Nach Rohingya-Vertreibungen
Amnesty entzieht Myanmars Regierungschefin Suu Kyi Ehrentitel

Aung San Suu Kyi ist nicht mehr «Botschafterin des Gewissens». Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Myanmars De-facto-Regierungschefin kritisiert, da sie auf die Gräueltaten des Militärs gegenüber den Rohingya gleichgültig reagiert habe.
Publiziert: 13.11.2018 um 06:36 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2018 um 06:14 Uhr
Aung San Suu Kyi mit der Urkunde der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die ihr 2009 den Ehrentitel "Botschafterin des Gewissens" verliehen hatte. Nun hat Amnesty Suu Kyi den Titel entzogen. (Foto: KIM HAUGHTON/EPA)
Foto: KEYSTONE/EPA/KIM HAUGHTON

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Myanmars De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wegen der Rohingya-Krise den Ehrentitel «Botschafterin des Gewissens» entzogen.

In einem am Montag veröffentlichten Brief an Suu Kyi zeigte sich Amnesty-Generalsekretär Kumi Naidoo enttäuscht über die augenscheinliche «Gleichgültigkeit» der Friedensnobelpreisträgerin gegenüber den Gräueltaten des Militärs gegen die muslimische Minderheit in ihrem Land.

«Heute sind wir zutiefst bestürzt, dass Sie nicht länger ein Symbol der Hoffnung, des Mutes und der unermüdlichen Verteidigung der Menschenrechte sind», schrieb Naidoo.

«Amnesty International kann Ihren weiteren Status als Botschafterin des Gewissens nicht rechtfertigen, und deshalb entziehen wir Ihnen hiermit mit grossem Bedauern diesen Titel.»

Seit 2009 ist Suu Kyi «Botschafterin des Gewissens»

Amnesty International hatte Suu Kyi im Jahr 2009 den Ehrentitel «Botschafterin des Gewissens» verliehen, die höchste Auszeichnung der Menschenrechtsorganisation. Damals stand die langjährige Oppositionsführern noch unter Hausarrest.

Die einstige Oppositionsführerin steht wegen der brutalen Vertreibung von mehreren Hunderttausend Muslimen der Volksgruppe der Rohingya seit mehr als einem Jahr massiv in der Kritik.

Die Vereinten Nationen sprechen von «Völkermord». Immer wieder gibt es auch Forderungen, Suu Kyi den Friedensnobelpreis wieder abzuerkennen. Dies ist nach Angaben des Nobelpreis-Komitees aber unmöglich.

Inzwischen führt Suu Kyi in Myanmar mit dem Titel einer «Staatsrätin» die Regierung. Darin ist auch das Militär, das sie einst verfolgen liess, mit mehreren Ministern beteiligt.

Amnesty räumte zwar ein, dass die zivile Regierung in dem Land nicht die Kontrolle über das Militär habe. Suu Kyi und ihr Büro hätten sich aber schützend vor die Sicherheitskräfte gestellt, Berichte über Menschenrechtsverletzungen heruntergespielt und internationale Ermittlungen behindert.

Amnesty habe eigentlich erwartet, dass Suu Kyi ihre «moralische Autorität» nutze, heisst es in dem Schreiben der Menschenrechtsorganisation. Und weiter: «Heute sind wir zutiefst bestürzt, dass Sie nicht länger ein Symbol der Hoffnung, des Mutes und der unermüdlichen Verteidigung der Menschenrechte sind.» (SDA)

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