Ihr Bild ging um die Welt
Jetzt spricht die Frau mit dem roten Schal über ihre Flucht vor der Hamas

Als die Hamas das Supernova-Festival in Israel stürmten, rannten die Feiernden um ihr Leben. Eine von ihnen war Vlada Patapov. Sie musste mitansehen, wie Menschen vor ihren Augen getötet wurden.
Publiziert: 08.12.2023 um 16:21 Uhr

Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben. Das Bild einer jungen Frau, die – in einen roten Schal gewickelt – auf dem Gelände des Supernova-Festivals in Israel um ihr Leben rennt, ging um die Welt. Nun ist klar: Die gebürtige Ukrainerin Vlada Patapov (25) hat den Horror am 7. Oktober überlebt. Zum ersten Mal spricht sie über das Grauen und ihre Flucht.

Die junge Mutter hatte sich an jenem Tag kurzfristig dazu entschlossen, zum Festival zu gehen. Ihr Partner Matan besorgte die Karten, Freitagmittag fuhren sie in die südisraelische Wüste in der Nähe des Kibbuz Reʿim. Schon da hatte die 25-Jährige eine böse Vorahnung. «Ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte», sagt sie zur «Daily Mail». 

Dass das Festival nahe der Grenze zu Gaza stattfand, überraschte Patapov. Doch sie vertraute darauf, dass die Organisatoren die Lage für sicher hielten. Das Paar und Padapovs Freundin Mai schlugen am Abend in der Wüste ihr Lager auf. Um 6.30 Uhr wurde sie von einer Warnung ihrer App aus dem Schlaf gerissen: Luftalarm!

Das Bild einer jungen Frau, die vom Supernova-Festival wegrennt, ging um die Welt.
Foto: Screenshot Twitter
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Terroristen schossen auf sie

«Ich suchte nach Matan und Mai und hörte sofort Schüsse», erzählt sie. Dann rief ein Mann alle auf, das Festivalgelände zu evakuieren. Patapov, ihr Partner und die Freundin rannten zu ihrem Auto. Die ersten Raketen schlugen auf dem Gelände ein. «Dann wurde uns klar, dass es sich um eine richtige Invasion handelt und die Terroristen uns töten wollen.»

Als sie zu dritt losfahren wollten, sah Patapov einen Mann in Uniform. Sie hielt ihn für einen israelischen Soldaten und war erleichtert. «Aber als ein Mann im Auto vor uns ausstieg, wurde er erschossen», berichtet sie von den schrecklichen Momenten. «Jetzt weiss ich, dass es ein Terrorist war.»

Die Hamas feuerte einen Kugelhagel ab. Patapovs Freund fuhr rückwärts, doch Autos auf den Strassen versperrten den Weg. Es herrschte absolutes Chaos. Während die drei Freunde in Deckung gingen, schossen Terroristen von Motorrädern, Lastwagen und Autos auf sie.

Rannten um ihr Leben

Mit dem Auto kamen sie nicht weiter, also stiegen alle drei aus und rannten los. In diesem Moment entstand das Bild von Patapov, die vom Festivalgelände flüchtet. Ihren Partner verlor sie aus den Augen. Als sich Patapov vom Festivalgelände in der Wüste entfernte, fing sie an zu weinen. Tränen der Erleichterung. Sie hatte es geschafft, den Terroristen zu entkommen.

Kurze Zeit später kam ein Auto und hielt an. Ein Israeli forderte sie auf, einzusteigen. Er brachte in seinem Kleinwagen acht Personen zu einem Armeestützpunkt in Sicherheit. Auch ihr Partner wurde in Sicherheit gebracht. 

Freunde verloren

Dass die Terroristen das Festival stürmten, kann Patapov noch immer nicht fassen. «Es war friedlich, die Leute tanzten. Und sie kamen und ermordeten Menschen, einige meiner Freunde – und wofür?»

Jeden Tag sei die junge Frau dankbar, dass sie am Leben ist und für ihre Tochter Romi da sein kann. «Manchmal fühle ich mich schuldig, dass ich überlebt habe und andere nicht», sagt sie. 340 Menschen wurden bei der Attacke getötet, 40 wurden entführt. Patapov: «Ich denke an die Geiseln, die noch in Gaza sind. Wir dürfen sie nicht vergessen.» (jwg)

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