Menschenhandel und Geldwäsche
Wie die Mafia im Ukraine-Krieg ein Vermögen verdient

Das organisierte Verbrechen nutzt den Krieg, um ordentlich Geld zu machen. Dies sagen italienische Mafiajäger. Sie haben vier Geschäftsfelder ausgemacht: Waffenhandel, Menschenhandel, illegale Staats-Subventionen sowie Geldwäscherei für russische Oligarchen.
Publiziert: 30.03.2022 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2022 um 09:53 Uhr

Während der Ukraine-Krieg unermesslich viel Leid schafft, schafft die Mafia neue Verdienstmöglichkeiten. Federico Cafiero De Raho (70) und Nicola Gratteri (63), zwei der renommiertesten Mafia-Jäger Italiens, schlagen Alarm, berichtet die «Basellandschaftliche Zeitung». Die Clans, betonten die beiden unabhängig voneinander, befänden sich in den Startlöchern, um aus dem Krieg Profit zu schlagen.

«Für die Mafia sind die Waffen das Gold der Kriege», wird Anti-Mafia-Chef Cafiero De Raho zitiert. Nicola Gratteri, der Staatsanwalt von Kalabrien, der laut «BZ» jedes Jahr Hunderte Mafiamitglieder hinter Gitter bringt, sagt, beispielsweise der Bosnienkrieg sei für die 'Ndrangheta ein Geschenk des Himmels gewesen: «In ihren Waffenlagern entdecken wir bei unseren Razzien bis heute Restbestände aus diesem Konflikt».

Ukrainerinnen und ihre Kinder werden zur leichten Beute

Auch der Menschenhandel dürfte aufblühen. Fast nur Frauen und Kinder sind aus der Ukraine geflüchtet, die Männer verteidigen ihr Land an der Front. Das bedeutet aber auch, dass die Frauen zur Beute der kriminellen Organisationen werden könnten, befürchten die Experten. Diese würden den Frauen zur Flucht verhelfen und sie danach in die Prostitution schicken. Die Kinder würden ihnen weggenommen und illegal als Adoptivkinder verkauft.

Federico Cafiero de Raho ist der italienische Anti-Mafia-Chef und warnt davor, dass die Mafia den Ukraine-Krieg für ihre Zwecke nutzen wird.
Foto: zVg
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Federico Fossa vom Uno-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sagt zur Zeitung «La Repubblica», dass man bereits heute «von Hunderten geflohenen ukrainischen Frauen und ihren Kindern keine Spur mehr» habe. Das UNHCR und die Kinderschutz-Organisation «Save the Children» fordern ein umgehendes Moratorium von Adoptionen in ganz Europa.

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Oligarchen bezahlen die Mafia für Geldwäscherei

Ein weiteres Betätigungsfeld der Mafia soll die Betreuung und Unterbringung der Geflohenen sein. Laut der «Basellandschaftlichen Zeitung» hat Italien für diesen Bereich der Flüchtlingshilfe bisher rund 440 Millionen Franken bereitgestellt. Die italienische Polizei sagt, 'Ndrangheta, Camorra und Cosa Nostra hätten bereits ein Netzwerk gemeinnütziger Vereine geschaffen, um sich auf diese Aufträge der Regierung bewerben zu können.

Als ob dies nicht schon genug wäre, sollen angeblich auch die russischen Oligarchen die Dienste der Mafia in Anspruch nehmen. Sie wollen die Erfahrung der Clans nutzen, ihre Vermögenswerte (z.B. Yachten) vor einer Beschlagnahmung durch die Behörden zu schützen. Etwa, indem diese rasch in Steuerparadiese im Ausland geschafft werden. Und wer könnte da besser helfen als die Mafia, die jahrzehntelange Erfahrung damit hat, Reichtümer an den Behörden vorbeizuschleusen? (vof)

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