Israelische Botschafterin in Bern zeigt Schweizer Medien schockierende Bilder
«Wer uns kritisiert, kennt die Fakten nicht»

Wegen der Bodenoffensive im Gazastreifen hagelt es Kritik an Israel. Zu Unrecht, empört sich Ifat Reshef, Botschafterin in Bern. Mit aussergewöhnlichen Methoden ruft sie in Erinnerung, warum sich Israel im Krieg befindet.
Publiziert: 03.11.2023 um 19:28 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2023 um 12:01 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Die Welt reagierte schockiert, als am 17. Oktober eine Rakete beim Al-Ahli-Spital in Gaza-Stadt einschlug. Von einem israelischen Angriff sowie 500 Toten war die Rede. Auch als Israel am Dienstag das Flüchtlingslager Dschabalia per Fernbeschuss ins Visier nahm und 50 Menschen starben, war das Entsetzen über die Bodenoffensive Israels im Gazastreifen weltweit gross.

Geblendet von der Dramatik hinterfragte aber kaum jemand, wer die Meldungen verbreitet hatte: Es war die Hamas, eine Terrororganisation. Denn beim Angriff auf das Spital handelte es sich laut westlichen Geheimdiensten um eine fehlgeleitete Rakete, die eigentlich aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurde. Auch die Zahl der Toten dürfte falsch sein. Ebenfalls westliche Geheimdienstkreise gehen von ein paar Dutzend Todesopfern aus.

Der Angriff auf Dschabalia galt der Hamas, die hier eines ihrer Hauptquartiere unterhielt. Die vielen Toten sind auf geheime Terrortunnels zurückzuführen, die beim Zusammenbrechen mehrere darüber liegende Gebäude einstürzen liessen.

Mit Bodycams haben sich die Hamas-Terroristen beim Überfall selber gefilmt.
Foto: keystone-sda.ch
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Schockierende Bilder

Um sich gegen die wachsende Kritik gegen die angelaufene Bodenoffensive zu wehren, greifen israelische Botschaften zu drastischen Mitteln. Sie laden Journalisten ein, um ihnen Fotos und Videoclips des Hamas-Überfalls vom 7. Oktober zu zeigen. Die israelische Vertretung in Bern hatte in ihrer Einladung mit fetten Lettern gewarnt: «Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Dokumentation Material enthält, das extrem verstörend ist.»

Was die Journalisten am Freitagmorgen während rund zehn Minuten in einem kleinen Sitzungszimmer im Keller zu sehen bekamen, war mehr als «verstörend», es war der blanke Horror. Die Videos zeigen, wie Hamas-Kämpfer die israelischen Grenzwächter am Gazastreifen exekutieren, einem Mann mit einem Stock die Augen ausstechen sowie in Wohnhäuser eindringen und schlafende Menschen erschiessen.

Selbst vor Babys machten die Angreifer nicht halt: Bilder zeigen verkohlte Leichen von Kindern, die an ihre Eltern gefesselt sind. Auf einem anderen Foto ist eine nackte Frau zu sehen, deren Beine gebrochen sind. «Die Deutsche ist zwanzigmal vergewaltigt worden», kommentierte Botschafterin Ifat Reshef (55) das Bild. Anschliessend wurde die geschändete Leiche als Trophäe auf einem Pick-up zur Schau gestellt.

Deutsche Journalisten brachen zusammen

Es war eine «Version light» der Gräueltaten der Hamas, die den Schweizer Journalisten vorgeführt wurde. Die israelische Botschaft in Berlin war vor wenigen Tagen bei deutschen Journalisten mit noch heftigerem Material aufgefahren. «Es waren 45 Minuten des absolut Bösen», schrieb «Bild». 150 Medienvertreter, von denen einige zusammengebrochen seien, sahen sich die Vorführung in Deutschland an. In der Schweiz waren es drei, nachdem eine Journalistin den Raum vorzeitig verlassen hatte.

Einen Monat ist es her, seit Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen ausbrachen und auf israelischem Boden mordeten und rund 240 Geiseln nahmen, darunter Babys und alte Menschen. «Wir kennen die Zahl der Toten immer noch nicht. Wir haben Körperteile gefunden, von denen wir nicht wissen, ob sie von einer oder mehreren Personen stammen», sagte die sonst ruhige Botschafterin in energischem Ton.

Inzwischen hat die israelische Armee Gaza-Stadt eingekreist. Ifat Reshef: «Viele erinnern sich nicht mehr daran, warum wir das machen. Wer uns kritisiert, kennt die Fakten nicht. Uns wurde dieser Krieg aufgezwungen.» Hier kämpfe ein Staat, der Uno-Mitglied sei, gegen eine Terrororganisation. «Da muss man doch eine klare Meinung haben», sagte die Botschafterin. Auch mit Seitenhieb auf die neutrale Schweiz.

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