John F. Kelly ist Trumps Aufräum-Kommando
Donalds neuer Besen

Ein Ex-General soll im Weissen Haus aufräumen. Aber darf man ihm wirklich Erfolg wünschen?
Publiziert: 07.08.2017 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:50 Uhr
US-Präsident Donald Trump (r.) empfängt am 31. Juli seinen neuen Stabschef John F. Kelly im Weissen Haus.
Foto: AP Photo/Evan Vucci
Johannes von Dohnanyi

Zu Beginn seiner Militärkarriere im United States Marine Corps gelobte John F. Kelly seinem Land 1970 erstmals Treue und Loyalität. Ende Januar 2017 hob er als neuer Heimatschutzminister die Hand erneut zum Schwur. Nun hat es der Viersternegeneral wieder getan: US-Präsident Donald Trump vereidigte den drahtigen 67-Jährigen im Oval Office als neuen Stabschef des Weissen Hauses (BLICK berichtete).

So inbrünstig wie am 31. Juli dürfte Kelly den Satz «So help me God» noch nie wiederholt haben. Sein Auftrag gilt – ob mit oder ohne Hilfe des Allmächtigen – schon jetzt als «Mission Impossible».

Was hatte Trump seinen Wählern nicht alles versprochen: die Abschaffung von Barack Obamas Gesundheitsreform und das Ende der internationalen Militäreinsätze. Das «Austrocknen des politischen Sumpfs» in Washington. Den Bau einer von Mexiko bezahlten Grenzmauer gegen illegale Einwanderer. Die Rückkehr in Billiglohnländer abgewanderter Industriejobs. Und, und, und…

Mit militärischer Disziplin

Eingelöst haben Donald Trump und seine regierende Millionärsclique davon bisher nichts. Die Untersuchung von Sonderermittler Bob Mueller, ob Trump im Wahlkampf strafrechtlich relevante Schützenhilfe aus Russland erhielt, lähmt das Weisse Haus. Seit Januar hat der Präsident schon elf Mal wichtige Mitarbeiter mit seinem Lieblingssatz aus der Reality-TV-Show «The Apprentice» (Der Lehrling) verabschiedet: «You are fired!» – Du bist gefeuert.

Unter den Geschassten sind Sicherheitsberater Michael Flynn, FBI-Chef James Comey, Stabschef Reince Priebus und zuletzt – nach nur zehn Tagen im Amt – Kommunikationschef Anthony Scaramucci. Der hatte Priebus, Kellys Vorgänger, in einem nächtlichen Telefonat mit einem Reporter als «paranoiden Schizophrenen» und Trumps rechtsextremen Chefberater Steve Bannon als «Schwanzlutscher» beschimpft.

Kelly will das präsidiale Tollhaus jetzt mit militärischer Disziplin bändigen. Frei nach Macchiavelli, der in seinem Werk «Der Fürst» den Mächtigen empfahl, «gefürchtet» statt «geliebt» zu werden, forderte er von Trump sofort den Kopf von Scaramucci. Künftig entscheidet Kelly, wer Zugang zum Präsidenten bekommt. Das gilt sogar für dessen Tochter Ivanka und ihren Ehemann Jared Kushner. Durchstechereien an die Medien sollen gnadenlos verfolgt werden.

Das politische Washington beurteilt Kellys Erfolgsaussichten unterschiedlich. Zwar wird er über die Parteigrenzen hinweg als kluger Freund klarer Entscheidungen gelobt. Aber kann er auch den twitterwütigen Präsidenten an die Leine nehmen?

Setzt sich Kelly durch, hätte Trump freie Bahn

«Trump wird Kellys grösstes Problem sein», glaubt Bill Clintons ehemaliger Stabschef Leon Panetta. Klar ist aber auch: Wenn es jemanden gibt, der Trump bändigen kann, dann ist es Kelly. Als Teenager war Trump in die New York Military Academy gesteckt worden, ein Privatinternat mit militärischem Drill. Wenn Trump überhaupt jemanden respektiert ausser sich selbst – dann sind es Militärs.

Setzt sich Kelly als eiserner Besen im Weissen Haus durch, hätte der bislang von internen Querelen und Flügelkämpfen behinderte Trump allerdings freie Bahn, seine populistischen und demokratiefeindlichen Wahlversprechen durchzupeitschen.

Schaden nähmen daran nicht nur die USA, sondern auch die vom Präsidenten misstrauisch beäugten europäischen «Partner», nicht zuletzt die globale Sicherheitsarchitektur insgesamt.

Und so gibt es in Washington selbst unter den Republikanern viele, die einen Erfolg von Stabschef John F. Kelly mehr fürchten als die möglichen Folgen seines Scheiterns.

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