Leidet an Long Covid
Britin (39) sammelt Geld, um in der Schweiz zu sterben

Kelly Louise Smith-May liegt seit zwei Jahren im Bett und beschreibt ihren Zustand als «lebendes Todesurteil». Nun sammelt sie Geld, um in die Schweiz zu reisen.
Publiziert: 29.11.2023 um 03:43 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2023 um 08:41 Uhr

Seit fast zwei Jahren ist Kelly Louise Smith-May (39) ans Bett gefesselt. Sie kann nicht mehr sitzen, stehen oder gehen. Sie kann kaum noch sprechen, erträgt keine Musik oder TV oder Gespräche mit Freunden. Schlafen kann sie jedoch auch nicht. Wenn sie einmal ein paar Stunden schläft, wacht sie erschöpft auf. 

Ein enger Freund der Familie Smith-May schildert diese Pein auf der Webseite Gofundme. Dort sammelt die Familie nun Geld, um Smith-May mit einem Camper in die Schweiz zur Sterbehilfe-Organisation Pegasos nach Basel zu bringen. 

Schwere neurologische Erkrankung durch Long Covid

Die Frau litt im Dezember 2021 an einer Covid-Infektion, die einen schweren Verlauf nahm. Seither leidet sie an Long Covid, das sich gemäss der Familie zu einer schweren neurologischen Erkrankung entwickelt hat. Sie verbringe den ganzen Tag im Dunkeln und reagiere schmerzhaft empfindlich auf Licht, Geräusche, Gerüche, Bewegungen und Berührungen.

Kelly Smith-May erträgt ihren Zustand nicht mehr.
Foto: Gofundme
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«Immer mehr Betroffene melden sich für Sterbehilfe an»
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Verein Long Covid Schweiz:«Immer mehr Betroffene melden sich für Sterbehilfe an»

«Sie kann sich nur jede sechs Wochen die Haare waschen, weil sie auf Berührungen empfindlich reagiert», schreibt der Freund. «Kelly leidet ununterbrochen, jeden Tag. Sie ist körperlich, seelisch, geistig und spirituell ausgelaugt» Ihre Erkrankung werde mit Krebs im Endstadium, Aids oder Parkinson verglichen. 

«Es gibt keine Heilung»

Der Tod scheint nun für die Frau der einzige Ausweg zu sein. Auf der Seite heisst es: «Sie hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Es gibt keine Heilung und alle möglichen Behandlungen haben bei ihr versagt.» 

Sie könne sich nicht mehr um ihre vier Kinder kümmern, ist bei der Körperpflege auf ihren Mann angewiesen und muss im Bett die Toilette benützen. Der Freund erklärt weiter: «Kelly beschreibt ihre Krankheit als ‹lebendes Todesurteil› und hat das Gefühl, jede Minute des Tages vergiftet zu werden.» 

Laut dem Verein «Long Covid Schweiz» melden sich immer mehr Betroffene für Sterbehilfe an. Prominentes Beispiel in der Schweiz ist Daniela Caviglia (†56). Die Kommunikationsunternehmerin litt am chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS), lag wie Smith-May 22 Stunden pro Tag im Bett.

Caviglia versuchte auf die Krankheit aufmerksam zu machen, forderte mehr Engagement für Betroffene seitens der Politik und des Gesundheitswesens. Für sich selbst hatte sie unterdessen keine Hoffnung, am 7. August schied Caviglia mithilfe der Sterbehilfeorganisation Exit aus dem Leben. (neo)

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