Anführer der Terrorgruppe lehnt Zweistaatenlösung ab
Hamas leugnet Gräueltaten am 7. Oktober

In einem neuen Dokument versucht die Hamas, das Massaker vom 7. Oktober zu rechtfertigen. Die Terrorgruppe bestreitet Gräueltaten an Zivilisten. Ein Hamas-Führer will eine Zweistaatenlösung an der Seite Israels nie akzeptieren. Und weibliche Geiseln sind wohl schwanger.
Publiziert: 24.01.2024 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 07:58 Uhr
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

In einem neu veröffentlichten Dokument rechtfertigt die Hamas ihre Aktionen am 7. Oktober und versucht, die Geschichte umzuschreiben. Die 16-seitige Propagandaschrift bestreitet, dass die Islamisten Gräueltaten an Zivilisten begangen haben. Israelische Militärposten seien das Ziel der «nationalen Befreiungsgruppe» gewesen, die «Kolonialismus» bekämpft.

Die Hamas-Darstellung behauptet, dass die «Operation auf israelische Militäreinrichtungen abzielte und versuchte, die Soldaten des Feindes festzunehmen». Die blutigen Angriffe auf israelische Städte und Gräueltaten an Babys, Kindern, Frauen, Männern sowie 80- und 90-Jährigen werden mit keinem Wort erwähnt. Auch die rund 240 Menschen, die die Hamas am 7. Oktober als Geiseln nahm, finden keine Erwähnung. Es wird nur angedeutet, dass die israelischen Militäroperationen in Gaza für ihren Tod verantwortlich sind.

Die Terrorgruppe behauptet, dass «Zeugenaussagen von Israelis» beweisen, dass die Hamas «keine Zivilisten ins Visier genommen hat». Dass 40 Babys enthauptet worden seien, sei eine «Lüge». Es gebe auch «keine Beweise für Massenvergewaltigungen». Im Gegenteil seien israelische Kampfhelikopter für die Tötung «vieler» der 364 Menschen verantwortlich, die am frühen 7. Oktober auf dem Nova-Musikfestival massakriert wurden. Von einem Gemetzel hatte die Hamas «keine Kenntnis».

In einer neu veröffentlichten Propagandaschrift weist die Hamas jede Verantwortung für angebliche Gräueltaten am 7. Oktober zurück. Wenn, dann seien diese von Israelis begangen worden.
Foto: Hamas
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Hochrangiger Hamas-Offizier lehnt Zweistaatenlösung ab

Inzwischen hat ein hochrangiger Hamas-Funktionär offen erklärt, dass seine Terrorgruppe niemals eine Zweistaatenlösung akzeptieren werde – und sich damit gebrüstet, dass die Attacke vom 7. Oktober bewiesen habe, dass es möglich sei, das palästinensische Gebiet zu vergrössern und Israel zu vernichten.

Khaled Mashal (67) ist eine Schlüsselfigur der Hamas. Von Katar aus ist er an der Führung der militanten Islamisten beteiligt. Vergangene Woche bekräftigte er in einem Videointerview mit dem kuwaitischen Podcaster Amar Taki, dass Menschen in Gaza und Israel nicht nebeneinander existieren können. Der 7. Oktober habe dies nur allzu deutlich gemacht.

Traum von Gross-Palästina

«Ich möchte zwei Dinge über die Zweistaatenlösung sagen», so Mashal. «Erstens: Wir haben nichts mit der Zweistaatenlösung zu tun. Wir lehnen dieses Konzept ab, denn es bedeutet, dass man ein Versprechen für einen palästinensischen Staat erhält, aber gleichzeitig die Legitimität des anderen Staates, nämlich des zionistischen Staates, anerkennen muss.»

«Das ist inakzeptabel», sagt Mashal. «Wir verlangen, befreit zu werden, die Besatzung loszuwerden und unsere Unabhängigkeit und unseren Staat zu bekommen.» Der 67-Jährige träumt von einem Gross-Palästina: «Ich glaube, dass der Traum und die Hoffnung für Palästina vom Fluss bis zum Meer und vom Norden bis zum Süden erneuert worden sind.» Damit meint er, dass sich der Staat Palästina vom Mittelmeer weit bis in den Osten erstrecken werde.

Sex-Puppen der Terroristen

Mehrere freigelassene Hamas-Geiseln und deren Angehörige haben israelischen Medien zufolge von sexueller Gewalt während der Gefangenschaft im Gazastreifen berichtet. «In diesem Moment wird jemand in einem Tunnel vergewaltigt», sagte die Tochter einer freigelassenen Frau der Zeitung «Times of Israel» zufolge am Dienstag vor Abgeordneten des Parlaments.

Die Geiseln hätten «nichts Unrechtes getan», sagte sie. Ihre Ende November freigelassene Mutter sagte, die Terroristen behandelten die Mädchen in Gefangenschaft wie Puppen, mit denen sie machen könnten, was sie wollten. «Ich kann nicht atmen, ich kann nicht damit umgehen, es ist zu schwer. Es ist fast vier Monate her, und sie sind immer noch da.»

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Einige weibliche Geiseln haben keine Periode mehr

Die Mädchen in Gefangenschaft seien wie ihre Töchter gewesen, sagte sie weiter. Die Frau betonte Medien zufolge, dass Männer die gleichen Erfahrungen machten. «Sie können nicht schwanger werden, aber sie machen es auch durch.» Ihr Mann wird den Berichten zufolge noch immer im Gazastreifen festgehalten. «Ich kann nicht verstehen, wie die Welt schweigt.» Es habe in ihren 51 Tagen Gefangenschaft keine Minute gegeben, in der die Geiseln keinen Missbrauch erlebt hätten, zitierte die Zeitung «Haaretz» die Frau weiter.

«Einige der in Gaza verbliebenen Frauen haben ihre Periode nicht mehr bekommen», sagte die Ex-Geisel Chen Goldstein-Almog (48), die zusammen mit drei ihrer vier Kinder freigelassen worden war. «Vielleicht sollten wir dafür beten, dass es der Körper ist, der sich selbst schützt, damit sie, Gott bewahre es, nicht schwanger werden können», so Goldstein-Almog. (mit AFP)

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