Es klingt zu schön, um wahr zu sein: In Italien werden Häuser für einen symbolischen Euro verkauft. Der Haken – man muss sie renovieren und dafür tief in die Tasche greifen. Ein amerikanisches Ehepaar ergatterte ein 1-Euro-Haus – und es hat ihr Leben verändert.
Jeffrey Pfefferle, ein Amerikaner Ende 50, las 2019 auf der Homepage von CNN einen Artikel über Häuser zum Spottpreis in der sizilianischen Kleinstadt Mussomeli, viele davon kosten nur einen symbolischen Euro. Die Gemeinde will damit dem Bevölkerungsschwund entgegnen. Im ersten Moment dachten Pfefferle und sein Partner Leon McNaughty, dass es sich bei dem Angebot um einen Betrug handelt. 2021 flogen sie nach Italien und schauten sich die Sache an.
Es war die Reise, die ihr Leben veränderte. Nach einer Tour durch den Ort waren sie derart begeistert, dass sie erst ein Haus für 30'000 kauften. Die Corona-Pandemie spielte ihnen in die Hände: Andere ausländische Paare mussten ihre Besichtigung wegen der Restriktionen absagen, und so ergatterten sie das Haus zum Spottpreis. Noch am Tag des Kaufs entdeckten McNaughty und Pfefferle beim Schlendern durch Mussomeli ein weiteres Objekt. Es kostete 1 Euro und soll nun ihr Zuhause werden.
Das 1-Euro-Haus besitzt vier Stockwerke und eine Garage, muss aber natürlich vollständig renoviert werden. «Es hat jetzt Strom, die sanitären Anlagen sind fertig», erklärt Pfefferle gegenüber CNN. Lokale Handwerker bringen das zukünftige Zuhause auf Vordermann. «Es wird langsamer gearbeitet, als in den USA. Aber die Einheimischen finden schnell Lösungen, wenn es Probleme gibt», sagt der Amerikaner. Der Arbeitsstil und die angenehme Atmosphäre auf Sizilien beeindrucken das Paar. «Die Dinge, die wir im Leben schätzen, bietet Mussomeli im Überfluss», so der Frührentner.
«Zeit ist der wertvollste Besitz»
Die Art, wie die Italiener leben, beeindruckte den ehemaligen Unterhaltungsmanager Pfefferle: «Es ist ein Ort, der eine Lebensqualität bietet, bei der die Menschen wichtiger sind als Geld. Ein Ort, der ein langsameres Tempo bevorzugt und die wichtigen Dinge im Leben mehr schätzt.»
Besonders fasziniert ist das Paar vom Gemeinschaftsgefühl. Sobald es ein Problem gibt, kommen die Bewohner von Mussomeli und helfen. So auch, als einmal die Fenster undicht waren. «Wenn jemand Hilfe braucht, ist man füreinander da», sagt der Amerikaner. Die Einwohner der Kleinstadt haben die beiden Amerikaner mit einer extremen Freundlichkeit und Fürsorge empfangen. «Es hat mich gelehrt, dass Zeit unser wertvollstes Gut ist», so Pfefferle. Und: «Zeit ist dafür da, das Leben in vollen Zügen mit denen zu geniessen, die wir lieben.»
Auf lange Sicht strebt das Ehepaar an, Südkalifornien zu verlassen und den italienischen Traum zu leben. Derzeit haben Pfefferle und McNaughty ein Visum beantragt. Bis alles Administrative erledigt ist, muss das Ehepaar in den USA bleiben. (jwg)