Russland schiesst ukrainische Boote ab
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Die Lage verschärft sich:Russland schiesst ukrainische Boote ab

Nach Verhaftung ukrainischer Marine-Soldaten
Ukraine hofft auf Schweizer Vermittlung

Im Streit zwischen Russland und der Ukraine appelliert der ukrainische Botschafter in Bern an die Schweiz. Sie soll als Brückenbauerin die Lage beruhigen.
Publiziert: 30.11.2018 um 08:06 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2021 um 14:41 Uhr
Der Marinesoldat Juri Budzylo muss für zwei Monate in der U-Haft bleiben.
Foto: AP
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Guido Felder

Seit der Verhaftung von 24 ukrainischen Marine-Soldaten und der Beschlagnahmung von drei Schiffen vor einer Woche herrscht zwischen Russland und der Ukraine Krisenstimmung. Die Ukraine hat am Mittwoch sogar ein 30-tägiges Kriegsrecht verhängt.

Artem Rybtschenko (35), seit drei Monaten Botschafter der Ukraine in Bern, hofft, dass die Schweiz zu einer Entspannung beitragen kann. Dem BLICK sagt er: «Besonders als Hüterin der Genfer Konventionen und als ein neutraler Staat, der sich als Brückenbauer versteht und Kanäle für den Dialog immer offenzuhalten versucht, könnte der Schweiz eine besondere Rolle zukommen.»

Russland soll Ukraine als Staat akzeptieren

Rybtschenko hofft auch, dass nebst den Politikern auch «alle in der Schweiz klar verstehen, dass das ukrainische Volk einer offenen Aggression gegenübersteht». Eine Hoffnung auf Frieden gebe es erst, wenn Russland auf die «aggressive Politik und den hybriden Krieg gegen die Ukraine verzichtet und die Ukraine nicht mehr als Teil seines Imperiums, sondern als einen gleichberechtigten Staat betrachtet».

Für die Ukrainer ist der Angriff der Russen eine neue Stufe der Aggression in der seit Jahren andauernden Feindschaft. Rybtschenko dazu: «Zum ersten Mal ist Russland von seiner verdeckten Kriegsführung abgewichen, indem russische Streitkräfte unverhohlen auf die ukrainische Armee geschossen haben.»

Forderung an die Schweiz

Mit der Verhängung des Kriegsrechts stelle die Ukraine sicher, dass sie ihr Territorium verteidigen könnte. Eine friedliche Lösung mit politischen Mitteln stehe aber klar an oberster Stelle. Rybtschenko weiter: «Unser Land hat in keinem Fall vor, sich im Kampf mit Russland zu messen.»

Der ukrainische Botschafter schätzt die bisherige Politik der Schweiz. «Die Schweiz hat die illegale Annexion der Krim klar nicht anerkannt und trug wesentlich dazu bei, dass die OSZE-Sonderbeobachtermission lanciert wurde.» Rybtschenko hat aber auch eine klare Forderung an sein Gastland: «Natürlich sind wir auch daran interessiert, dass die Schweiz nicht zur Umgehung der internationalen Sanktionen genutzt wird.»

Krieg in der Ostukraine - Europas blinder Fleck

Im Ukrainekonflikt kämpft die ukrainische Armee gegen Separatisten der Volksrepubliken ­Donezk und Luhansk. Der Konflikt eskalierte ab April 2014, nachdem in der Ukraine die ­russlandtreue Regierung unter Wiktor Janukowitsch durch die Maidan-Revolution vertrieben wurde. Auf sie folgte eine proeuropäische Übergangsregierung. Anfang 2014 begann ein von Russland gelenkter Aufstand, erst auf der Krim, dann im Donbass, dem ­Osten der Ukraine, wo eine Mehrheit russisch spricht. Im September 2014 vermittelte die OSZE einen ersten Waffenstillstand. Er wurde bis heute nie eingehalten. Der Konflikt hat bisher über 13'000 Tote gefordert.

Im Ukrainekonflikt kämpft die ukrainische Armee gegen Separatisten der Volksrepubliken ­Donezk und Luhansk. Der Konflikt eskalierte ab April 2014, nachdem in der Ukraine die ­russlandtreue Regierung unter Wiktor Janukowitsch durch die Maidan-Revolution vertrieben wurde. Auf sie folgte eine proeuropäische Übergangsregierung. Anfang 2014 begann ein von Russland gelenkter Aufstand, erst auf der Krim, dann im Donbass, dem ­Osten der Ukraine, wo eine Mehrheit russisch spricht. Im September 2014 vermittelte die OSZE einen ersten Waffenstillstand. Er wurde bis heute nie eingehalten. Der Konflikt hat bisher über 13'000 Tote gefordert.

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