Korallenbleiche in Australien
Zukunft des Great Barrier Reef laut Forscher düster

Australien - Neuste Forschungen lassen Meeresforscher aufschrecken: Mehrere aufeinanderfolgende schwere Fälle von Korallenbleiche ruinieren grosse Teile des Great Barrier Reef in Australien. Die Zukunft des Naturwunders sei indes ungewiss.
Publiziert: 12.04.2017 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:46 Uhr
Abgestorbene Hirschgeweihkorallen vom nördlichen Great Barrier Reef, Oktober 2016.
Foto: Greg Torda ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies
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Nur sehr langsame Erholung von Korallenbleichen

Wissenschaftler schlagen angesichts des Ausmasses der Korallenbleiche am berühmten Great Barrier Reef Alarm: Nach zwei Korallenbleichen im vergangenen und diesem Jahr hätten die betroffenen Gebiete so gut wie keine Chance mehr, sich von dem Phänomen wieder zu erholen, warnten sie am Montag nach einer Bestandsaufnahme des Riffs aus der Luft.

Im vergangenen Jahr waren in erster Linie die nördlichen Gebiete des Great Barrier Reefs betroffen, in diesem Jahr zeigte das mittlere Drittel die schwersten Schäden. Allein das südliche Drittel sei noch unberührt, erklärte der Meeresbiologe James Kerry von der James Cook Universität. Insgesamt seien 1500 Kilometer des mit 2300 Kilometern Länge grössten Ökosystems der Welt betroffen.

Die Korallenbleiche führe nicht unweigerlich zum Absterben der Korallen, erklärte Kerry. Doch selbst schnell wachsende Korallen benötigten mindestens ein Jahrzehnt, um sich komplett zu erholen - für die Teile des Riffs, die dem Phänomen nun schon zwei Mal binnen zwölf Monaten ausgesetzt seien, bedeute dies «null Aussicht auf Erholung«.

Korallen sind sensible Organismen, die nur in bestimmten Temperaturbereichen existieren können. Sie gehen eine Symbiose mit bestimmten einzelligen Algen ein - von ihnen erhalten sie auch ihre Färbung.

Nimmt die Wassertemperatur zu, stossen die Korallen die Algen ab und verlieren damit auch ihre Farbe. Dauert diese Situation zu lange an, sterben die Korallen vollständig ab. Bei kühleren Wassertemperaturen können sich die lebensnotwendigen Algen aber wieder auf den Korallen ansiedeln.

Klimawandel als Ursache

Nach Angaben des Korallen-Experten Terry Hughes ist vor allem der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Ozeane für die jüngste Korallenbleiche verantwortlich. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hingen die hohen Wassertemperaturen dieses Mal nicht mit dem Wetterphänomen El Niño zusammen, fügte Hughes hinzu.

Er warnte, weiter steigende Temperaturen könnten das Phänomen noch verschärfen. «Das Riff hat offensichtlich gegen verschiedenste Umwelteinflüsse zu kämpfen. Am akutesten ist aber zweifellos der weltweite Klimawandel», erklärte Hughes.

Schon der weltweite Anstieg der Temperaturen um ein Grad Celsius habe zu vier Bleichen binnen 19 Jahren geführt, jede weitere Erwärmung werde den Prozess beschleunigen. Ohne einen weltweiten Abbau des CO2-Ausstosses sei dies aber nicht möglich, sagte Hughes. Es bleibe nicht mehr viel Zeit, mahnte er.

Korallenbleiche am Great Barrier Reef schadet auch dem Tourismus

Die verheerende Korallenbleiche am Great Barrier Reef vor Australiens Nordostküste bedroht einer Studie zufolge auch den Tourismus des Landes: Sollte das Korallensterben anhalten, könnte die Region mehr als eine Million Touristen pro Jahr und damit rund eine Milliarde Australische Dollar (knapp 755 Millionen Franken) an Einkünften verlieren, warnte Australiens Klimarat am Mittwoch.

Die Bleiche sei nicht nur «eine Umweltfrage«. «Das Great Barrier Reef gehört zu Australiens wichtigsten Wirtschaftsgütern», mahnte die Vertreterin des unabhängigen Expertengremiums, Lesley Hughes. «Es bringt unserer Wirtschaft jedes Jahr sieben Milliarden Dollar und Beschäftigung für 70'000 Menschen«. Sie berief sich bei den Schätzungen zum Tourismus in Queensland auf eine Analyse des Australia Institute.

Weitere Schäden durch Sturm «Debbie»

Zusätzliche Schäden richtete der Zyklon «Debbie» im vergangenen Monat an. Sie betrafen den südlichen Teil des 2300 Kilometer langen Riffs, der von der Bleiche bislang verschont geblieben ist. Starkregen im Gefolge des Wirbelsturms liessen zahlreiche Flüsse über die Ufer treten - und sorgen nun für weitere Probleme am Riff.

Auf Luftaufnahmen sei zu sehen, wie mit Ablagerungen und Stickstoff verschmutztes Hochwasser von zwei Flüssen rund um das Riff vordringe, berichtete Andrew Brooks von der Griffith Universität am Mittwoch. Allein schon die Ablagerungen schadeten Korallen und Seegras, da sie ihnen das Licht nähmen, warnte er. Doch sei auch bekannt, dass die mitgeschwemmte Erde für die Korallen gefährliches Stickstoff enthielten.

Schweizer Expedition

Der Zustand des Great Barrier Reef ist auch Thema der Schweizer Expedition «Ocean Mapping», die auf den Spuren Magellans die Welt umsegelt und Forschung zu Umweltproblemen betreibt. Gemeinsam mit australischen Forschenden will die Crew des historischen Segelschiffs «Fleur de Passion» Detailaufnahmen eines Ausschnitts des Korallenriffs vor der nördlichen Ostküste Australiens anfertigen.

Damit wollen sie herausfinden, wo genau die Korallen bereits abgestorben sind und wo sie sich noch in verhältnismässig gutem Zustand befinden. Die Daten sollen die Planung von Schutzmassnahmen unterstützen.

(SDA)

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