Horror auf dem Hausboot in Indien
Surf-Star zwei Monate gefangen und vergewaltigt

Zwei Monate lang wurde die Australierin Carmen Greentree (37) auf einem indischen Hausboot gefangen gehalten und vergewaltigt. 15 Jahre später kann der einstige Surf-Star darüber sprechen.
Publiziert: 09.07.2020 um 18:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 20:14 Uhr
Carmen Greentree wurde in Indien zwei Monate gefangengehalten und vergewaltigt.
Foto: Carmen Greentree Facebook
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Carmen Greentree (37) hatte alles: Mut, Aussehen, Ambitionen. Als junge Frau war sie ein Surf-Star, träumte davon, Weltmeisterin zu werden. 2004 allerdings verpasste sie es, sich für die sogenannte «World Tour» zu qualifizieren – den Wettkampf der Besten.

Statt noch besessener zu trainieren, entschied die Australierin, nach Indien zu fliegen. Sie wollte hoch oben im Himalaya vom Dalai Lama lernen, ihrem bisherigen Leben «entfliehen», wie sie australischen Medien gegenüber sagte.

Auf falsches Tourismusbüro hereingefallen

Es sollte ein Trip werden, der ihr Leben tatsächlich veränderte – allerdings auf brutalste Weise. Schon kurz nach ihrer Ankunft in Neu-Delhi wurde die damals 22-Jährige von einem falschen Tourismusbüro betrogen. Dieses sagte, der schnellste Weg nach Dharamsala, dem Sitz des Dalai Lama, sei mit dem Flugzeug via Kashmir. Das klang gut für die von der langen Reise erschöpfte Greentree, andere Tourismusbüros boten eine beschwerliche 14-stündige Busreise an. Greentree buchte den Flug.

In Kashmir wurde sie am Flughafen von Rafiq Ahmad Dundoo empfangen, der ihr sagte, für Frauen sei es hier alleine zu gefährlich. Er lud sie über Nacht auf sein Hausboot ein, kein ungewöhnliches Angebot. In Kashmir gibt es viele Boote, sie sind eine Touristenattraktion. Bloss war dasjenige von Dundoo eine Falle, in der die Australierin zwei Monate lang gefangen gehalten wurde.

«Er konnte sich nehmen, was er wollte»

Sie habe ein kleines Schlafzimmer erhalten, erzählt Greentree nun, 15 Jahre danach, der «Daily Mail». Sie habe sofort auf dem Boot realisiert, dass ihre Reise hier zu Ende sei und bereits in der ersten Nacht habe Dundoo versucht, mit ihr zu schlafen.

Sie wehrte sich erfolgreich, doch der Inder probierte es jeden Tag und irgendwann hatte er Erfolg: «Das schlimmste Gefühl war, als ich mich ergab und er sich nehmen konnte, was er wollte», sagt Greentree der Zeitung. Nach einigen Tagen sei sie schlichtweg zu müde gewesen, sich zu wehren, habe keine Kraft mehr gehabt. Das sei das erste Mal gewesen, dass er sie vergewaltigt habe. Danach wiederholte er dies jeden Tag, teilweise mehrmals. «Ich weiss nicht mehr, wie oft er mich vergewaltigte. Ich erinnere mich nicht einmal mehr an viele der Übergriffe, ich habe versucht, zu vergessen. Ich war komplett gebrochen, existierte nur noch als Hülle».

Seine Gier war ihre Rettung

Auf dem Boot lebten auch noch die Eltern von Dundoo, zwei Brüder, eine Frau und ihr Baby. Niemand half. Entsprechende Versuche hätten in Ernüchterung geendet. Für die Familie sei nichts ungewöhnlich gewesen an der Situation, sagt Greenwood. «Vermutlich wussten sie, dass ich vergewaltigt werde, aber das spielte keine Rolle. Frauen wurden als Besitz angesehen.» Aus Angst vor Dundoo und seinen Kollegen getraute sie sich nie, über die Reeling zu springen und die paar Hundert Meter an Land zu schwimmen. Mögliche Kritiker fragt sie: «Wo hätte ich auch hin sollen, völlig durchnässt, ohne Ausweise und Geld?»

Wer weiss, ob Greentree je vom Boot gekommen wäre, wäre ihr Peiniger nicht gierig geworden. Ihr Bankkonto (4000 Dollar) hatte er längst leergeräumt, ihre Reisedokumente eingetütet, doch er wollte mehr. Er zwang sie, ihre Familie anzurufen, die nach wie vor glaubte, sie reise mit dem Rucksack durch Indien zum Dalai Lahma. Doch eine Freundin von ihr war nicht so gutgläubig und hatte längst die Behörden informiert, die nach Greentree suchten. Durch den Anruf erhielten sie den Standort des Bootes, kurze Zeit später wurde Carmen Greentree gerettet.

Zu traumatisiert, um auszusagen

Von einer Klage gegen Dundoo und seine Familie sah sie ab. «Ich war zu traumatisiert, um für den Prozess wieder nach Indien zu reisen und auszusagen», sagt Greentree.

Heute kann die verheiratete Mutter von drei Kindern über damals reden. Sie hat ein Buch über die Geschehnisse verfasst in der Hoffnung, dass andere Menschen besser mit traumatischen Erlebnissen umgehen können. Und dass anderen ihr Schicksal erspart bleibt. Denn ein Einzelfall ist sie nicht. Wie Greentree der «Daily Mail» berichtet, sei kürzlich ein Backpacker zu ihr gekommen, der ihr erzählt habe, auch auf diesem Boot gefangen gehalten worden zu sein. (vof)

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