Mit Feuergraben und Haifischbecken
Warum Superreiche plötzlich Luxus-Bunker bauen

Superreiche fürchten sich heute nicht nur vor Einbrechern und Entführern. In ihren Luxusanwesen bauen sie Mega-Schutzräume mit Unterhaltung und medizinischer Ausrüstung. Die haben es in sich.
Publiziert: 08.08.2024 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2024 um 13:12 Uhr

Drehbare Kamine, Haifischbecken oder ein entflammbarer Burggraben: Für Superreiche reicht es nicht mehr aus, einen kargen Sicherheitsraum im Keller zu haben. In den luxuriösesten Anwesen rüsten sie sich heute mit High-Tech-Festungen gegen mögliche Bedrohungen. Neben Einbrechern oder Entführern kommen Ängste vor Klimaaktivisten, Terroristen, Pandemien und Katastrophen hinzu. Aber mit dem nötigen Kleingeld ist das alles kein Problem – Spassfaktor inklusive.

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Einer, der es wissen muss, ist Al Corbi, Gründer von Safe (Strategically Armored & Fortified Environments). Seit Jahrzehnten steht die US-Firma an der Spitze für sicheren Luxus. Der Fokus liege heute mehr auf Unterhaltung, sagt er gegenüber CNN. «Wenn man schon unter der Erde überleben muss, dann soll es wenigstens Spass machen.»

Eine US-Firma stellt Luxusbunker her – ausgestattet etwa mit einer Bowlingbahn wie hier im Bild. Alle Aufnahmen hat die Firma zur Verfügung gestellt oder mit Künstlicher Intelligenz erstellt.
Foto: SAFE
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Wie im Film – aber bei den Reichsten Realität

Aktuell arbeitet Corbi an einem Haus auf einem 200 Hektar grossen Waldgrundstück in den USA. Verrückt, aber wahr: Es verfügt über explosionssichere Türen, unzerbrechliche Fenster, einen neun Meter tiefen Burggraben mit Zugbrücke, Wasserkanonen gegen Helikopter und Drohnen und einen künstlichen See, der in Brand gesetzt werden kann, um einen Verteidigungsring aus Feuer zu schaffen. «Schon im Mittelalter waren Burggräben ein grosser Abschreckungsfaktor», sagt Corbi. «Aber damals gab es noch keine Jetski.» Sein Kunde, ein Geschäftsmagnat und Wassersportfan, will den Graben auch als Rennstrecke nutzen.

Mit spartanischen Schutzräumen ist man bei Corbis Kunden an der falschen Adresse. Schon vor 50 Jahren glichen einige Bunker Luxushotels – «wie das Ritz-Carlton, nur unter der Erde». Doch heute rümpfen seine reichsten Kunden darüber nur die Nase.

Hinter einer Telefonzelle verbirgt sich ein Flugsimulator

Die Nachfrage nach Luxusbunkern schnellte offenbar auch dank Tech-Gigant Mark Zuckerberg (40) in die Höhe. Seit bekannt wurde, dass der Meta-Chef auf Hawaii einen 465 Quadratmeter grossen unterirdischen Schutzraum bauen lässt, werden mehr Anfragen verzeichnet, wie mehrere Experten gegenüber CNN berichten. Auch Bill Gates (68) soll unter all seinen Häusern Bunker haben. Designer Graham Harris reagiert ebenfalls auf veränderte Ansprüche. Früher wurden oft nur die Badezimmer in den Hauptsuiten gesichert. Heute werden ganze Suiten zu Schutzräumen ausgebaut, in die man sich auf Knopfdruck zurückziehen kann.

Geheimtüren und -gänge sind begehrte Spielereien, die man Gästen nach dem Dinner vorführen kann. Eine Firma in Arizona hat kürzlich einen riesigen, drehbaren Kamin gebaut, der den Eingang zu einem unterirdischen Schiessstand verbirgt. In einem anderen Haus führt der richtige Zahlencode in einer britischen Telefonzelle zu einem Komplex mit Flugsimulator und Haifischbecken.

Auch Millionäre sind auf den Geschmack gekommen

Gemäss Corbi waren Milliardäre schon immer vorsichtig. Aber mittlerweile melden sich auch viele Millionäre, die früher mit normalen Sicherheitsmassnahmen zufrieden waren. Für ein paar Tausend Dollar können bestehende Räume gesichert werden. Für Hunderttausende gibt es vorgefertigte Stahlbunker, die unter einem Neubau vergraben werden können. Wer aber nicht gerade einen entflammbaren Burggraben ausheben lässt, gewinnt gemäss Corbi nur Zeit: «Wenn jemand nachts einbricht, kommt er immer noch rein, aber er gelangt nicht ins Schlafzimmer, wo die Familie sicher ist, bis die Polizei eintrifft.»

Reiche Kunden sind gemäss dem Unternehmer zudem zunehmend paranoid, was ihre Gesundheit angeht. Sei es wegen Bioterrorismus, Pandemien oder Herzinfarkten. Auch dafür hat Corbi eine Lösung parat. Seine Frau ist gelernte Krankenschwester und leitet diesen Geschäftsbereich. Manche Räume sind so gut ausgestattet wie Operationssäle in Spitzenspitälern, mit Dekontaminationskammern, Schutzkleidung und massgeschneiderten Vitaminpräparaten für die Bewohner. «Vergessen Sie Atombomben, wir sollten uns auf das echte Leben vorbereiten», sagt Corbi.


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