Bundesrepublik sei eine von den alliierten Kräften kontrollierte Wirtschaftszone ohne eigene Macht, eine Marionette Amerikas. Viele Reichsbürger – unter ihnen auch Heinrich XIII. – erachten einzig die damalige Verfassung des 1918 untergegangenen Deutschen Kaiserreichs als legitimes Gesetz. Diese wirre Ansicht legte Heinrich XIII. immer wieder öffentlich dar, zuletzt etwa am Zürcher Worldwebforum 2019 (Video mittlerweile auf «privat» gestellt).

Fürs Erste hat «Prinz Reuss» nun ausgeschwurbelt. Gemeinsam mit den anderen Staatsgefährdern – darunter eine Berliner Richterin – muss er sich auf eine langjährige Haftstrafe einstellen. Dass er die deutschen Gerichte nicht als legitim anerkennt, wird ihm dabei herzlich wenig bringen.

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