Putin weist Palast-Vorwürfe von Nawalny zurück
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Luxus pur:Wladimir Putins Anwesen ist 39 Mal grösser als Monaco!

Kreml-Kritiker Nawalny filmt Theater, Kalaschnikows und Poledancing
Wladimir Putin lebt in Haus, das 39 Mal grösser ist als Monaco!

Erstmals sind Bilder von Putins Privatanwesen aufgetaucht. Gefilmt hat sie ein Team des Putin-Kritikers Alexei Nawalny. Ob der russische Präsident dort wohnt, ist nicht bestätigt. Sicher scheint: Ein luxuriöseres Gebäude gibt es auf der Welt kaum.
Publiziert: 20.01.2021 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2021 um 12:26 Uhr
Fabian Vogt

128 Zimmer, fünf Tennisplätze, drei Luftschutzbunker. So residiert Donald Trump als Ex-Präsident in Florida. Seine Villa, bekannt als Mar-a-Lago-Residenz ist 20 Hektar gross und wird derzeit auf 160 Mio. Dollar geschätzt. Im Vergleich mit dem Haus von Wladimir Putin ist das ein Gartenhäuschen.

Das Team des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat zwei Tage nach dessen Festnahme eine Recherche zu einem angeblichen Luxus-Palast von Präsident Wladimir Putin veröffentlicht. Der Titel: «Ein Palast für Putin. Die Geschichte der grössten Bestechung Russlands». Einen Tag nach der Veröffentlichung hat das Video bereits mehr als 20 Millionen Views.

Kosten: 1,3 Mia Schweizer Franken

Und was man zu sehen bekommt, ist gewaltig. Nawalny erzählt, wie Wladimir Putin am Schwarzen Meer, nahe der Kleinstadt Gelendschik, ein riesiges Anwesen baute, ohne dass es irgendjemand mitbekam. Die Besitzverhältnisse sind ungeklärt, offiziell eingetragen sind verschiedene Privatpersonen, das angrenzende Grundstück gehört dem russischen Geheimdienst FSB.

Putin-Kritiker Alexej Nawalny sagt, in diesem riesigen Palast wohne Wladimir Putin. Es habe über 1 Milliarde Franken gekostet und sei durch den grössten Korruptionsskandal in der Geschichte Russlands finanziert worden. Der Kreml dementiert alle Aussagen.
Foto: Youtube/Alexei Nawalny
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Wer auch immer dort wohnt: Es dürfte schwer sein, ein pompöseres Anwesen auf der Welt zu finden! Nawalny sagt, «das ist kein Palast, das ist eine Stadt». Die Gesamtkosten: Rund 100 Milliarden Rubel, umgerechnet etwas mehr als 1,3 Milliarden Schweizer Franken.

Grösse: 39 Mal Monaco

Mit 7800 Hektaren ist es 39 Mal grösser als das Fürstentum Monaco. Alleine das Hauptgebäude steht auf einer Fläche von mehr als 17'000 Quadratmetern, was mehr als 2 Fussballfeldern entspricht.

Das Haus ist wunderschön am Schwarzen Meer gelegen, auf Felsen gebaut und nebst Zäunen von einem riesigen Privatwald umgeben. Dieser soll verhindern, dass irgendjemand zu Nahe kommt, sagt Nawalny. Um mit einer Drohne über das Gebäude fliegen zu können, haben er und seine Kollegen mehrfach Telefone und Flugzeuge gewechselt und sind mit einem Boot vorgefahren. Allerdings mussten sie eine Meile Abstand halten, so will es das Gesetz, das offenbar nur für diesen Abschnitt der Küste gilt. Auch mit dem Flugzeug darüber fliegen ist nicht möglich, es gibt über dem Gebiet ein Flugverbot, wie sonst bei Atomkraftwerken oder geheimen militärischen Einrichtungen. Wer mit dem Auto rein will, muss durch diverse Sicherheitskontrollen, in denen inklusive Handschuhfach alles durchsucht wird.

40 Gärtner, Brücken, Opernhäuser

Mehrere Tausend Menschen würden auf dem Areal arbeiten, sagt Nawalny. Alleine 40 Gärtner seien für die Pflanzen zuständig. Niemandem sei es gestattet, Bilder zu schiessen. Sogar Mobiltelefone mit Kamerafunktion seien nicht erlaubt.

Auch darum ist bis heute kaum etwas über das Anwesen durchgesickert, das sich vor keinem anderen der Welt verstecken muss.

Während Nawalny mit der Drohne über das Grundstück fliegt, zeigt er auf ein 2500 Quadratmeter grosses Gewächshaus, zwei Helikopter-Landeplätze, ein Indoor-Eishockeyfeld, eine Kirche und eine 80 Quadratmeter grosse Brücke, die zu einem riesigen Gästehaus führt. Einem von mehreren. Die Kommunikation wird über eine eigene Antenne sichergestellt, eine Ölleitung in den rund 200 Quadratmeter grossen Heizkeller sorgt für die Energie. Weiter stehen ein Fuhrpark mit Tankstelle, ein noch nicht fertiges Opernhaus und Dutzende Häuser auf dem Grundstück, von denen auch nicht klar wird, wer darin wohnt.

Leben wie die Zaren – aber luxuriöser

Das Gebäude, in dem Putin selbst wohnen soll, strotzt vor Prunk. Das fängt beim Eingangstor an, das von einer goldenen Figur des russischen Kaiseradlers mit Doppelkopf gekrönt wird, genau so, wie es vor dem legendären Winterpalast in St. Petersburg aussah, des einstigen Hauptsitzes der russischen Zaren.

Ins Haus gekommen ist Nawalny zwar nicht, er zeigt aber Pläne, die ihm die Bauleiter zugestellt hätten und die genau zeigen, was sich wo befindet. Daraus haben er und ein Team das Innere des Gebäudes nachkonstruiert. Wenn die Pläne korrekt sind, warten im ersten Stock eine riesige Spa-Landschaft mit mehreren Schwimmbädern, Saunas, Hamans und Massagezonen auf die Bewohner. Es gibt auch eine Wasser-Bar. Daneben diverse Gebäude für Angestellte, beispielsweise Ärzte, Fisch- und Fleischläden, eine Bäckerei oder einen Schlamm-Raum, dessen Nutzen nicht klar wird.

Gaming-Zimmer, Poledancing und Theater

Während andere Reiche ein Privatkino haben, meist mit einigen Lederstühlen ausgestattet, besitzt Putin im Untergeschoss eigenes Theater. Zweistöckig, inklusive Umkleidekabinen. Laut Nawalny treten dort gelegentlich bekannte Künstler auf, die von Putin anschliessend reich beschenkt werden. Ebenfalls auf dieser Etage ist ein Weinkeller, ein Fitnesscenter, ein Lesezimmer und ein Musikzimmer. Wohl ein Raum, in dem sich Putin oft aufhält – er spielt gerne Piano. Überall im Haus wird zudem auf Möbel aufmerksam gemacht, die von Designern handgefertigt wurden und pro Stück mehrere Zehntausend Franken kosten.

Im Obergeschoss gibt es ein Gaming-Zimmer, in dem moderne Spiele aber auch alte Automaten stehen. Zudem gibt es ein Zimmer, von der Grösse einer kleinen Wohnung, das nur für Modelleisenbahnen reserviert wird. In einem Zimmer hat Putin zudem eine Kalaschnikow-Sammlung und wenn er sich daran satt gesehen hat, geht er in sein eigenes Casino. Oder er raucht eine Shisha – auch dafür gibt es einen grossen Raum, in der Mitte steht laut Nawalny eine Poledance-Stange.

260 Quadratmeter Schlaf

Wenn sich Putin ausruhen will, zieht er sich in sein Schlafzimmer zurück. Wobei das nicht wie bei den meisten Personen ein Raum ist. Sondern mindestens vier Räume! Zuerst geht es in eine Art Vorraum, ausgestattet mit diversen Sofas und vielen gemütlichen Ecken zum Verweilen. Von dort gelangt man in den Schlafraum, der jede Märchenprinzessin erröten lassen würde. Daneben gibt es ein sehr grosszügiges Badezimmer und eine sehr private Kammer, in der Putin kurz vor oder nach dem Schlafen arbeiten kann. Gesamtgrösse des Schlafgemachs: 260 Quadratmeter!

Damit ist die Tour durch Putins Residenz beendet. Nawalny sagt, der Präsident besitze noch diverse andere Grundstücke am Schwarzen Meer, dazu gehören unter anderem Weingüter oder Austernfarmen.

Der Kreml hat das Video zurückgewiesen. Die Recherchen zu einem Riesenpalast Putins seien «Unsinn».

Regierungsgegner Nawalny war am Sonntag nach seiner Rückkehr in Moskau festgenommen worden. Er hatte sich zuvor fünf Monate lang in Deutschland von einem Anschlag mit dem als Chemiewaffe verbotenen Nervengift Nowitschok erholt. Nawalny sieht ein «Killerkommando» des Inlandsgeheimdienstes FSB unter Putins Befehl hinter dem Attentat vom 20. August. Putin und der FSB weisen die Anschuldigungen zurück.

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