Im Bunker getroffen
Ido (†6) stirbt nach Raketenangriff in Israel

Ido A.* versteckte sich mit seiner Familie vor den Hamas-Raketen in einem Bunker in der israelischen Stadt Sderot. Doch der Luftschutzraum konnte den Bub (†6) nicht schützen.
Publiziert: 13.05.2021 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2021 um 09:16 Uhr

Die Gewalt zwischen Israel und militanten Palästinensern kostet viele Zivilisten das Leben. Auf der israelischen Seite starben seit Montagabend mindestens sieben Menschen. Darunter auch Ido A*. Der sechsjährige Bub wohnte zusammen mit seiner Familie in der Stadt Sderot. Unweit der Grenze zum Gazastreifen.

Wie «Bild» schreibt, wurde das Kind am Mittwoch von einer Hamas-Rakete getroffen und tödlich verletzt. Die Familie versteckte sich vor den Explosionen in einem Bunker in ihrem Wohnhaus, als die Rakete das Gebäude traf und den Luftschutzraum durchbrach.

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Mutter und Schwester im Spital

Besonders tragisch: Idos Mutter weiss noch gar nichts vom Tod ihres Kindes. Denn auch sie und Idos siebenjährige Schwester wurden beim Angriff verletzt. Beide liegen noch im Spital, die Mutter muss sogar beatmet werden.

Ido A.* (†6) wurde in Israel durch eine Rakete getötet.
Foto: Twitter/Benjamin Netanjahu
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«Ich weiss nicht, wie ich es ihr sagen soll», wird Vater Asaf zitiert. «Über uns ist eine Katastrophe hereingebrochen! Es ist nicht zu fassen, dass wir in einer Situation sind, in der Eltern ihre Kinder begraben müssen! Wir hoffen, dass er das letzte Opfer war.»

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (71) teilte auf Twitter ein Foto des Jungen, das ihn als eine der Schildkröten der «Teenage Mutant Ninja Turtles» zeigt. Netanjahu kondoliert und warnt die Hamas: «Sie werden einen hohen Preis zahlen.»

Doch Ido und die 16-jährige Israelin Nadeen, die ebenfalls getötet wurde, sind nicht die einzigen Kinder, die bei den verheerenden Eskalationen ihr Leben verloren. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza starben in dem Küstengebiet im gleichen Zeitraum mindestens 17 palästinensische Kinder.

Einwohner im Gazastreifen leiden

Raketenangriff auf Tel Aviv
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Opfer auf beiden Seiten:Raketenangriff auf Tel Aviv

Seit Montagabend wurden nach Angaben der israelischen Armee mehr als 1600 Raketen auf Israel abgefeuert. Der militärische Flügel der im Gazastreifen herrschenden Hamas zeigte sich bereit, den Konflikt fortzusetzen. Ein Sprecher der Kassam-Brigaden erklärte: «Die Entscheidung, Tel Aviv, Jerusalem, Aschkelon, Aschdod und Beerscheva zu beschiessen, fällt uns leichter, als einen Schluck Wasser zu trinken.»

Auch im Gazastreifen hinterlassen die Bombardements der israelischen Luftwaffe tiefe Spuren. Das Militär setzte am Donnerstag seine massiven Angriffe auf das Küstengebiet fort. Fast 1000 Ziele beschoss das Militär dort nach Angaben von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Auch drei Hochhäuser wurden zerstört. Im Gazastreifen starben seit der Eskalation der Gewalt nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 80 Menschen.

Die 40-jährige Palästinenserin Dua al-Lou beschreibt die Lage in Gaza als «tragisch und extrem unheimlich». Die ohnehin harten Lebensumstände in dem Küstenstreifen seien wegen der jüngsten Eskalation «so schlimm wie nie zuvor». Die Hausfrau sagt: «Heute ist der erste Tag von Eid al-Fitr zum Abschluss des Fastenmonats Ramadan. Die ganze Welt feiert, aber wir hier in Gaza können weder feiern noch auf die Strasse gehen.» Ihr Mann ist Händler, wie viele habe er grosse finanzielle Einbussen, weil das Fest ins Wasser gefallen ist.

Unruhen im Inland spitzen sich zu

Wann ist damit zu rechnen, dass sich die gefährliche Situation beruhigt? Hinter den Kulissen gibt es offenbar intensive Bemühungen von Unterhändlern Ägyptens, Katars und der Vereinten Nationen um eine Waffenruhe. Experten gehen aber davon aus, dass die Gewalt zumindest noch mehrere Tage andauern könnte. Dafür spricht auch, dass Israels Sicherheitskabinett in der Nacht zum Donnerstag eine Ausweitung des Militäreinsatzes beschlossen hat. Dabei werden gezielt «Symbole der Hamas-Herrschaft» im Gazastreifen angegriffen.

Andererseits sorgen die inzwischen allabendlichen Unruhen in Orten im israelischen Kernland, in denen Juden und Araber bislang weitgehend friedlich zusammenlebten, für grösste Besorgnis. Der momentane Konflikt findet dort eine Fortsetzung. Araber jagen Juden, stecken Synagogen an. Juden verprügeln Araber, zerstören Geschäfte von Palästinensern. «Nichts rechtfertigt das Lynchen von Juden durch Araber und nichts rechtfertigt das Lynchen von Arabern durch Juden», versuchte Ministerpräsident Netanjahu in der Nacht zum Donnerstag zu beschwichtigen.

Viele befürchten jedoch, dass sich der bereits entstandene Riss noch tiefer in die ohnehin schon gespaltene und diverse Gesellschaft frisst, sollte nicht bald wieder Ruhe einkehren. Dieser Konflikt «ist nicht weniger gefährlich als die Raketen der Hamas», warnte Verteidigungsminister Benny Gantz. (man/SDA)

Weitere Informationen zu den Eskalationen finden Sie in unserem Ticker.

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