Krise in Italien
Ökonom Cottarelli soll Regierung bilden

Der italienische Präsident Mattarella hat dem Wirtschaftsexperten Cottarelli den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Das teilte das Präsidialamt mit.
Publiziert: 28.05.2018 um 12:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:55 Uhr

Nach dem Scheitern der geplanten populistischen Koalition in Italien hat der Wirtschaftsexperte Carlo Cottarelli den Auftrag zu einer Regierungsbildung bekommen. Präsident Sergio Mattarella erteilte dem ehemaligen Direktor beim Internationalen Währungsfonds am Montag das Mandat, eine Übergangsregierung zusammenzustellen, die das Land zu einer Neuwahl führen könnte.

Diese könnte das Land dann zu einer Neuwahl führen. Am Vorabend war die Regierungsbildung der europakritischen Allianz zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega gescheitert. Mattarella hatte sich geweigert, den Euro- und Deutschland-Kritiker Paolo Savona zum Finanzminister zu ernennen.

Der Ökonom Carlo Cottarelli soll die Regierung bilden.
Foto: ANGELO CARCONI

Sterne und Lega kündigten ihre Opposition gegen eine «Technokratenregierung» an. Auch hatten die Sterne mit einem Amtsenthebungsverfahren gegen Mattarella gedroht.

Verlieren die Gewinner?

Cottarelli war von 2008 bis 2013 Direktor beim IWF. Auch diente der 1954 im norditalienischen Cremona geborene Cottarelli in einer Regierung unter Ministerpräsident Enrico Letta als «Sparkommissar». Mit der Personalie hofft Mattarella auch, die unruhigen Finanzmärkte zu stabilisieren und das Vertrauen in Italien wiederherzustellen.

Das dürfte schwierig werden. Lega und Sterne haben im Parlament die Mehrheit und wollen gegen Cottarelli stimmen. Das bedeutet, dass der dann so schnell wie möglich zu einer neuen Wahl führen muss. Dies könnte frühestens im September oder Oktober soweit sein.

Die beiden populistischen Parteien wüteten derweil weiter gegen die Entscheidung des Präsidenten, ein Veto gegen den Euro-Gegner Savona als Finanzminister in einer populistischen Koalition einzulegen.

Wut bei Lega

«Dies ist ein Angriff auf die Demokratie», sagte Lega-Chef Matteo Salvini und rief sogleich zum Wahlkampf auf. Auch Sterne-Anführer Luigi Di Maio wetterte gegen die «Finanzlobby» und das Establishment, die seiner Meinung nach Schuld an dem Scheitern der Allianz mit der Lega seien.

Die Sterne, die sich weder links noch rechts verorten, hatten bei der Wahl am 4. März 32 Prozent bekommen und waren stärkste Einzelpartei geworden. Die fremdenfeindliche Lega hatte in einer Mitte-rechts-Allianz 17 Prozent bekommen, das gesamte Bündnis kam auf 37 Prozent.

Beiden fehlte die Mehrheit. Salvini kündigte an, mit Mitte-rechts zu brechen, falls sein Verbündeter Silvio Berlusconi von der Forza Italia für eine Technokratenregierung stimme. (SDA)

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