Herztod wenige Schritte von italienischem Spital entfernt
Bündner Mädchen (14) stirbt, weil Defibrillator fehlt

Das junge Mädchen aus Zuoz GR im Engadin war mit seiner Familie in Chiavenna (I), als es an einer ausgedienten Tankstelle zusammenbrach.
Publiziert: 24.10.2018 um 18:37 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 19:11 Uhr
Ambulanz und Rettungshelikopter im Einsatz. Beide haben das herzkranke Mädchen aus Zuoz GR nicht retten können.
Foto: zVg
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Myrte Müller

Es sind grausame 40 Minuten. Ein herzkrankes Mädchen (14) aus Zuoz GR bricht am Sonntag um 14.15 Uhr an einer ausgedienten Tankstelle in Chiavenna (I) zusammen.

Es war mit seinen Eltern und der kleineren Schwester auf einem Ausflug in der italienischen Grenzstadt. Auf der Höhe der Strada Statale 37 fühlt sich die junge Bündnerin nicht wohl und kollabiert, berichtet Tele Sondrio News. Verzweifelt rufen die Eltern nach Hilfe. Die trifft auch umgehend ein. Denn das Spital des Ortes ist nur wenige Schritte entfernt.

Den Wettlauf mit der Zeit verliert die junge Bündnerin

Doch die Sanitäter sind hilflos. Die Ambulanz des Roten Kreuzes hat keinen Defibrillator! Er wurde vor zwei Jahren abgeschafft. Und: Kein spezialisierter Arzt hat am Sonntag Dienst. Sofort alarmiert das Rettungsteam über den Notruf 118 die Zentrale in Bergamo (I). Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Ein Wettlauf, den die junge Bündnerin am Ende verliert.

Eine zweite Ambulanz trifft ein. An Bord ist nur ein Krankenpfleger, erfahren in Reanimation. Er versucht alles, um das kollabierte Herz in Gang zu bringen. Für ein paar Sekunden schlägt es wieder. Dann bleibt es erneut stehen. Ein Rettungshelikopter wird bestellt. Der im nächstgelegenen Sondrio ist aber bereits im Einsatz. Ein anderer Hubschrauber fliegt schliesslich vom 100 Kilometer entfernten Como ab. 

Rettungsheli aus Como kommt zu spät

Gegen 15 Uhr landet der Heli. Endlich kümmert sich ein Facharzt um den schwerkranken Teenager. Die Bündnerin wird an Bord gehoben. Der Helikopter fliegt los. Doch als er das Spital Papa Giovanni XXII in Bergamo anfliegt, ist das Mädchen tot. 

Das Netz reagiert empört. Auf der Facebook-Seite «Insieme per l’Ospedale di Chiavenna» schreibt Alessia Triulzi: «Genau so etwas wollten wir nie, nie hören.» Die Bürgerin von Chiavenna kritisiert, dass vor zwei Jahren die modern ausgerüstete Ambulanz des Spitals im Ort abgeschafft wurde. Damals wurde die Facebook-Gruppe gebildet. Seitdem kämpft sie gegen die Sparmassnahmen im Spital. 

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