Hier wüten die Demonstranten in Dublin
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Polizeiauto zerstört:Hier wüten die Demonstranten in Dublin

Nach Messerattacke in Dublin
Mädchen (5) und Lehrerin in kritischem Zustand

In der irischen Hauptstadt Dublin toben heftige Krawalle. Auslöser ist eine Messerattacke, bei der mehrere Kinder verletzt wurden. Der Täter soll ein Migrant sein. Sein Motiv bleibt unklar.
Publiziert: 23.11.2023 um 16:16 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2023 um 11:17 Uhr
Hintergrund: In Dublin wurden mehrere Personen mit einem Messer angegriffen. Die rechtsextremen Hooligans denken, es war ein Ausländer – und randalieren gegen Migration.
Foto: Leserreporter
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Die irische Hauptstadt Dublin ist am Donnerstag von einer Bluttat mit mehreren Verletzten – darunter drei Kindern – und anschliessend von schweren Krawallen erschüttert worden. Ein fünfjähriges Mädchen und eine zwischen 30 und 40 Jahre alte Frau waren nach einem Messerangriff am Nachmittag mit schweren Verletzungen ins Spital gebracht worden, wie die Polizei mitteilte. Das Mädchen musste Berichten zufolge einer Notfallbehandlung unterzogen werden. Zwei weitere Kinder, ein fünf Jahre alter Junge und ein sechsjähriges Mädchen, erlitten leichtere Verletzungen.

Ein etwa 50 Jahre alter Tatverdächtiger, der noch vor Ort festgenommen wurde, wurde mit ernsten Verletzungen im Spital behandelt. Berichten zufolge hatte der Mann die Kinder attackiert, als sie sich vor einer Krippe in einer Schlange aufstellten. Bei der verletzten Frau soll es sich um eine Mitarbeiterin handeln, die dazwischengegangen war, um die Kinder zu schützen. Mehreren Passanten gelang es anschliessend, den Mann zu überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten.

Innenstadt abgesperrt

Am späten Abend berichtet ein Blick-Leserreporter, der gerade in Dublin ist, dass alle Bars und Geschäfte in der Innenstadt früher schlossen und ihre Gäste und Kunden «rauswarfen». Ein grosser Teil der Innenstadt sei abgesperrt worden. «Die Polizei riet uns, weit wegzugehen.» Auch Touristen kommen nicht mehr in ihr Hotel. Ein Teil von Dublin ist komplett abgeriegelt.

Einem Polizeisprecher zufolge wurden zunächst keine weiteren Verdächtigen im Zusammenhang mit der Tat gesucht. Die Sicherheitsbehörden machten rechtsextreme Unruhestifter für die Krawalle verantwortlich. Zuvor war in sozialen Medien über die Nationalität des mutmasslichen Täters spekuliert worden, zu der die Polizei selbst keine Angaben machte.

Das Motiv für den Messerangriff sei noch unklar, betonte Irlands Polizeichef Drew Harris vor Journalisten. Nichts könne ausgeschlossen werden. Zuvor hatten die Aussagen eines Polizeisprechers den Eindruck erweckt, ein terroristischer Hintergrund sei unwahrscheinlich.

Riesen-Randale in der Innenstadt entfacht

Nach dem Messerangriff versank Dublin im puren Chaos. Bilder aus den sozialen Medien zeigen, wie ein Polizeiauto und ein Bus in Flammen stehen. Ebenso zeigen die Bilder, wie eine Gruppe von Menschen auf Polizeiwagen einschlägt. Einer der Hooligans springt auf der Haube herum.

Den sozialen Medien ist zu entnehmen, dass die Hooligans randalieren, da sie davon ausgehen, dass der mutmassliche Täter aus Algerien stammt. Ihre Randale haben sie offenbar aus Protest gegen Migration gestartet. Die Polizei hat die Herkunft des mutmasslichen Täters bislang nicht bestätigt. 

Zuvor sagte Polizeichef Harris dem irischen Sender RTE, dass die «verrückte Hooligan-Fraktion, die von rechtsextremen Ideologien angetrieben wird» in der Innenstadt für «schändlichen Szenen» gesorgt habe. Eine Reihe von Polizisten sei bei den Randalen auch verletzt worden. Harris appellierte an die Hooligans, «nach Hause zu gehen» – und mahnte, dass sie nicht auf Fehlinformationen aus sozialen Medien hören sollten.

«Ich habe selten so viel Polizei gesehen»

Weitere Blick-Leserreporter sind vor Ort. Einer beschreibt die Situation als «heftig» und berichtet: «Die Stimmung ist sehr angespannt. Man sieht sehr viele vermummte Leute.» Das bestätigt auch ein zweiter Leserreporter. «Die Polizei kommt im Minutentakt, ich habe selten so viel Polizei gesehen.» Weitergehend sagt er, dass «extrem viele» Schaufenster zerschlagen wurden. Das zeigen auch Bilder aus den sozialen Medien. Demnach wurde das Schaufenster eines Schuhgeschäftes eingeschlagen. Vermummte laufen mit geklauten Schuhen hinaus.

Der irische Sender RTE berichtet, dass ein Polizeihelikopter im Einsatz steht, der die Lage aus der Luft überwacht. Sprecher Harris sagte zudem: «Wir ziehen alle Ressourcen zusammen, um damit umzugehen.»

34 Menschen festgenommen

Am Freitag haben die Behörden die Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz über die Messerattacke und die darauffolgenden Krawalle informiert. «Inzwischen haben wir im Zusammenhang mit den Krawallen 34 Menschen festgenommen», sagt ein Sprecher der irischen Polizei am Freitag vor den Medien.

Die Zerstörung sei enorm, mit solch heftigen Ereignissen habe man nicht gerechnet. «Es sind Szenen, die wir in Jahrzehnten nicht gesehen haben.» Das fünfjährige Mädchen und ihre Lehrerin, die bei der Messerstecherei am stärksten verletzt worden seien, befinden sich dem Sprecher zufolge nach wie vor in kritischem Zustand. «Die Lage ist sehr ernst.» (SDA/mrs/kes/dzc)

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