Vier Genfer Diplomaten verweigern Heimkehr-Befehl aus Myanmar
«Das Militär hat mich des Hochverrats angeklagt»

Aus Protest gegen den Militärcoup vom 1. Februar verweigern zahlreiche burmesische Diplomaten die Abreise. Darunter auch Gesandte in der Schweiz.
Publiziert: 01.07.2021 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2021 um 17:38 Uhr
Kyaw Moe Tun, Myanmars Botschafter bei den Vereinten Nationen, sagt, dass vier Gesandte in Genf um Schutz bitten.
Foto: imago images/Kyodo News
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Am 1. Februar hat das Militär die Macht in Myanmar (früher: Burma) übernommen. Und beordert kritische Diplomaten nach Hause. Nur: Viele denken gar nicht daran – darunter auch diplomatische Vertreter in der Schweiz.

Elf Diplomaten aus Myanmar, die in den USA und der Schweiz stationiert sind, haben sich abgesprochen. Sie verweigern aus Protest gegen den Militärcoup die Abreise – und wollen in ihren Gastländern bleiben. Das sagte Kyaw Moe Tun (51), Myanmars Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, am Montag der japanischen Nachrichtenseite Kyodo News.

Auch Diplomaten in Genf verweigern

Auch er selbst denke gar nicht an eine Abreise. «Das Militär hat mich bereits des Hochverrats angeklagt... Ich kann also definitiv nicht zurück nach Myanmar», sagte der Gesandte, der das Gewalt-Regime seit dem Putsch scharf kritisiert.

Der Regime-Kritiker sagte, vier Diplomaten in Washington und drei weitere Gesandte in Los Angeles würden sich um «vorübergehenden Schutz» (temporary protected status) bewerben – ein Status, der vor Abschiebung schützt und den Zugang zu einer Arbeitsbewilligung erleichtert. Vier burmesische Diplomaten in Genf bitten die Behörden laut Aussage des Botschafters ebenfalls darum, in der Schweiz bleiben zu dürfen.

Mindestens 20 Diplomaten revoltieren offen

Die elf Diplomaten gehören laut Botschafter Tun zu einer grösseren Gruppe von rund 20 Diplomaten aus insgesamt sieben Ländern (neben den USA und der Schweiz: Kanada, Frankreich, Deutschland, Israel und Japan), die sich der Demokratiebewegung angeschlossen haben und den Heimkehr-Befehl verweigern. Die «Japan Times» berichtete im Mai sogar, dass die Rebellengruppe rund 100 Diplomaten umfasse.

Anlass von Tuns Enthüllungsinterview: Das Asylgesuch von Myanmars Nationaltorhüter Pyae Lyan (26) vergangene Woche in Japan. Der Fussballspieler fürchtet um sein Leben, weil während eines Spiels im Mai den Drei-Finger-Gruss aus Protest gegen den Putsch gemacht hat.

Auch der Botschafter Tun benutzt auch den «Drei-Finger-Gruss» – ein aus der Buch- und Filmreihe «Tribute von Panem» (Originaltitel: Hunger Games) übernommenes Widerstandszeichen. (kin)

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