«Lieferte selbst im Kalten Krieg»
Merkel verteidigt Gas-Geschäfte mit Russland

Die deutsche Altkanzlerin Merkel erklärt, dass die Entscheidung für Bezug von Erdgas aus Russland für eine Übergangszeit während der Energiewende «aus der damaligen Perspektive richtig war». Moskau sei selbst im Kalten Krieg ein verlässlicher Energielieferant gewesen.
Publiziert: 14.10.2022 um 02:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2022 um 07:40 Uhr

Altbundeskanzlerin Angela Merkel (68) hat die Entscheidung früherer Jahre verteidigt, für eine Übergangszeit während der Energiewende sehr stark auf billiges Erdgas aus Russland gesetzt zu haben.

«Für die Transformationszeit war klar, dass wir Erdgas brauchen, um dann natürlich eines Tages zu CO₂-freien Energieformen vollständig zu kommen», sagte sie am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Stiftung Calouste Gulbenkian in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.

«Damals rational und nachvollziehbar»

«Aus der damaligen Perspektive war es sehr rational und nachvollziehbar, leitungsgebundenes Gas auch aus Russland zu beziehen, das billiger war als das LNG (Flüssiggas) aus anderen Gegenden der Welt – USA, Saudi-Arabien, Katar», fügte Merkel hinzu. Durch enorme Preissteigerungen und Lieferausfälle in der Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine droht Deutschland inzwischen im kommenden Jahr eine Rezession.

Die deutsche Altkanzlerin Angela Merkel spricht über ihre Entscheidungen rund um Gaslieferungen aus Russland.
Foto: keystone-sda.ch
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«Man handelt ja immer in der Zeit, in der man ist», warb Merkel um Verständnis. Es sei für die deutsche Politik klar gewesen, dass die gesamte Energieversorgung umgestellt werden müsse. «Wir sind aus der Kernenergie (...) ausgestiegen. Wir wollten Schritt für Schritt – und wollen das ja immer noch - aus der Kohle aussteigen», rief sie in Erinnerung.

Ukraine-Krieg ist Zäsur

Sie sagte zudem: «Selbst im Kalten Krieg war Russland ein verlässlicher Energielieferant. Ich hab nie daran geglaubt, dass es sowas gibt wie Wandel durch Handel, aber durchaus Verbindung durch Handel. Und insofern bereue ich Entscheidungen überhaupt nicht, sondern glaube, dass es aus der damaligen Perspektive richtig war», beharrte Merkel.

Zudem sei die Dringlichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, zum Ende ihrer Amtszeit immer offensichtlicher geworden. «Und trotzdem hat dieser brutale Überfall Russlands jetzt eine Veränderung gebracht. Das ist eine Zäsur. Und mit der muss die neue Regierung natürlich umgehen, und das tut sie ja auch», sagte die Altkanzlerin, die 16 Jahre bis vergangenen Dezember Regierungschefin war. (SDA)

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