Jetzt spricht der jüdische Student nach der Prügel-Attacke
«Meine Nase war komplett durchgebrochen»

Der jüdische Student Lahav Shapira meldet sich nach einer Prügel-Attacke erstmals aus dem Spital. Ein propalästinensischer Kommilitone stürzte sich unvermittelt auf ihn und richtete ihn übel zu.
Publiziert: 23.02.2024 um 16:20 Uhr

Zugeschwollene Augen, gebrochene Nase und mehrere Metallplatten im Gesicht: Lahav Shapira (30), der Bruder des Comedians Shahak Shapira (35), meldet sich das erste Mal aus dem Spital, nachdem er im Februar brutal niedergeschlagen wurde. Der Täter: ein Kommilitone von Shapira.

Der propalästinensische Mustafa A.* (23) fing den 30-Jährigen laut eigener Aussage vor einer Bar in Berlin-Mitte ab und richtete ihn übel zu. «Meine Nase war komplett durchgebrochen, auch ein Knochen in der Augenhöhle und einer in der Wange waren gebrochen. Ich habe im Gesicht zwei Metalleinsätze. Es gab eine geringe Hirnblutung, die sich zum Glück nicht ausgeweitet hat», sagt Lahav Shapira zur «Welt».

Die Staatsanwaltschaft geht von einem gezielten Angriff gegen ihn als Jude aus. Auch Shapira ist davon überzeugt, Opfer einer antisemitischen Attacke zu sein. «Ich wurde deshalb angegriffen, weil ich für das Existenzrecht Israels einstehe und nicht möchte, dass Israel ausgelöscht wird.» Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdacht auf gefährliche Körperverletzung, die Uni hat dem Angreifer A. ein Hausverbot erteilt.

Lahav Shapira meldet sich das erste Mal aus dem Spital – mit geschwollenen Augen, einer gebrochenen Nase und einer klaren Geste an die Aussenwelt.
Foto: Lahav Shapira/WELT
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Hetze auf Whatsapp

Die Attacke geschah am 2. Februar, als Lahav Shapira eine Bar mit seiner Begleitung verlassen wollte. Plötzlich habe sich Mustafa A. auf ihn gestürzt. Nach zwei Schlägen ging Shapira zu Boden. Doch der Angreifer liess nicht von ihm ab und trat ihm direkt ins Gesicht. Die Attacke folgte laut Shapira nach einem Zwischenfall, bei dem er Plakate von israelfeindlichen Gruppen der Freien Universität Berlin entfernt hatte. Die Plakate sollen Israels Staatsgründung als Landraub bezeichnet haben, wie die «Welt» berichtet.

Neben der brutalen Attacke wird auch auf Whatsapp gegen den jüdischen Studenten gehetzt. In einem Chat, der zur Vernetzung von Lehramtsstudenten dient, hatte er einige Benutzer entfernen müssen, da sie zu antisemitischen Demonstrationen aufgerufen hatten. Daraufhin wurde eine weitere Gruppe erstellt, in der ihm Gewalt angedroht wurde. Zudem wurden antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet, wie Lahav Shapira berichtet. 

«Wir wurden vorgeschickt, weil sich die Uni nicht traut»

Die jüdischen Kommilitonen haben die antisemitischen Gruppen an der Uni Berlin schon früh bemerkt und sich mit der Leitung in Verbindung gesetzt. Bei einem Gespräch mit dem Präsidium wurden Lösungsansätze versprochen, danach seien die Studenten aber ignoriert worden. «Wir sollten Ankündigungen israelfeindlicher Demos weiterleiten und wurden dazu animiert, Plakate oder Schmierereien selbst zu entfernen», sagt Shapira.

Wie der Angriff auf ihn zeige, könne dieses Vorgehen jedoch schnell gefährlich werden. «Wir werden vorgeschickt, weil die Uni sich offenbar nicht traut, sich darum zu kümmern.» Von der Freien Universität Berlin hatte er nur einmal gehört, als er seine Biologieprüfung verschieben musste. «Ich hätte mir mehr Unterstützung gewünscht.»

Lahav Shapira nimmt die Sache zwar mit, er sei solche Situationen aber gewohnt. Bereits im Alter von 17 Jahren sei er aufgrund seiner jüdischen Abstammung als «Judenschwein» beschimpft und zusammengeschlagen worden. «Das führt aber nicht dazu, dass ich mich zu Hause einschliessen will.» Wenn er nachts unterwegs sei, würde er ab jetzt aber genau beobachten, wer sich in seiner Nähe befindet.

* Namen bekannt 

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