Nächster mysteriöser Todesfall
Russischer Oligarch mit Kopfschuss im Pool entdeckt

Der Chef eines Gazprom-Auftragsunternehmens wurde in der Nähe von St. Petersburg tot in seinem Swimmingpool aufgefunden. Juri Woronow starb durch einen Kopfschuss. Es ist nicht der erste ungeklärte Tod eines russischen Oligarchen.
Publiziert: 06.07.2022 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2022 um 18:49 Uhr
Seit der Krieg begann, wurden zudem diverse Geschäftsmänner und Geheimdienstmitarbeiter tot aufgefunden. Juri Woronow, der Verbindungen zu Gazprom hat, wurde tot im Pool seiner Villa aufgefunden – Kopfschuss.
Foto: Foundation of historic boats
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Ein weiterer mysteriöser Todesfall gibt in Russland Rätsel auf. Am Montag wurde die Leiche des millionenschweren Geschäftsmanns Juri Woronow (†61) im Swimmingpool seines Ferienhauses in der Nähe von St. Petersburg aufgefunden.

Woronow war der Gründer und Geschäftsführer von Astra-Shipping, einem Transport- und Logistikunternehmen, das sich auf Frachtlieferungen sowie Bau- und Montagearbeiten spezialisiert hatte. Berichten zufolge führte die Firma Aufträge für den russischen Gasriesen Gazprom in der Arktis aus. Auf der Kundenliste des Unternehmens steht unter anderem Strojgasmontasch, das Gazprom im November 2019 vom Geschäftsmann Arkadi Rotenberg (70) gekauft hat.

Der Russe wurde Medienberichten zufolge mit einem Schuss in den Kopf getötet. Neben der Leiche lag eine Pistole – und auf dem Grund des Pools wurden mehrere Patronenhülsen gefunden.

Probleme mit Geschäftspartnern?

Die Ehefrau des verstorbenen Geschäftsmanns erzählte der Polizei, dass er am Freitag verreist war und zuvor zwei Wochen lang ordentlich getrunken hatte. Der exzessive Alkoholkonsum hänge laut der Frau mit den «Unstimmigkeiten mit Vertragspartnern» zusammen. Woronow habe dadurch viel Geld verloren.

Nach Angaben des auf Geschäftsrisiken und Compliance spezialisierten Services Spark-Interfax belaufen sich die Verluste von Astra-Shipping auf 95 Millionen Rubel (1,4 Millionen Franken) im Jahr 2020 und 65 Millionen Rubel (950'000 Franken) im Jahr 2021.

Die Polizei untersucht derzeit die Todesumstände. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde der Schuss aus nächster Nähe abgegeben. Der Mann starb demnach in den frühen Morgenstunden. Auf den Überwachungskameras sind keine Personen zu sehen, die in der Nacht das Haus betreten oder verlassen haben. Derzeit ist noch unklar, wem die Waffe gehört.

Nicht der erste tote Geschäftsmann

Was jedoch bereits jetzt auffällt: Woronows Tod reiht sich ein in die immer länger werdende Liste von mysteriösen Todesfällen in den vergangenen Monaten. Gleich sechs Oligarchen und andere Personen starben in den letzten fünf Monaten – mehrere davon haben einen Bezug zum Mega-Konzern Gazprom.

Im Januar 2022 wurde die Leiche von Leonid Schulmann (†60), dem Leiter des Transportdienstes von Gazprom Invest, in der Ferienhaussiedlung Leninskij bei St. Petersburg gefunden. Berichten zufolge habe er eine Notiz hinterlassen, die auf Suizid hinweist. Der Geschäftsmann klagte darin über starke Schmerzen in seinem gebrochenen Bein, die er nicht mehr habe aushalten können.

Am 25. Februar sorgte der Tod von Alexander Tjulakow (†61) für Aufsehen. Tjulakow war stellvertretender Generaldirektor des Rechnungshofs von Gazprom für Unternehmenssicherheit. Er wurde erhängt in einer Garage in der gleichen Siedlung wie Schulmann gefunden. Die offizielle Todesursache: ebenfalls Suizid. Das St. Petersburger Portal «Fontanka» berichtete, dass Tjuljakow einen Tag vor seinem Tod verprügelt worden sei. Die Hintergründe sind unklar.

Zusammenhänge unklar

Am 18. April wurden die Leichen des Ex-Vizechefs der Gazprom-Bank Wladislaw Awajew (†51), seiner Frau Elena (†47) und seiner Tochter Maria (†13) in einer Wohnung in Moskau gefunden.

Einen Tag später fand die Polizei den leblosen Körper des ehemaligen Topmanagers von Nowatek, Sergei Protosenja (†55), seiner Frau und seiner Tochter in einer spanischen Elitevilla in Lloret de Mar. Der erste Verdacht lautet auf Suizid. Protosenjas Sohn Fjodor (22) glaubt nicht daran. Er sagte der britischen Zeitung «Daily Mail», sein Vater sei «kein Mörder». Auch die Polizei schliesst ein Verbrechen nicht gänzlich aus.

Zuletzt – im Mai – ist der Milliardär Alexander Subbotin (†48) nach einer Behandlung bei einem Schamanen gestorben. Subbotin, ein ehemaliger Top-Manager des russischen Ölkonzerns Lukoil, soll sich aufgrund «von Alkoholproblemen» bei einem Schamanen-Ehepaar nördlich von Moskau behandeln lassen haben. Dabei seien auch «Krötengift und Hahnenblut» eingesetzt worden. Beim zweiten Besuch habe Subbotin plötzlich Herzprobleme bekommen. Statt einen Arzt zu rufen hätten die Schamanen dem Milliardär ein «unbekanntes Mittel» verabreicht und ihn auf ein Bett gelegt. Dort sei er dann gestorben.

Ob die Todesfälle zusammenhängen, ist unklar. Auch ob der Kreml, der mit der Gazprom-Bank eng verknüpft ist, damit was zu tun hat, ist unbekannt. (man)

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