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Laut Top-Virologe Drosten
Chinas Pelzindustrie könnte Ursprung des Coronavirus sein

Seit Beginn der Pandemie stellt sich die Frage, woher das Virus eigentlich kommt. Der Berliner Virologe Christian Drosten hat eine Vermutung.
Publiziert: 05.06.2021 um 21:14 Uhr

Noch immer ist unklar, wo das Coronavirus seinen Ursprung hat. Eine Theorie besagt, dass ein Labor-Unfall im chinesischen Wuhan zur Pandemie führte. Was lange Zeit als Verschwörungstheorie abgetan wurde, gewinnt momentan wieder an Glaubwürdigkeit. Sogar US-Präsident Joe Biden (78) hat nun seine Geheimdienste damit beauftragt, dieser These nachzugehen.

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Für den deutschen Top-Virologen Christian Drosten (48) ist aber von all den möglichen Quellen eine die plausibelste: Chinas Pelzindustrie. «Ich habe dafür keinerlei Belege, ausser die klar belegte Herkunft von Sars-1, und das hier ist ein Virus der gleichen Spezies. Viren der gleichen Spezies machen die gleichen Sachen und haben häufig die gleiche Herkunft», sagte Drosten gegenüber der «Republik».

Beim Todesschrei angesteckt

Die von China ausgegangene Sars-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 forderte weltweit rund 800 Todesopfer. Das Coronavirus und das damalige Virus sind eng miteinander verwandt. Damals waren Marderhunde und Schleichkatzen, die für die Pelzindustrie getötet werden, die Übergangswirte. Drosten hält deshalb auch beim Coronavirus die Pelzindustrie für den wahrscheinlichsten Ausgangspunkt der Pandemie.

Laut dem deutschen Virologen Christian Drosten könnte das Coronavirus seinen Ursprung in der chinesischen Pelzindustrie haben.
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Laut Drosten werden Marderhunde in China noch immer im grossen Stil für die Pelzproduktion verwendet. Unter den Tieren in den Zuchtbetrieben würden sich auch immer wieder wilde Exemplare befinden. Diese fressen auch Fledermäuse – und die wiederum gelten als wahrscheinlichster Ursprung des Coronavirus. Auf den Pelzfarmen wird den Tieren lebendig das Fell abgezogen. Bei dieser brutalen Methode stossen die Tiere Todesschreie aus und lassen damit Aerosole herumfliegen. So wäre eine Übertragung des Virus auf den Menschen möglich.

«Ein seriöses Institut»

Konkrete Hinweise, dass der Übergang auf den Menschen wirklich bei Pelztierfarmen geschah, gibt es laut Drosten aber nicht. Klar ist nur: «2003 und 2004 gab es grosse Studien, die in China gemacht wurden und die für Sars-1 die Verbindung zu Marderhunden und Schleichkatzen belegten», sagt er.

Laut Drosten wäre auch die Labor-These rein technisch möglich. Er hält sie aber für sehr unwahrscheinlich. «Wenn überhaupt, dann käme so etwas wohl nicht aus dem Wuhan-Virologie-Institut. Das ist ein seriöses akademisches Institut.» (bra)

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