Nach Kim soll Trump auch Maduro besänftigen
Bändiger der bösen Buben

Barack Obama hat für Ankündigungen den Friedensnobelpreis erhalten. Bei Donald Trump wirds für die Anerkennung wohl nicht reichen. Obwohl er in Korea auf Erfolgskurs ist und nun auch noch in Venezuela vermitteln soll.
Publiziert: 27.02.2019 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2019 um 07:00 Uhr
Rüdiger Frank, Ostasien-Wissenschaftler an der Universität Wien, schlägt Trump für den Friedensnobelpreis vor.
Foto: Universität Wien
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Guido FelderAusland-Redaktor

Wer hätte das gedacht? Polterer Trump, der alle, die ihm nicht genehm sind, in Grund und Boden stampft, avanciert zum Friedensstifter. In Hanoi hat er seinen ehemaligen Erzfeind Kim Jong Un (35) zu den zweiten Abrüstungsgesprächen begrüsst. Zwar ist der Ausgang der am Donnerstag durchgeführten Friedensverhandlungen völlig offen, doch der Auftakt des Gipfels in der vietnamesischen Hauptstadt war verheissungsvoll: Die beiden begrüssten sich strahlend wie alte Freunde.

US-Präsident Donald Trump (72) säuselte vor dem nordkoreanischen Diktator dann auch: «Der grösste Fortschritt unserer Gespräche ist unsere Freundschaft!» Man erinnere sich: Erst vor wenigen Monaten hatten sich die beiden gegenseitig öffentlich noch als «kleinen Raketenmann» und «verwirrten Greis» beschimpft.

Nein, Trump hat von Diplomatie keine Ahnung. Seine Respektlosigkeit löst aber genau da etwas aus, wo bisher ausgewogene Vermittlungen nichts brachten: bei den bösen Buben. Er geht seinen Weg, setzt seine Versprechen um, ohne Rücksicht auf Verluste. Das imponiert Diktatoren.

Venezuela will Trump als Vermittler

Nun kommt auch aus einem anderen autoritären Staat der Ruf nach Vermittler Trump. Am Mittwoch sagte Venezuelas Aussenminister Jorge Arreaza (45) überraschend: «Wir sind offen für einen Dialog mit den USA. Warum nicht zwischen den Präsidenten Maduro und Trump?» Auch der Verhandlungsort ist für Arreaza schon klar: «Der Gipfel könnte in einem neutralen Staat wie der Schweiz stattfinden.»

Zurzeit tobt im lateinamerikanischen Land ein blutiger Machtkampf zwischen dem brutalen sozialistischen Präsidenten Maduro (56) und dem selbsternannten und inzwischen von vielen Staaten anerkannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó (35). Venezuela betrachtet Guaidó als Marionette der verhassten USA.

Professor schlägt ihn für den Nobelpreis vor

Trump soll für seine Bemühungen sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden. Das schlägt immerhin einer der renommiertesten Nordkorea-Kenner vor. Rüdiger Frank (50), Ostasien-Wissenschaftler an der Universität Wien, sagt in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung»: «Wenn man sich, wie ich das in den vergangenen 30 Jahren getan habe, mit dem Thema beschäftigt und gesehen hat, dass es im Verhältnis zwischen den USA und Nordkorea immer nur nach unten ging, dann stellt man fest, dass es seit 2018 erstmals wieder bergauf geht. Ja, ich glaube schon: Das ist einen Friedensnobelpreis wert, vor allem dann, wenn dieser dazu beiträgt, dass der Entspannungsprozess noch weitergeht.»

Frank macht allerdings eine Einschränkung: Trump sollte den Preis mit Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In (66), der den Friedensprozess angeschoben hat, teilen. Auch sollte man warten, bis der Korea-Krieg definitiv als zu Ende erklärt werde oder ein reales Dokument vorliege.

Trump glaubt nicht an Auszeichnung

Dass Trump, sofern er am Donnerstag die Verhandlungen in Hanoi tatsächlich erfolgreich beenden kann, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird, ist aber doch eher unwahrscheinlich. Denn was er mit der einen Hand aufbaut, macht er mit der andern kaputt.

Abgesehen von Korea ist seine egozentrische Politik, die hauptsächlich den konservativen Amerikanern und ihm selber nützt, dann eben doch nicht gerade friedensfördernd. Auch Trump selber betrachtet die Chancen auf den Preis als gering. «Ich werde ihn wahrscheinlich nie bekommen, aber das ist in Ordnung», sagte er vor kurzem.

Obama erhielt ihn nach einem halben Jahr

Allerdings sorgt das Friedensnobelpreis-Komitee in Oslo immer wieder für Überraschungen. Trumps Vorgänger Barack Obama (57) war schon im Herbst 2009 für «ausserordentliche Bemühungen zur Stärkung der internationalen Diplomatie» mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden, obwohl er erst ein halbes Jahr im Amt war und noch keinen sichtbaren Erfolg verzeichnen konnte.

Trump klopft sich für seine Korea-Verhandlungen selber auf die Schulter. Über Obamas Nobelpreis sagt er nur spöttisch: «Er wusste nicht einmal, wofür er ihn bekommen hat.»

Gipfeltreffen in Vietnam

US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong Un treffen sich zwischen dem 27. und 28. Februar zum zweiten Mal. Das Gipfeltreffen findet in Hanoi (Vietnam) statt und ist von grossem sicherheitspolitischen Interesse.

Trump und Kim hatten sich im Juni 2018 bei einem historischen Gipfel in Singapur erstmals getroffen. Dort betonte Kim zwar seine Bereitschaft zur «kompletten Denuklearisierung». Doch gab es keine konkreten Zusagen, bis wann das kommunistisch regierte und international weitgehend isolierte Nordkorea sein Atomwaffenarsenal abrüsten will und wie die Gegenleistungen der USA aussehen könnten.
 

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will die Gespräche mit US-Präsident Donald Trump über das Atomwaffenprogramm seines Landes fortsetzen - er droht den USA am Dienstag aber gleichzeitig. (Archivbild)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will die Gespräche mit US-Präsident Donald Trump über das Atomwaffenprogramm seines Landes fortsetzen. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/EVAN VUCCI

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