«Ich will nur noch sterben»
IS-Verdächtige in Mossul wie Vieh gehalten

Neue Aufnahmen eines Reporters zeigen, wie das Leben vermeintlicher IS-Anhänger in einem Gefängnis in Mossul aussieht.
Publiziert: 20.07.2017 um 21:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:25 Uhr
IS-Verdächtige werden in einem Gefängnis in Mossul auf engstem Raum zusammengehalten.
Foto: Bram Janssen/AP
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Nachdem die irakische Armee die IS-Hochburg Mossul erobert hat, geht es weiter mit Festnahmen von verdächtigen Personen. Soldaten und Sicherheitskräfte sollen unzählige Personen in Gefängnisse stecken, denen Beziehungen zum IS nachgesagt werden.

Reporter der Nachrichtenagentur AP durften ein Gefängnis in Mossul besuchen. Dort werden zurzeit mehr als 370 Personen eingesperrt, unter menschenunwürdigen Verhältnissen. Folter steht an der Tagesordnung. In einer weiteren Einrichtung in Qayara, im Süden von Mossul, sitzen 2800 weitere Gefangene.

Die Aufnahmen der Reporter zeigen über 100 abgemagerte, krank aussehende Männer, die auf engstem Raum gepresst ausharren müssen. Viele sitzen ohne Oberbekleidung, Schulter an Schulter zusammen, die Arme hinter dem Rücken verbunden. 

Keine Fenster, keine Lüftung

Die Insassen beteuern ihre Unschuld. Höchstens zehn Prozent der Gefangenen hätten was mit dem IS zu tun, erzählen sie den Reportern. Seit mindestens sechs Monaten müssen sie in den engsten Zellen ausharren. Weder Fenster, noch Lüftung oder Strom gibt es dort drin. Viele können nicht mehr selber laufen, weil ihre Beine so angeschwollen sind. Einige hätten Wunden, aus denen Würmer kriechen würden.

Ein Gefangener erzählt, er sei bereits seit acht Monaten in Qayara und habe in dieser Zeit nur einmal das Sonnenlicht gesehen. Einen Richter dagegen nie. Er wisse auch nicht, was genau ihm vorgeworfen würde. Besuch sei nicht erlaubt. «Ich will nur noch sterben», sagt ein anderer Insasse.

Die Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» wirft den irakischen Sicherheitskräften vor, auch Frauen und Kinder in die Gefängnisse zu stecken. «Die irakischen Behörden sollten nicht ganze Familie für die Taten ihrer Angehörigen bestrafen», sagt der Sprecher der Organisation Lama Fakih. Die Behörden selbst sprechen hingegen von «Rehabilitationscamps». (man)

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