Militär hat Angst vor Animationsfilm
Disneys «Zootopia» ist Chinas neuer Staatsfeind

In einer chinesischen Militärzeitung verurteilt ein Politprofessor den Animationsfilm «Zoomania» als amerikansiche Propaganda. Dass es in einem Kinderfilm ein kleiner Hase als Polizistin mit gefährlichen Verbrechern aufnimmt, erscheint ihm völlig absurd.
Publiziert: 16.04.2016 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:10 Uhr
Sie sind dem Militär in China ein Dorn im Auge: Polizistin Judy Hopps und ihr Partner Nick Wild. Der Hase würde den «Amerikanischen Traum» widerspiegeln, meint ein chinesischer Politexperte.
Foto: Walt Disney Switzerland

Das chinesische Militär hat einen neuen Feind. Doch nicht etwa ein ihm feindlich gesinntes Land, nein – einen Animationsfilm für Kinder.

In einem Militärmagazin äussert sich der Politexperte Wang Chuanbao besorgt über Disneys «Zoomania» (US-Titel: «Zootopia» und seine angeblich versteckten Botschaften!

Der Professor vom Militärnahen Nanjing Institut für Politik sagt über die Filmindustrie der USA: «Hollywood ist seit langem eine wirksame Propagandamaschine – es hat ein grosses Verständnis für die (politischen) Strategien der USA». In der Zeitung «People’s Liberation Army Daily» lies er in einem Kommentar zum Kinderfilm seinen Unmut über dessen Inhalt aus.

Der «Amerikanische Traum» versteckt sich im Hasen

Die Zeitung nennt den Animationsfilm, in welchem die Häsin Judy Hopps zusammen mit dem Fuchs Nick Wild den Verbrechern der Grossstadt Zoomania das Handwerk legen will, ein Instrument der amerikanischen Propaganda.

Chuanbao schreibt: «Viele Hollywood-Blockbuster behandeln ein sorgfältig ausgewähltes Thema und scheuen keine Mühe, um Amerikas Werte und seine globalen Strategien zu verbreiten», 

Der Professor wirft der Filmindustrie vor, dass diese in ihren Filmen eindeutige Botschaften zum «Amerikanischen Traum» über die Rollen der Filmfiguren verbreiten würden, schreibt die «LA Times».

Ist das Schaf an allem Schuld?

Wie diese Botschaft des amerikanischen Freiheitsgefühls bei «Zoomania» eingebracht wurde, erkannte der studierte Professor natürlich sofort. Für ihn ist es unverständlich, wie es in einem Kinderfilm es ein kleiner Hase gegen die Verbrecher einer ganzen Stadt aufnehmen kann. 

Er fragt ungläubig: «Denkt man einmal genau über die Tatsache nach, dass sich ein Hase (gegen Verbrecher) zur Wehr setzt – können das die normalen Menschen denn nicht als den ‹Amerikanischen Traum› erkennen?»

Die Überschrift seines Kommentars zur angeblichen Propaganda betitelte Chuanbao mit der Frage: «Wie kann sich ein Schaf in einen ‹verrückten› Sündenbock verwandeln?» Wie sich am Schluss des Filmes nämlich herausstellte, steckte hinter dem verursachten Trubel nur ein kleines Schaf. (lz)

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