Laut finnischen Forschern
Bedingungsloses Grundeinkommen ist gut für Gesundheit

Finnische Forscher haben im Rahmen eines Projekts 2000 Arbeitslosen bedingungsloses Grundeinkommen verteilt. Nun zeigen die Resultate: Das Geld ist gut für die Gesundheit, bringt sie aber nicht schneller auf den Arbeitsmarkt.
Publiziert: 09.02.2019 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2020 um 10:06 Uhr

Das bedingungslose Grundeinkommen wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Arbeitslosen aus, beschleunigt aber nicht deren Rückkehr auf den Arbeitsmarkt: Zu diesem Schluss kommen Forscher in der vorläufigen Auswertung eines auf zwei Jahre angelegten Pilotprojekts in Finnland.

Die Empfänger des bedingungslosen Grundeinkommens litten demnach weniger unter Stress, Konzentrations- oder Gesundheitsproblemen als eine Kontrollgruppe. «Sie blickten auch zuversichtlicher in die Zukunft», erklärte Minna Ylikännö von der finnischen Sozialversicherungsbehörde (Kela) am Freitag.

Ein erhoffter Anreiz für die Arbeitssuche wurde in der Auswertung des Projekts aber nicht nachgewiesen. «Den Empfängern des bedingungslosen Grundeinkommens gelang es weder besser noch schlechter als der Kontrollgruppe, einen Job zu finden», erklärte Forschungskoordinator Ohto Kanninen.

Arbeitslose bekamen 560 Euro pro Monat. Am Ende litten sie weniger unter Stress, Konzentrations- oder Gesundheitsproblemen als eine Kontrollgruppe. (Symbolbild)
Foto: Getty Images/EyeEm

2000 Arbeitslose für Experiment

Der auf zwei Jahre angelegte Grossversuch zum bedingungslosen Grundeinkommen war im Dezember zu Ende gegangen. Eine zufällig ausgewählte Testgruppe von 2000 Arbeitslosen erhielt in dieser Zeit steuerfrei jeden Monat 560 Euro, ohne dass diese Zahlung an Bedingungen geknüpft war.

Hinzu kamen je nach Familienstand Kindergeld und im Fall einer festen oder freien Anstellung das jeweilige Gehalt. Daneben gab es eine Kontrollgruppe von Arbeitslosen, welche die herkömmlichen Unterstützungsleistungen erhielten.

Die Forscher wollten herausfinden, ob das bedingungslose Grundeinkommen einen besseren Anreiz setzt, einen Job zu finden, als traditionelle Arbeitslosenhilfen, die im Falle einer Anstellung entfallen.

Das Experiment beschränkte sich dabei ausschliesslich auf bereits arbeitslose Teilnehmer - es ging nicht um eine Art Bürgereinkommen, das unabhängig von Reichtum, Familienstand oder Arbeitsverhältnis an jeden gezahlt wird.

Journalist zufrieden mit Grundeinkommen

Die ersten Ergebnisse des Experiments sind nach Angaben der Experten noch vorläufig und beziehen sich nur auf das erste Jahr der Studie. Die am Freitag vorgelegten Rückschlüsse sind damit noch nicht abschliessend.

Einer der Teilnehmer äusserte sich zufrieden mit dem bedingungslosen Grundeinkommen. «Ich konnte alle Aufträge annehmen, die mir angeboten wurden», sagte der Journalist Tuomas Muraja. Vorher sei das viel schwieriger gewesen, weil er immer habe ausrechnen müsse, was durch die Zusatzeinnahmen und den Verlust von Arbeitslosengeld übrig bleibe.

Die finnische Regierung plant nach Angaben von Sozialministerin Pirkko Mattila nicht, das bedingungslose Grundeinkommen im gesamten Land einzuführen. Dennoch sei das «sehr erfolgreich» gewesen.

Die Daten der Untersuchung könnten nun genutzt werden, um das soziale Sicherungssystem zu reformierten, sagte Mattila. Das sei die nächste grössere geplante Reform.

Das bisherige System gilt als bürokratisch. Arbeitssuchende verlieren ihren Anspruch auf staatliche Hilfen bei einer Anstellung - auch bei nur kurz dauernder und schlecht bezahlter Beschäftigung.

In Finnland war die Zahl der Arbeitslosen angesichts einer vier Jahre langen Wirtschaftsflaute in die Höhe geschossen, sie sinkt langsam wieder. Die Arbeitslosenquote fiel im Dezember unter sieben Prozent. (SDA)

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