Deutsche Nachrichtenportale wollen Belege für geheime Telefondaten haben
Die Russland-Connection des verschwundenen Karl-Erivan Haub

Spielen Russland-Verbindungen eine Rolle beim Verschwinden von Tengelmann-Milliardär Karl-Erivan Haub? Im April 2018 verliert sich dessen Spur beim Matterhorn. Noch am Vorabend seines angeblichen Todes telefonierte er lange mit St. Petersburg.
Publiziert: 12.12.2023 um 02:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2023 um 11:05 Uhr

Zum rätselhaften Verschwinden von Milliardär Karl-Erivan Haub vor fünf Jahren in Zermatt VS gibt es neue Details. Diese stärken den Verdacht, dass der Tengelmann-Erbe seinen Tod vorzutäuschen versuchte und mithilfe von Drittpersonen in Russland untertauchte.

Haubs Spuren verlieren sich nach einem Solo-Training am Morgen des 7. April 2018 in knapp 4000 Metern Höhe beim Matterhorn. Offiziell wird weiterhin davon ausgegangen, dass der Milliardär bei einem tragischen Skiunfall in der Gletscherwelt ums Leben kam. Haub wurde im Mai 2021 offiziell für tot erklärt, die offiziellen Ermittlungen wurden eingestellt.

Doch Haub war wie überstürzt, ohne umsichtige Planung, zur waghalsigen Skitour aufgebrochen, was so gar nicht zu dem als sehr erfahren geltenden Alpinisten passte. Dann schaltete er noch sein Smartphone aus. Kürzlich bestätigten auch Ermittlungsakten von Privatdetektiven, dass Haub etwas geplant und seinen Tod vorgetäuscht haben könnte. 

Tengelmann-Erbe Karl-Ervian Haub machte sich am Morgen des 7. April 2018 auf den Weg zum Kleinen Matterhorn. Seither ist er verschollen.
Foto: Screenshot Focus / Tengelmann
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Mysteriöses Paar im Fokus

Von offiziellen Stellen werden die Ergebnisse der Privatermittler nicht bestätigt. In deren Fokus der Privatermittler stehen fragwürdige Russland-Verbindungen von Haub, die ihnen bereits suspekt vorkamen, als die Rettungshelikopter der Air Zermatt noch über dem Gletscher kreisten. 

Ein Recherche-Team von RTL ist in den Besitz von Geheimpapieren gelangt, wonach zwei Tage nach Haubs Verschwinden ein ominöses Paar eine ungewöhnliche Buchung im Fünfsterne-Boutiquehotel The Omnia vornahm, wo Haub logiert hatte.

«Die Verdächtigen mit deutschem Pass und ausländischen Namen hätten sich als Paar ausgegeben», berichtet das Magazin Focus, dem RTL Einblick in die Papiere gewährte. «Das Paar habe die meiste Zeit damit verbracht, den im Hotel eingerichteten Krisenraum der Familie Haub zu beobachten.»

Russische Haub-Geliebte

Dank guter Verbindungen zu verschiedenen Geheimdiensten hätten die Tengelmann-Ermittler später herausgefunden, dass es sich bei dem dubiosen Paar um Mitglieder des russischen Geheimdienstes FSB gehandelt habe. Dies hält ein Gesprächsprotokoll eines Anwalts der Familie fest. Als «interessant» wird vom Anwalt vermerkt, dass das Paar kurz vor dem Eintreffen in Zermatt auch Kontakt zu Georg Haub (61) hatte, dem mittleren der drei Haub-Brüder.

Zudem soll Karl-Erivan Haub in den Tagen vor seinem Verschwinden regen Telefonkontakt mit seiner angeblichen russischen Geliebten Veronika E. gehabt haben – Hinweisen zufolge hat er ein Kind mit ihr.

«Mit zunehmender Häufigkeit» habe Haub mit E. telefoniert, geht aus Telefonverbindungsdaten hervor, die Focus ebenfalls einsehen konnte. «Am Vorabend der Skitour, von der Haub nicht mehr zurückkehrte», heisst es, «hatte der damals 58-Jährige sogar kurz nach seiner Ankunft in Zermatt eine volle Stunde nach St. Petersburg mit Veronika E. telefoniert.»

Foto-Beweis, dass Haub noch lebt?

Die Haub-Geliebte übrigens soll nach jenem angeblichen letzten, langen Telefonat ihr Leben in St. Petersburg abgebrochen und sich neu als «Moskauerin» bezeichnet haben. In der Hauptstadt frönte sie einem luxuriösen Lebensstil mit teurer Wohnung.

Nach Erkenntnissen der Tengelmann-Ermittler soll auch Haubs rund 20 Jahre jüngere Geliebte für den FSB gearbeitet haben. Weitere, seit 2002 aufgebaute Russland-Kontakte der Haub-Brüder lassen die internen Ermittler davon ausgehen, dass Karl-Erivan Haub «nicht verunglückt, sondern mithilfe des FSB in Russland untergetaucht» sei.

Recherchen von RTL in Moskau sprechen zudem von Überwachungsaufnahmen, die Karl-Erivan Haub in Moskau zeigen sollen, mehrere Monate, nachdem er in Zermatt verschwunden war. Über russische Kontakte sei der Familie Haub zudem ein Foto des Verschollenen für 100'000 Euro angeboten worden, das ihn lebend nach seinem Verschwinden zeige. Versprochen wurden auch Informationen, «wo und wie er lebt und wie er mittlerweile heisst», steht im Bericht der Tengelmann-Ermittler.

Auftauchen Haubs würde teuer

Diese hegen den Verdacht, dass dubiose Geschäfte Haubs mit russischen Geschäftsleuten aufzufliegen drohten. Auch die CIA hatte zum Fall ermittelt – der Verschollene besass auch den US-Pass. Die Vermutung der Amerikaner: Der Tengelmann-Chef flog erst nach Italien und setzte sich dann nach Russland ab.

Mangels Beweisen lehnt die zuständige Kölner Staatsanwaltschaft eine Aufhebung der Todeserklärung ab. Auch die Haub-Familie hält zur offiziellen Version.

Sollte sich herausstellen, dass der amtlich am 7. April 2018 Verstorbene tatsächlich noch am Leben ist, würde es für die «Hinterbliebenen» teuer. Denn es könnte sein, dass der Milliarden-Deal zwischen dem neuen Tengelmann-CEO Christian Haub (59), Karl-Erivans «Witwe» Katrin Haub und ihren Kindern rückabgewickelt werden müsste. (kes)

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