Ivanka Trump muss wegen Fälschungen vor Gericht
Fake Shoes!

Ivanka Trump muss wegen Plagiatsvorwürfen vor die Richterin. Aber wie im Trump-Clan üblich will Ivanka mit all diesen peinlichen Angelegenheiten natürlich nichts zu tun gehabt haben.
Publiziert: 27.06.2017 um 12:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:43 Uhr
Ivanka Trump (35) muss im kommenden Herbst vor der New Yorker Bezirksrichterin Katherine Forrest erscheinen.
Foto: Mike Theiler
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Johannes von Dohnanyi

Ivanka Trump (35) hat Ärger mit der amerikanischen Justiz. Die unbezahlte Beraterin von Vater Donald kümmert sich sozusagen nebenberuflich auch noch um ihre Schuh- und Modekollektionen. Genau wegen dieses Zweitjobs muss sie im Herbst vor der New Yorker Bezirksrichterin Katherine Forrest erscheinen. Die will von der Präsidententochter wissen, wieso ihr Hettie Shoe dem Wild Thing Shoe des italienischen Modelabels Aquazzurra so ähnlich ist wie ein Ei dem anderen.

Sehen sich sehr ähnlich: «Wild Thing», das Original von Aquazurra (l.), und Trumps Sandale «Hettie».
Foto: Matches Fashion / Bloomingdales

Die Plagiatsklage gegen Ivanka Trump und ihren Lizenznehmer Mark Fisher Footwear hatte Aquazzurra-Designer Edgardo Osorio schon im Sommer 2016 eingereicht. «Dummdreist», hat er die 145-Dollar-Fälschung seiner Kreation öffentlich genannt. Eine Fälschung, für die zahlreiche Popstars, Models und Schauspielerinnen mehr als das Fünffache hingelegt haben.

Als unbezahlte Beraterin agiert sie an der Seite ihres Vaters Donald Trump und kümmert sich – sozusagen nebenberuflich – auch noch um ihre Schuh- und Modekollektionen.
Foto: Andrew Harnik

Trumps weisen immer alles von sich

Der Ärger des Designers ist umso grösser, als Ivankas Unternehmen IT Collection LLC nicht zum ersten Mal eine seiner Kreationen geklaut hat. Mindestens einmal schon hat sich die amerikanische Unternehmerin aussergerichtlich mit Aquazzurra einigen müssen. Wie in der Trump-Familie üblich, will Ivanka mit all diesen peinlichen Angelegenheiten natürlich nichts zu tun gehabt haben. Jede böse Absicht hat sie mit beredtem Schweigen und gekonntem Augenaufschlag weit von sich gewiesen.

Dennoch möchte Richterin Forrest wissen, was es mit dem grossspurigen und schriftlich gegebenen Versprechen der Unternehmerin an ihre Kundinnen auf sich hatte, sich um das Design jedes Schuhmodells höchstpersönlich zu kümmern. Den Einwand des Weissen Hauses, Ivanka Trump sei angesichts ihres Einsatzes für die Weltpolitik leider nicht abkömmlich, hat sie beiseitegewischt und für die Befragung der vielleicht wichtigsten Vertrauten des US-Präsidenten zwei volle Stunden angesetzt.

Sie kittet, was Vater Donald zerschlägt

Die Vorladung kommt für Beraterin Ivanka und ihren Chef-Vater Donald zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Beide nämlich haben ihre politische Blitzkarriere auf dem Versprechen aufgebaut, sich für die Schwachen und die von der Globalisierung abgehängten US-Bürger einzusetzen. «Make America Great Again», tönt Donald Trump. Die Industrie will er notfalls mit Strafzöllen dazu zwingen, an die Billiglohnländer verlorenen Arbeitsplätze in die USA zurückzubringen.

Was der polternde Milliardär dabei an diplomatischem Porzellan zerschlägt, soll seine Tochter dann wieder kitten. Diese Strategie des Weissen Hauses wurde erst vor wenigen Wochen wieder sichtbar. Die blonde Amerikanerin versuchte in Berlin überraschend, sich als engagierte Feministin zu stylen. Während einer Vorbereitungskonferenz zum G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg war sie mit eher schlichten Thesen zur Gleichberechtigung und der Verbesserung der weltweiten Frauenrechte aufgefallen.

Nur eine perfekte Musterschülerin

Um den trumpschen Weg zum Reichtum zu verstehen, hatte sie den versammelten Experten aus aller Welt sogar die Lektüre ihres eigenen Buchs zu dem Thema empfohlen. Ivanka Trumps wichtigste Botschaft an die Frauen: Wie ich könnt ihr alles erreichen, was ihr wollt. Oder, im Umkehrschluss: Wer es nicht zur Millionärin schafft, ist selber schuld.

In Wahrheit ist die schlanke Blondine aus dem Weissen Haus nichts als die Musterschülerin ihres skrupellosen Vaters. Ihr Erfolg basiert auf dem Prinzip der Ausbeutung.

Schlimme Zustände für die Näherinnen

In der PT Buma Apparel Factory im indonesischen Subang, wo IT Collection LLC einen Teil von Trumps Kleiderkollektion produzieren lässt, berichten die Näherinnen von Fünfzehn-Stunden-Schichten in armselig eingerichteten Fabrikhallen.

Selbst mit der Erfüllung hoher Akkordvorgaben erreichen sie kaum den monatlichen Hungerlohn von umgerechnet etwa 125 Franken. Das ist fast ein Negativrekord in der für ihre Ausbeutung berüchtigten Textilindustrie Asiens. Die Gewerkschaften beschwerten sich erfolglos bei dem koreanischen Besitzer von PT Buma.

Auch in den chinesischen Fabriken, in denen IT Collection LLC produzieren lässt, wird immer wieder gegen die gesetzlichen Mindeststandards verstossen. Das zumindest behauptet die ihn New York ansässige Nichtregierungsorganisation China Labor Watch, die einige Aktivistinnen in die Unternehmen einschleusen konnte, die für die Präsidententochter arbeiten.

Als Anfang Mai Gerüchte über die Aktion und die festgestellten gravierenden Mängel aufkamen, schlug der chinesische Staat zu. Drei der Mitarbeiterinnen von China Labor Watch wurden von der Polizei verhaftet. Von zweien von ihnen fehlt seitdem jede Spur.

Alles nur Fake-News!

Die Plagiatsklage gegen Ivanka Trump vor dem New Yorker Bezirksgericht rundet das Bild einer skrupellosen und nur auf den eigenen Vorteil bedachten Frau ab. Das Familienmotto «Make America Great Again» ist vor allem eins: Fake-News!

Zum bevorstehenden G20-Gipfel hätte sich Donald Trump wohl bessere Nachrichten gewünscht.

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