Influencer zeigt, wie man US-System ausnützt
Dieser Migrant ist Trumps grösster Wahlhelfer

Der Venezolaner Leonel Moreno zeigt seinen über 500'000 Followern auf Tiktok, wie man als Migrant in Amerika das System austrickst. Seine Tips sind skrupellos – aber legal. Profitieren vom venezolanischen Spitzbuben wird vor allem einer.
Publiziert: 24.03.2024 um 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2024 um 13:56 Uhr
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Zuoberst auf dem Sorgenbarometer der Amis steht die Migration. Denn die Zahlen der illegalen Ankömmlinge an der US-Südgrenze sind dramatisch. Im Dezember griffen die amerikanischen Grenzer 250'000 Flüchtlinge auf.

Leonel Moreno sorgt dafür, dass der Strom nicht abreisst. Der Venezolaner, der selbst in die USA migrierte, zeigt seinen Hunderttausenden Followern auf Tiktok, mit welchen Tricks sie das amerikanische System zum Narren halten und auf Kosten der Steuerzahlenden wunderbar leben können. Trump dürfte das freuen!

Moreno schreit in seinen Videos in aggressivem Tonfall in die Handy-Kamera und fordert seine mehr als 500'000 Fans zu einer «Invasion» in die USA auf. «In Amerika könnt ihr ganz einfach Häuser besetzen. Es gibt hier ein Gesetz, das besagt: Wenn ein Haus nicht bewohnt ist, kann man eindringen und die Besitzer ganz einfach enteignen.»

Leonel Moreno ruft seine venezolanischen Landsleute zu einer «Invasion» in die USA auf.
Foto: Tiktok
Leonel Moreno ruft seine venezolanischen Landsleute zu einer «Invasion» der USA auf.
Foto: Tiktok
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«Meine afrikanischen Freunde haben hier in Columbus, Ohio, schon sieben Häuser besetzt», hängt der Venezolaner an. Die Behörden könnten nichts dagegen tun. Der Weg zum eigenen Haus als Migrant in den USA: ein Kinderspiel.

Amerika, das Hausbesetzer-Paradies

Das Überraschende daran: Leonel Moreno hat Recht. Alle 50 US-Bundesstaaten kennen sogenannte «squatter rights», also Rechte für Hausbesetzer. Wer ein leerstehendes Haus besetzt, wird nach einer bestimmten Zeit – sofern die Eigentümer nicht intervenieren – offizieller Besitzer der Liegenschaft. Je nach Bundesstaat müssen dazu zwischen 30 Tagen und 40 Jahren vergehen.

Probleme verursacht das Gesetz derzeit etwa in New York, wo Hausbesetzer in bestimmten Fällen nach gerade einmal einem Monat nicht mehr aus den besetzten Häusern geschmissen werden können. Schmerzlich erfahren musste das etwa die Amerikanerin Adele Andaloro (47) im New Yorker Stadtteil Queens. Ihr Elternhaus wurde in ihrer Abwesenheit von Migranten besetzt.

Als Andaloro die Schlösser auswechseln lassen wollte, um die Besetzer auszusperren, wurde sie von der Polizei abgeführt und wegen Hausfriedensbruch angezeigt, wie sie dem Fernsehsender ABC erzählte. Laut dem New Yorker Immobilien-Anwalt Alan Goldberg haben solche Fälle in der Millionenmetropole seit der Covid-Pandemie um rund 50 Prozent zugenommen.

Warum Moreno für Trump ein Segen ist

Leonel Moreno ist das Schicksal der Hauseigentümer und egal. Und nicht nur das: In Hunderten Videos auf Tiktok verrät der Familienvater, der die Tage vorzugsweise mit seiner kleinen Tochter spielend im Bett zu verbringen scheint, wie man als Migrant das amerikanische System austricksen kann.

Er zeigt, wie er gebrauchte Kleider als Neuware tarnt und im Laden gegen Bares eintauscht. Er erklärt, wie man stehengelassene Autos mitnehmen und unter der Hand verkaufen kann. Und er macht unverblümt klar: «Gegen Arbeit bin ich allergisch!» Er sei in den USA in den ewigen Ferien.

Donald Trump (77), der republikanische Anwärter auf das Präsidentschaftsamt, hat die Sorgen der Wählerschaft um die zunehmende Migration längst erkannt. Und die spitzbübischen Videos von Leonel Moreno sind Wasser auf die Mühlen all jener, die vor den faulen Migranten und den schamlosen Zuwanderern warnen. Auf Trumps sozialem Netzwerk «Truth Social» sorgen Morenos Videos bereits für Aufregung. Nichts sei mehr sicher, jedes Ferienhaus ein potenzielles Ziel, schimpft eine Trump-Anhängerin.

Für Trump kommen die Videos wie bestellt. Die Angst seiner Anhänger vor den «Karawanen» aus dem Süden wird wachsen, Morenos Klickzahlen werden steigen – und mit ihnen Trumps Wahlchancen.

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