Nach Krebsverdacht
Macht Zuckerersatz jetzt auch noch vergesslich?

Aspartam könnte Gedächtnis- und Lerndefizite hervorrufen, so eine neue Studie. Experten aus der Industrie halten an der Sicherheit des kalorienarmen Süssstoffs fest.
Publiziert: 21.09.2023 um 18:45 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2023 um 19:37 Uhr

Der zuckerfreie, kalorienarme Süssstoff Aspartam, der in vielen Diät-Nahrungsmitteln und -Getränken enthalten ist, wird mit möglichen Gedächtnis- und Lernproblemen in Verbindung gebracht. Dies schreiben Wissenschaftler der Florida State University (FSU) in der Fachzeitschrift «Scientific Reports».

Die Forscher untersuchten in einer Studie, wie männliche Mäuse und ihre Nachkommen auf den Konsum von Aspartam reagierten. Dabei zeigte sich, dass die Tiere, die den Zuckerersatz konsumierten, «Defizite beim räumlichen Lernen und beim Gedächtnis» aufwiesen, wie aus einer Pressemitteilung der FSU hervorgeht. Die Defizite übertragen sich demnach auf die nächste Generation von Mäusen. Bei den Enkeln wurden sie nicht mehr festgestellt.

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Kontrollgruppe war schneller

Über einen Zeitraum von 16 Wochen untersuchten die Forscher drei Gruppen von Mäusen. Eine Gruppe nahm täglich 15 Prozent der von der US-Lebensmittelsicherheitsbehörde FDA empfohlenen Höchstmenge an Aspartam zu sich. Eine zweite Gruppe nahm 7 Prozent der empfohlenen Höchstmenge zu sich. Eine dritte Kontrollgruppe bekam nur Wasser.

Der Süssstoff Aspartam kommt in vielen Light-Getränken vor.
Foto: Getty Images
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Die Mäuse wurden in regelmässigen Abständen in Labyrinthen getestet. Diejenigen, die nur Wasser tranken, konnten den Ausgang viel schneller finden als diejenigen, die Aspartam konsumierten. Die Gruppen, die den Süssstoff konsumierten, schafften die Aufgabe letztendlich auch, aber sie brauchten viel länger oder brauchten zusätzliche Hilfe.

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Erklärung der WHO

Co-Autor Pradeep Bhide schlägt der FDA auf der Grundlage der Studienergebnisse vor, die Auswirkungen von Aspartam aus einer «genaueren, generationsübergreifenden Perspektive» zu betrachten. Im Juni veröffentlichte ein Ausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits eine Erklärung, in welcher der Süssstoff als «möglicherweise krebserregend für den Menschen» eingestuft wird. Von der Industrie wird dies vehement bestritten. Wie die FSU in ihrer Mitteilung festhält, befasste sich die WHO nicht mit den möglichen kognitiven Auswirkungen von Aspartam.

Kelly Johnson-Arbor, eine Ärztin für medizinische Toxikologie aus Washington, war nicht an der FSU-Studie beteiligt und kommentiert die Ergebnisse gegenüber Fox News: «Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass selbst ein geringer Aspartamkonsum zu Gedächtnis- und Lernproblemen beitragen kann, die möglicherweise über Generationen hinweg vererbt werden.»

Weitere Forschung nötig

Eine wesentliche Einschränkung der FSU-Forschung besteht Johnson-Arbor zufolge darin, dass die Studie nur an Mäusen durchgeführt wurde. «Die Ergebnisse sind möglicherweise nicht aussagekräftig für die Auswirkungen von Aspartam auf das menschliche Gehirn.» Es seien weitere Studien erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Aspartam und Hirnschäden schlüssig zu belegen.

Experten der Industrie verteidigen Aspartam und bezeichnen den Süssstoff als sicher, unter anderem mit Verweis auf die zahlreichen globalen Gesundheitsorganisationen, die ihn nach strengen Bewertungen als sicher eingestuft haben. Ärztin Johnson-Arbor empfiehlt dennoch einen verantwortungsvollen Umgang: «Da noch weitere Studien mit Aspartam und anderen künstlichen Süssstoffen laufen, sollten besorgte Personen ihre tägliche Aufnahme von künstlichen Süssstoffen einschränken, bis die tatsächlichen Gesundheitsrisiken dieser Verbindungen für den Menschen geklärt sind.» (noo)

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