Aufnahmen zeigen die Unfallstelle
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Fünf Tote nach schwerem Crash:Aufnahmen zeigen die Unfallstelle

Traumatisierte Passagierin über Horror-Unfall mit Flixbus
«Fahrer haben bis zum Unfall gestritten»

Bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem Reisebus auf der Autobahn 9 bei Leipzig sind am Mittwoch mehrere Menschen ums Leben gekommen. Der Reisecar war nach Zürich unterwegs. Blick informiert im Liveticker.
Publiziert: 05.04.2024 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2024 um 12:02 Uhr
05.04.2024, 11:53 Uhr

«Sie haben bis zum Unfall gestritten»: Traumatisierte Passagierin spricht über tödlichen Unfall

Gegenüber der deutschen Zeitung «tz» hat eine 28-jährige Passagierin über den schweren Flixbus-Unfall auf der deutschen Autobahn A9 gesprochen. Sie sagt: «Es macht mich so wütend», dass der Bus-Unternehmer den verstorbenen Passagieren eine Mitschuld an ihrem Tod gibt, weil diese nicht angeschnallt waren. «Niemand übernimmt Verantwortung. Es ist so ungerecht, dass es keine Konsequenzen gibt.» Zuvor gab der Chef des Unternehmens «Umbrella Mobility», das den Auftrag für Flixbus ausführte, den nicht-angeschnallten Opfern des Crashs eine Mitschuld. 

Der «tz» sagt die Passagierin zur Abfahrt in Berlin, die um 8 Uhr stattfinden sollte: «Es war schon 8.10 Uhr und der zweite Fahrer fehlte. Dann ist er mit einem Kaffee in der Hand angekommen. Das habe den anderen Fahrer wütend gemacht. Sie haben sich von da an hörbar im Cockpit gestritten. Die ganze Zeit. Bis zum Unfall.» Die junge Frau ist bereits die zweite Passagierin, die von einem Fahrer-Streit berichtet. Bereits am Tag des Unfalls äusserte sich eine Passagierin in die gleiche Richtung. 

Zusätzlich berichtet die 28-Jährige, dass der Fahrer rücksichtslos unterwegs gewesen sei und «aggressiv» die Spur gewechselt habe. Zudem habe er mehrere Lastwagen geschnitten. 

Die junge Frau überlebte den Unfall mit Schürfwunden. Neben ihr starben zwei Frauen. «Ich habe Flashbacks vom Unfall», sagt sie der «tz». «Das Mädchen neben mir ist gestorben, sie hat beim Unfall geschlafen.» Sie sah ein Mädchen mit blutüberströmtem Gesicht, kroch selbst durch das Heckfenster aus dem umgestürzten Bus. Nie wieder werde sie mit einem Flixbus fahren, betont die junge Frau. 

02.04.2024, 13:09 Uhr

Weiteres Todesopfer identifiziert

Nach dem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 bei Leipzig am vergangenen Mittwoch ist nun die Identität aller Toten geklärt. Bei der vierten Businsassin, die bereits an der Unfallstelle verstorben war, handelte es sich um eine ukrainische Staatsangehörige (†43), wie die Polizeidirektion Leipzig am Dienstag mitteilte.

Bereits zuvor war die Identität von drei der vier bei dem Unfall verstorbenen Opfer zweifelsfrei bestätigt worden. Bei ihnen handelte es sich um eine Deutsche (19) aus Bayern, eine Polin (47) sowie eine indonesische Staatsbürgerin (20) mit Wohnsitz in Berlin.

01.04.2024, 07:59 Uhr

Busunternehmer gibt verstorbenen Insassen Mitschuld am eigenen Tod

Pavel Steiner, der Chef des Busunternehmens «Umbrella Mobility», das für Flixbus die Todesfahrt von Berlin nach Zürich bediente, hat sich gegenüber der «Bild»-Zeitung zu dem Unfall geäussert. Der Busfahrer sei ein «erfahrener Mann am Steuer» gewesen, der Bus einer der modernsten und der TÜV gerade erst im Januar gemacht. 

Mitschuld an ihrem eigenen Tod gibt der Unternehmer hingegen den verstorbenen Insassen. «Es ist schlimm, aber ich muss es sagen: Wenn sich die Leute angeschnallt hätten, wären alle noch am Leben», so Steiner gegenüber «Bild». 

Zur Unfallursache sagte Steiner lediglich, dass der Fahrer weder eingeschlafen sei noch das Handy am Steuer benutzt habe. Laut dem Unternehmenschef könne sich der 62-jährige Fahrer an den Unfall nicht mehr erinnern. «Er war ohnmächtig», so Steiner, der am Mittwochabend mit dem Fahrer Kontakt hatte.

Weiter sagte Steiner, dass er «am Boden zerstört» und der Unfall eine «unglaubliche Tragödie» sei.

29.03.2024, 16:08 Uhr

Gab es Streit zwischen den Busfahrern?

Laut «Focus» gehörte der verunfalle Bus der Busvermietung «Umbrella Coach & Buses GmbH» aus Hamburg an. Sie geben auf ihrer Website an, dass sie zu den «wichtigsten Partnern von der deutschen Transportgesellschaft Flixbus» gehören. Vermietet werden sowohl die Busse als auch das Fahrpersonal.

Wie die «Leipziger Volkszeitung» am Freitag berichtet, soll es zwischen den beiden Busfahrern vor dem Unfall zum Streit gekommen sein. Ein Sprecher des Unternehmens wollte diese Aussage gegenüber dem MDR weder bestätigen noch dementieren. Es werde den Hinweisen nachgegangen – die genaue Unfallursache ist weiter unbekannt.

Bereits zweiter Skandal rund um Unternehmen

Bereits im Oktober 2023 kam es zu einem Skandal im Zusammenhang mit «Umbrella Mobility». Ein Fahrer des Unternehmens wurde mit 2,4 Promille hinter dem Steuer eines Busses erwischt. Fahrgäste hatten zuvor die auffällige Fahrweise des 37-Jährigen bemerkt und die Polizei alarmiert.

28.03.2024, 21:18 Uhr

Feuerwehrleute: «Das war das Schlimmste, das wir je gesehen haben»

Die Feuerwehrleute, die auf der Rückreise von einem Betriebsausflug in Berlin dem verunglückten Flixbus-Insassen zur Hilfe eilten, hat die Katastrophe psychisch mitgenommen. Als die 22 Mann starke Truppe am Unfallort ankam, packten alle sofort mit an. «Vier von uns kletterten über die Dachluken in das Innere des Busses», berichtet einer, der vor Ort gewesen ist, gegenüber «Bild».

Andere trugen die Verletzten aus dem zerstörten Bus und versuchten, heftige Blutungen zu stoppen. Erst zehn Minuten später stiessen die ersten offiziellen Einsatzkräfte dazu. «Obwohl wir Feuerwehr und Rettungskräfte vor Ort noch nie zuvor gesehen hatten, arbeiteten wir Hand in Hand miteinander. Wir haben uns gegenseitig vertraut», zitiert Bild einen weiteren der Ersthelfer. Erst nach drei Stunden verliessen sie den Unglücksort. «Wir haben schon schlimme Sachen gesehen», fasst der erste Feuerwehrmann den schockierenden Unfall zusammen. «Aber alle, auch die mit 60 Jahren Erfahrung – alle sage: Das war die grösste Katastrophe. Das war das Schlimmste, das wir je gesehen haben.»

28.03.2024, 15:18 Uhr

Drei von vier Todesopfern identifiziert

Auf Blick-Anfrage hat Flixbus am Donnerstag ein neues Statement abgegeben. Das Unternehmen bedauere, bestätigen zu müssen, dass ein Fernbus, der im Auftrag von FlixBus unterwegs war, auf dem Weg von Berlin nach Zürich verunfallt sei. «An Bord waren 53 Fahrgäste und zwei Fahrer. Zum aktuellen Zeitpunkt wissen wir von über 40 Verletzten und vier Verstorbenen. Unsere Gedanken sind bei allen von diesem schrecklichen Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen», heisst es in dem Statement.

Mittlerweile sind drei der vier Todesopfer identifiziert, wie die Polizei Sachsen am Donnerstagnachmittag bekannt gab. Alle vier Todesopfer sind Frauen. Sie verstarben noch an der Unfallstelle. Eine Polin (†47), eine Indonesierin (†20) mit Wohnsitz in Berlin und eine Deutsche (†19) mit Wohnsitz in Bayern kamen bei dem Unfall ums Leben. Eine weitere an der Unfallstelle verstorbene Frau konnte bislang noch nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Gegen den Busfahrer, einen Tschechen (62) wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Die sechs schwerverletzten Insassen befinden sich weiterhin im Spital.

Für die Passagiere und ihre Angehörigen wurde eine Hotline eingerechnet. «Die Sicherheit unserer Fahrgäste und Fahrer steht für Flix zu jeder Zeit an erster Stelle», betont das Transportunternehmen. «Wir arbeiten selbstverständlich weiterhin eng mit den örtlichen Behörden zusammen und werden alles daransetzen, die Unfallursache schnell und lückenlos aufzuklären», verspricht Flixbus. Die genauen Umstände des Unfalls seien aktuell noch nicht bekannt.

Sicherheit der Passagiere «allerhöchste Priorität»

Mediensprecherin Isabella Domke unterstreicht: «Die Sicherheit unserer Fahrgäste und Fahrer hat für Flix allerhöchste Priorität. Dafür arbeiten wir Tag und Nacht, investieren in Personal, Prozesse, neueste technische Ausstattungen und Trainings.» 

Es seien viele verschiedene Sicherheitsmassnahmen eingeführt worden, wie zum Beispiel Sicherheitstrainings für Mitarbeiter und Fahrer, zwei Fahrer auf jeder Nachtfahrt innerhalb Europas und eine moderne Busflotte mit Fahrassistenten wie Spurhalte- und Bremsassistenten. «Hiermit gehen wir über die gesetzlichen Vorgaben hinaus», so Domke.

28.03.2024, 13:59 Uhr

Eine Schweizerin an Bord – unverletzt

Laut dem EDA befand sich im verunfallten Flixbus eine italienisch-schweizerische Doppelbürgerin. Sie befinde sich jedoch nicht unter den Verletzten. «Aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen können keine weiteren Angaben gemacht werden», heisst es vom EDA.

28.03.2024, 12:19 Uhr

Feuerwehr suchte nach Flixbus-Crash mit Wärmebildkamera nach Vermissten

Nach dem tödlichen Flixbus-Unfall nahe Leipzig sind offenbar noch nicht alle Vermissten gefunden. Unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet «Bild», dass drei Insassen offenbar noch nicht gefunden wurden. «Im Verlaufe der rettungsdienstlichen Sichtung, Angabe des Busfahrers und Abtransport der Verletzten durch den Kreisbereitschaftsdienst der DRK und Helikopter (4 Stück) wurde festgestellt, dass drei Passagiere nicht zu finden waren», heisst es im Einsatzbericht der zuständigen Gemeindefeuerwehr Wiedemar. 

Und weiter: «Die Einsatzleitung entschied sich, mehrere Suchtrupps mit Wärmebildkameras in die angrenzende Flächen/Wald und Vegetationsflächen zu schicken um die Vermissten zu sichten. Weiterhin wurde ein Helikopter zur weiteren Suche eingesetzt sowie die Drohne des Landkreis Nordsachsen.»

Trotz stundenlanger akribischer Suche bilanzierte die Feuerwehr: «Bis zum Schluss konnte nicht geklärt werden, ob die vermissten Personen überhaupt in den Bus gestiegen waren.»

28.03.2024, 10:17 Uhr

Keine Schweizer unter den Todesopfern

Am Donnerstagmorgen äussert sich das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gegenüber Blick zu möglichen Schweizer Opfern des Busunglücks nahe Leipzig: «Gemäss Informationen der deutschen Behörden sind unter den Opfern des Busunglücks keine Schweizer Staatsangehörigen. Abklärungen bezüglich verletzten Schweizer Staatsangehörigen sind weiterhin im Gang», heisst es von Seiten des EDA. 

28.03.2024, 06:21 Uhr

Ermittler suchen nach Ursache für Busunglück

Nach dem schweren Busunglück mit vier Toten und über 30 Verletzten auf der Autobahn 9 bei Leipzig rücken nun die Ermittlungen zur Unfallursache in den Fokus. «Zunächst müssen zahlreiche Zeugenbefragungen durchgeführt werden. Das wird natürlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen», sagte eine Polizeisprecherin. 

Am Mittwochabend gab die Polizei bekannt, dass die Verkehrspolizei Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet hat. (Siehe Eintrag von 23.46 Uhr).

Flixbus wies am Mittwoch darauf hin, dass der Fahrer alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten habe: «Der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr», teilte ein Sprecher am Mittwoch dem Radiosender Antenne Bayern mit.

27.03.2024, 23:46 Uhr

Ermittlungen wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung

Nach dem tödlichen Busunglück hat die Verkehrspolizeiinspektion Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet, wie die Polizei Sachsen mitteilt.

Auf einer deutschen Autobahn nahe Leipzig ist es am Mittwoch zu einem schweren Busunfall gekommen. Beteiligt war offenbar ein Fahrzeug des Unternehmens Flixbus. Gemäss «Bild» war der Car unterwegs nach Zürich. Er war um 8 Uhr in Berlin gestartet. Die nächste Station wäre Nürnberg gewesen. Insgesamt befanden sich 55 Menschen an Bord, 53 Passagiere und zwei Fahrer.

Rund 170 Kilometer nach Beginn der Reise sei es zur Katastrophe gekommen. Der Bus kam zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz plötzlich von der Fahrbahn ab. Er schleuderte von der Autobahn, rammte eine Baumgruppe und kippte um. Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Passagiere aus ihren Sitzen gerissen, die Rettungskräfte rückten mit einem Grossaufgebot an.

Diese Route sollte der Bus ursprünglich nehmen.
Foto: Blick-Grafik / Priska Wallimann

Autobahn für mehrere Stunden gesperrt

Nach ersten Polizeiangaben starben fünf Menschen bei dem Unglück. Am späten Mittwochabend korrigierte die Polizei ihre Angaben und sprach von vier Todesopfern. 29 weitere Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Laut Angaben von «Bild» haben beide Fahrer überlebt. Bilder von der Unfallstelle zeigen das Fahrzeug völlig zerstört am Rand der Fahrbahn liegen. Laut «Bild»-Informationen befanden sich vornehmlich junge Menschen im Bus. Nach ersten Ermittlungen ist der Bus allein verunfallt. Mithilfe von Gurten wurde der Bus am Mittag aufgerichtet, um weitere Opfer bergen zu können. Mindestens eines der Todesopfer befand sich unter dem Bus, schreibt «Bild». Die Autobahn blieb für mehrere Stunden gesperrt.

Ein Flixbus, der unterwegs nach Zürich war, ist in Deutschland verunglückt.
Foto: Keystone/dpa/Jan Woitas
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Flixbus bestätigt den Unfall gegenüber Blick: «Flix bedauert, bestätigen zu müssen, dass ein Fernbus, der im Auftrag von Flixbus unterwegs war, auf dem Weg von Berlin nach Zürich in einen Unfall verwickelt war. Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen.»

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Ob Schweizer unter den Opfern sind, ist laut Angaben des Eidgenössischen Departements für äussere Angelegenheiten noch nicht klar. Entsprechende Abklärungen seien im Gange.

2018 schwerer Unfall auf Zürcher Sihlhochstrasse

Auf der A9 hat sich schon vor vier Jahren ein Flixbus-Unfall ereignet. Damals starb eine Seniorin.

2018 ist in Zürich ein italienischer Reisecar schwer verunfallt, der für Flixbus von Genua nach Düsseldorf unterwegs war. Er kollidierte auf der Sihlhochstrasse mit einer Mauer, nachdem er aus unbekannten Gründen ins Schleudern geraten war. Es gab 44 Verletzte, eine Frau kam ums Leben. Sie wurde aus dem Bus geschleudert.

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