Heuchler an der Parade
Sie sind nicht Charlie

Alle sind mit von der Partie und zeigen Solidarität für die «Charlie Hebdo»-Macher. In ihren eigenen Ländern ist es zu einer wahren Pressefreiheit jedoch noch ein weiter Weg.
Publiziert: 12.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 17:55 Uhr
König Abdullah (l.) und Ahmet Davutoglu.
Foto: AFP
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Von Thomas Ley

Unsere Bundespräsidentin in der ersten Reihe der Gross-Demo für «Charlie Hebdo»: Als Repräsentantin der liberalen Schweiz macht Simonetta Sommaruga sich da auch gut. Besser als viele Herren gleich neben und hinter ihr.

Ein Hohn, dass zum Beispiel der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu einen auf «Wir sind Charlie» macht: Kein Land der Welt sperrt mehr Journalisten ein als die Türkei. Oder Jordaniens König Abdullah: Er verurteilte gerade einen Journalisten zu 15 Jahren Zwangsarbeit, weil der ihn «beleidigt» habe.

Der britische Menschenrechtsaktivist Daniel Wickham hat sie gestern auf Twitter alle blossgestellt, die Politiker aus Ländern, in denen Pressefreiheit wenig gilt. Wie Russland, Tunesien, Ägypten, Georgien oder den Arabischen Emiraten. Präsident Ibrahim Keita aus Mali geht gar neben Präsident François Hollande: Dabei lässt er jeden, der über Unrecht schreibt, aus dem Land werfen. Palästinas Staatschef Mahmud Abbas sperrt Journalisten ein, die ihm nicht passen. Israels Premier Benjamin Netanyahu liess zu, dass seine Truppen in Gaza sieben Journalisten töteten. Viktor Orban, Ministerpräsident von Ungarn, treibt kritische Medien mit Sondersteuern in den Ruin.

Aber alle marschieren sie mit. Und manche wirken dabei erstaunlich fröhlich.

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