Intimes Gespräch belauscht
Merkel und Conte heimlich am WEF gefilmt

Ein Gast hat am WEF ein bilaterales Gespräch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Italiens Premier Giuseppe Conti geflimt. Der Inhalt des Gesprächs ist brisant – und zeigt, wie Staatenlenker in ungezwungenem Rahmen miteinander sprechen.
Publiziert: 01.02.2019 um 10:35 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 15:30 Uhr
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Flavio Paolo RazzinoNachrichtenchef

Sie trafen sich auch am diesjährigen World Economic Forum (WEF) in Davos: die Staatenlenker und die Wirtschaftsgrössen der Welt. Zwar gibt es offizielle Vorträge und Diskussionsrunden am WEF – doch die Gäste nutzen die vielen Gelegenheiten vor allem für bilaterale Gespräche.

Eine solche Gelegenheit haben auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Italiens Premier Giuseppe Conte für ein intimes Gespräch genutzt. Was sie aber nicht wussten: Jemand filmte heimlich mit dem Handy, wie die beiden die Köpfe zusammenstecken. Veröffentlicht wurde es vom TV-Sender La 7.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Italiens Premier Giuseppe Conti im Gespräch am WEF in Davos.
Foto: Screenshot
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Denn Italiens Premier Giuseppe Conte spricht mit Merkel sehr offen über den aktuellen Streit über Migranten, den Europa entzweit. Brisant: Der parteilose Premier in Italien ist einziges Bindeglied zwischen der rechtspopulistischen Lega von Innenminister Matteo Salvini und der eher linken 5-Sterne-Bewegung von Luigi di Maio. Im Gespräch wirkt er aber als Anhänger der 5-Sterne-Bewegung.

«Salvini ist gegen alles»

Conte will nämlich ausloten, wo Deutschland der 5-Sterne-Bewegung helfen könnte. «Sie sind sehr besorgt. Die 5-Sterne-Bewegung fällt bei Umfragen auf 26 bis 27 Prozent, Salvini steigt auf 35 bis 37 Prozent. Also fragt sich die 5-Sterne-Bewegung: Was sind die Themen, wo sie (wohl die Deutschen, Anm. der Red) helfen können bei einem Wahlkampf? Denn bei der Immigration, da ist Salvini gegen alles. Er macht alles zu, es gibt keinen Verhandlungsspielraum.»

Merkel hört zu und trinkt einen Espresso. Conte nippt an einem Orangensaft. «Erinnerst du dich an Malta?», so Conte weiter. «Als ich gesagt habe, dass wir Frauen und Kinder aufnehmen? Wie (Jean-Claude) Juncker es mir gesagt hatte? Salvini sagte aber: ‹Alle Häfen sind zu!› Ich dann: ‹OK, das heisst, dass wir sie mit dem Flugzeug holen gehen.›»

«Ja, wir werden sie bestimmt nehmen»

Merkel will es nochmals wissen: «Also nehmt ihr ...» Conte: «Ja, wir nehmen sie ganz sicher. Angela, du musst dir keine Sorgen machen. Meine Stärke ist, dass ich sehr bestimmend bin. Wenn ich sage: ‹Jetzt ist fertig!›, dann streiten die nicht mehr.»

Conte: «Es gibt viele in der Partei, die sagen: ‹Deutschland ist unser Freund, und darum machen wir eine Kampagne gegen Frankreich.›»

Merkel lacht, schüttelt leicht den Kopf und antwortet darauf: «Das ist eine sehr oberflächliche Herangehensweise».
Conte: «Ich denke es wird ... Wir sind erst am Anfang.»

Merkel: «Also Salvini ist gegen Frankreich und Deutschland?»
Conte: «Salvini ist gegen alle!»

Nicht alle Teile des Gesprächs sind zu hören.

«Ich bin nicht gegen alle»

Matteo Salvini reagierte an einer Lega-Veranstaltung prompt auf die Veröffentlichung des Videos. Er sagte zu einem Reporter: «Ich bin nicht gegen alle. Wenn ich wählen müsste zwischen Frankreich und Deutschland, dann würde ich sofort Deutschland wählen.»

Dass Merkel sich wegen ihm besorgt zeige, erfülle ihn aber mit grosser Genugtuung. «Obwohl es nichts gibt, worüber sie sich sorgen müsste», so Salvini weiter.

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