Mafia-Krieg im Zentrum von Neapel
Noemi (3) auf offener Strasse angeschossen

In Neapel IT tobt seit Monaten ein Mafia-Krieg. Neustes Opfer ist ein dreijähriges Mädchen, das am Freitag mitten im Zentrum der Stadt von Mafiosi angeschossen wurde. Die Ärzte kämpfen im Spital um ihr Leben.
Publiziert: 04.05.2019 um 09:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2019 um 14:11 Uhr

Drama am helllichten Tag in Neapel: Am Freitagnachmittag wird im Zentrum der historischen Altstadt der süditalienischen Metropole Noemi (3) in die Brust geschossen. Auch ihre Grossmutter, Imma M. (50) wurde von den Schüssen getroffen. Das berichtet die Zeitung «Corriere della Sera».

Mädchen kämpft um ihr Leben

Weil die Kleine kurz auf die Toilette musste, besuchten Noemis Mutter und die Grossmutter das «Caffe' Elite» auf der Piazza Nazionale im Stadzentrum. Genau dort sollte aber offenbar zur gleichen Zeit Mafioso Salvatore N. (32) ermordet werden.

Denn unmittelbar vor dem Lokal kommt es plötzlich zur Schiesserei. Typen auf einem Mofa einer rivalisierenden Familie halten vor dem Lokal und eröffnen das Feuer auf den 32-jährigen Mafioso, der schon mehrfach vorbestraft ist. Sechs Kugeln treffen ihn – zwei in den Hals. Aber auch Noemi wird getroffen – ein Projektil trifft sie mitten in die Lunge. Sie sackt zusammen, überall liegt Blut.

In Neapel ist am Freitagnachmittag ein 3-jähriges Kind angeschossen worden. Es schwebt in Lebensgefahr.
Foto: zVg
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Die Ärzte kämpfen nun im Spital um die Leben aller Opfer. Besonders schlecht geht es Noemi. Nach einer ersten Operation heute Nacht zeigen sich die Ärzte jedoch vorsichtig zuversichtlich, wie italienische Medien berichten. Auch der angeschossene Salvatore N. hat den Anschlag vorerst überlebt.

Krieg zwischen Mafia-Familien

Der Vorfall ist einer von vielen in den letzten Monaten – Grund ist eine Fehde verfeindeter Clans der neapolitanischen Mafia, der Camorra, die sich kontinuierlich zuspitzt.

Konkret geht es um einen Krieg zwischen den Familien «Rinaldi» und «Mazzarella». Letztere soll auch in Basel aktiv sein, das jedenfalls behauptete Francesco Forgione, ehemaliger Präsident der Anti-Mafia-Kommission in Italien., in seinem Buch.

Der letzte Hinterhalt geschah Mitte April. Vor einer Schule im östlichen Stadtquartier Ponticelli liess die «Mazzarella»-Familie gemäss italienischen Medienberichten Luigi Mignano (†57) ermorden. Sein Sohn Pasquale (32) wird bei der Schiesserei verletzt. Dessen kleiner Sohn, den die beiden von der Schule abholen wollten, bleibt wie durch ein Wunder unversehrt. Mignanos gehörten den «Rinaldis» an, so wie auch der am Freitag vor der Bar angeschossene Salvatore N.

Im Krieg der Familien geht es um die Vorherrschaft in Neapel. Die ist wiederum wichtig, um Einfluss und Marktanteile im internationalen Drogengeschäft zu gewinnen. Die süditalienische Stadt gilt als bedeutender Umschlagsplatz. Die Zahl der Mafia-Clans wird auf 70 bis 100 geschätzt, untereinander sind sie verbündet oder verfeindet, was Mafia-Kriege schnell eskalieren lässt.

Immer wieder geraten bei solchen Exekutionen Unbeteiligte mitten in die Schusswechsel der Mafiosi und sterben im Kugelhagel.

«In dieser Stadt kann man nicht mehr leben», sagt am Freitag denn auch ein Onkel von Noemi gegenüber italienischen Radiosendern.

Appell an Salvini

Die Mafia-Morde in Neapel sind denn auch schon länger ein Politikum. Der Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, Roberto Fico (44) von der 5-Sterne Bewegung, forderte nach den Schüssen am Freitag Innenminister Matteo Salvini auf, Neapels Probleme mit der Camorra höchste Priorität einzuräumen. «Wir müssen jetzt dringend handeln», so Fico. 

Auch Vize-Premier Luigi Di Maio – geboren in der Nachbarstadt Avellino – flucht auf Twitter: «Dieser Dreck muss aufhören, die Verantwortlichen müssen dafür zahlen!»  (fr)

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