Käme «Kriegserklärung» gleich
Burkina Faso und Mali warnen vor Eingreifen im Niger

Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas setzt die Putschisten im Niger zunehmend unter Druck. Burkina Faso und Mali warnen jetzt jedoch vor einer militärischen Intervention im Niger. Beide Länder fahren einen anti-westlichen Kurs.
Publiziert: 01.08.2023 um 15:47 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2023 um 15:58 Uhr

Nach dem Putsch im Niger haben die Militärregierungen der beiden Nachbarländer Burkina Faso und Mali die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas vor einem Eingreifen gewarnt. Jede militärische Intervention gegen Niger komme einer Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali gleich, hiess es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Mitteilung der beiden Übergangsregierungen. Ein militärisches Eingreifen könnte katastrophale Folgen haben, die die gesamte Region destabilisieren könnten. Burkina Faso und Mali sind selbst Ecowas-Mitglieder, seit Militärputschen in ihren Ländern jedoch aktuell suspendiert.

Ecowas hatte den Putschisten im Niger am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Mohamed Bazoum (63) nicht binnen einer Woche freigelassen und wieder eingesetzt werden, werde Ecowas Massnahmen ergreifen, die den Einsatz von Gewalt beinhalten könnten, hiess es. Ecowas stellte sich damit auf die Seite des Westens und setze die Putschisten unter wachsenden Druck. Am Mittwoch hatten Offiziere von General Omar Tchianis Eliteeinheit den demokratisch gewählten Bazoum für entmachtet erklärt. Tchiani ernannte sich am Freitag selbst zum neuen Machthaber.

Sicherheitslage in der Sahelzone immer schlechter

Auch in Mali und Burkina Faso hatte sich das Militär an die Macht geputscht. Der Niger war das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde. Erst Ende 2022 hatte die EU eine Militärmission im Niger beschlossen, um den Terrorismus in der Region zu bekämpfen. Die Bundeswehr stellt für diese EU-Mission bisher nur einige wenige Soldaten, die in Niamey sind.

Nach dem Putsch im Niger haben die Militärregierungen der beiden Nachbarländer Burkina Faso und Mali die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas vor einem Eingreifen gewarnt. Jede militärische Intervention gegen Niger komme einer Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali gleich.
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In der Mitteilung der Übergangsregierungen von Burkina Faso und Mali hiess es weiter, dass ein militärisches Eingreifen der Ecowas den Austritt der beiden Staaten aus der Gemeinschaft nach sich ziehen würde. Darüber hinaus würden «Selbstverteidigungsmassnahmen» zur Unterstützung der nigrischen Streitkräfte und des nigrischen Volkes eingeleitet.

Die Sahelzone zieht sich vom Senegal im Westen bis nach Dschibuti im Osten. Sie leidet seit Jahren unter einer sich ständig verschlechternden Sicherheitslage. Viele Milizen, die zum Teil dem Islamischen Staat (IS) oder der Terrororganisation Al-Kaida die Treue geschworen haben, verüben regelmässig Anschläge.

Um sich vor der dschihadistischen Gruppen zu schützen, hat sich die Junta unter Präsident Assimi Goita (40) Wagner-Kämpfer als militärischen Beistand geholt. Auch in Burkina Faso sollen die russischen Söldner Gerüchten zufolge im Einsatz sein. Beide Länder fahren einen anti-westlichen Kurs.

Europa muss nicht um Uran-Versorgung zittern

Der Niger ist ein wichtiger Uranlieferant für die EU-Staaten. Nach dem Putsch im Niger ist die Versorgung Europas mit Uran nach Angaben der EU-Kommission zunächst sicher. Derzeit gebe es in der EU kein Versorgungsrisiko, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Dienstag.

Zurzeit gebe es ausreichend Vorräte an natürlichem Uran. «Mittel- und langfristig gibt es genügend Vorkommen auf dem Weltmarkt, um den Bedarf der EU zu decken», sagte der Sprecher.

Uran ist ein in der Natur vorkommendes radioaktives Schwermetall. Der Rohstoff wird für den Betrieb von Kernkraftwerken genutzt.

Frankreich etwa bezieht Uran aus dem westafrikanischem Land für seine Atomkraftwerke. Einem Sahel-Experten zufolge war der Niger auf die letzten zehn Jahre gesehen der fünftgrösste Lieferant Frankreichs. Das französische Aussenministerium hatte Anfang der Woche mitgeteilt, Frankreich habe diverse Quellen. (nad/SDA)

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