Innerhalb von zehn Minuten tötet Stephen Paddock (†64) in Las Vegas 58 Menschen und verletzt knapp 500. 75 Minuten nach dem ersten Schuss stürmen Polizisten sein Hotelzimmer und finden den Massenmörder tot vor – er hat sich selbst gerichtet. Doch wieso dauerte es so lange? Die Antwort lieferte Joseph Lombardo, Sheriff der Polizei in Las Vegas, an einer Pressekonferenz.
Am Anfang geht alles ganz schnell: Bereits sieben Minuten, nachdem Paddock das Feuer aus dem Zimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Resort eröffnet hat, sind zwei Beamte einen Stock unter ihm. Weitere fünf Minuten später stehen sie vor seiner Tür. Es sei «phänomenal», wie schnell das gegangen sei, sagt Lombardo.
Als die Beamten dort ankommen, hören sie keine Schüsse mehr. Sie wissen nicht, ob sich der Schütze verschanzt hat und beginnen, systematisch alle Zimmer auf dem Stock zu evakuieren. Vor Paddocks Zimmer steht ein Servicewagen mit Kameras. Weil sie glauben, dass der Schütze sie beobachtet, warten die Cops auf die Swat-Spezialeinheit.
Die Polizei geht davon aus, dass Paddock aufhörte zu schiessen, als ein Sicherheitsbeamter bei seiner Zimmertür ankam. «Paddock versuchte alles, um herauszufinden, wie er entkommen könnte», erklärte Sheriff Lombardo. Darauf schiesst der Attentäter durch die Tür und trifft den Beamten am Bein. Wann genau Paddock sich selbst getötet hat, ist unklar.
Das Minutenprotokoll
Die Polizei hat ein minutengenaues Protokoll des Einsatzes vom 1. Oktober veröffentlicht. Es stützt sich unter anderem auf Videoaufnahmen von Bodycams der Beamten.
- 22.05 Uhr: Paddock eröffnet das Feuer.
- 22.12 Uhr: Die ersten beiden Polizisten kommen im 31. Stock an. Sie hören die Schüsse direkt über sich.
- 22.15 Uhr: Die letzten Schüsse fallen.
- 22.17 Uhr: Die beiden Polizisten treffen im 32. Stock ein, wo sich Paddock befindet.
- 22.18 Uhr: Der Sicherheitsbeamte erzählt den Polizisten, dass er angeschossen worden sei und zeigt ihnen, in welchem Zimmer sich der Täter befindet.
- 22.26–22.30 Uhr: Acht weitere Polizisten kommen auf dem 32. Stock an. Sie durchsuchen die Etage systematisch, evakuieren alle Zimmer und halten Ausschau nach Verletzten. Sie gehen so vor, weil sie keine Schüsse mehr hören.
- 22.55 Uhr: Acht Cops erreichen die andere Seite des Stockwerks, durch das Treppenhaus, das dem Zimmer des Täters am nächsten ist.
- 23.20 Uhr: Polizisten sprengen die Tür auf, stürmen Paddocks Zimmer und sehen den leblosen Täter am Boden liegen. Da ist aber auch eine weitere Tür, die sie von ihrer Position aus nicht erreichen können.
- 23.27 Uhr: Beamte verschaffen sich Zugang zum zweiten Zimmer. Sie stellen fest, dass sich dort niemand befindet und geben per Funk Entwarnung: Der Schütze ist tot.
(rey)