Das sind die neuen Hinweise
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Neue Spur im Fall «Maddie»:Behörden ermitteln gegen deutschen Kinderschänder (43)

Neue Spur im Fall Maddie – Ermittlungen gegen deutschen Kinderschänder
Entführte er sie in diesem VW-Bus?

Neue Spur im Fall Maddie: Die Ermittler haben einen deutschen Kinderschänder (43) im Visier, der sich immer wieder an der Algarve aufhielt.
Publiziert: 03.06.2020 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2020 um 12:38 Uhr

Seit dreizehn Jahren wird Madeleine «Maddie» McCann vermisst, die damals aus einem Ferienressort im portugiesischen Praia da Luz verschwand. Ihre Eltern Gerry und Kate haben seither die Hoffnung nicht aufgegeben. Nun gibt es eine neue Spur – und sie führt nach Deutschland.

Das Bundeskriminalamt (BKA) ermittelt gegen einen Deutschen (43) wegen Mordverdachts. Laut dem BKA handelt es sich um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter. Er soll sich auch an Kindern vergangen haben. «Den meisten seiner Kontaktpersonen dürfte dies nicht bekannt sein», schreibt das BKA. Momentan sitzt er im Knast – allerdings wegen anderen Vergehen.

Nach BKA-Angaben ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen 43-Jährigen, der mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft sei. Er verbüsse derzeit in anderer Sache eine längere Haftstrafe, teilte das BKA am Abend in Wiesbaden mit. Nach Informationen der «Braunschweiger Zeitung» vom Donnerstag handelt es sich bei dem nun Beschuldigten um einen Mann, der 2019 vom Landgericht Braunschweig wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin verurteilt worden sei.

Wird seit 13 Jahren vermisst: Madeleine McCann.
Foto: Keystone
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Brach in Hotelanlagen und Ferienwohnungen ein

Der Verdächtige lebte zwischen 1995 und 2007 mehr oder weniger dauerhaft an der Algarve, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Er ging in diesem Zeitraum im Raum Lagos mehreren Gelegenheitsjobs, unter anderem in der Gastronomie, nach. Daneben hielt er sich offenbar mit Einbrüchen in Hotelanlagen und Ferienwohnungen sowie Drogenhandel über Wasser.

Wie Scotland Yard am Mittwochabend mitteilte, trug der Mann zur Tatzeit kurzes, blondes Haar und ist etwa 1,80 Meter gross. Besonderes Augenmerk lenkten die britischen Ermittler auf zwei Fahrzeuge und zwei Telefonnummern, die der Verdächtige benutzt haben soll. Es geht um einen Caravan vom Typ VW T3 Westfalia mit portugiesischem Nummernschild, in dem der Mann zeitweise gewohnt haben soll, und einen Jaguar, Model XJR 6, mit einem deutschen Kennzeichen. Am Tag nach Maddies Verschwinden sei der Jaguar auf einen neuen Halter umgemeldet worden.

Wichtiger Zeuge gesucht

An dem Abend, als Maddie verschwand, soll der Verdächtige zudem einen Anruf erhalten haben unter der Nummer +351 912 730 680 mit portugiesischer Ländervorwahl. Der Anruf wurde in der Region um Praia de Luz entgegengenommen. «Ermittler glauben, dass die Person, die diesen Anruf getätigt hat, ein höchst wichtiger Zeuge ist, und rufen sie dazu auf, in Kontakt zu treten», hiess es in der Scotland-Yard-Mitteilung. Die Nummer des Anrufers lautet +351 916 510 683.

Die Erkenntnisse seien das Ergebnis einer jahrelangen Zusammenarbeit, der britischen, deutschen und portugiesischen Polizei, hiess es weiter. «Nach dem 10. Jahrestag erhielt die Metropolitan Police Informationen über einen deutschen Mann, der sich bekanntermassen in und um Praia de Luz aufhielt. Wir haben mit Kollegen in Deutschland und Portugal zusammengearbeitet und dieser Mann ist ein Verdächtiger im Verschwinden von Madeleine», sagte Detective Chief Inspector Mark Cranwell der Mitteilung zufolge. Scotland Yard betonte jedoch, dass es sich weiterhin um einen Vermisstenfall handle.

Auf einmal war sie weg

Die damals 3-jährige Madeleine McCann verschwand am 3. Mai am 2007. Sie war mit ihren Eltern in den Ferien. An jenem Abend legten sie ihre drei kleinen Kinder schlafen und gingen in ein nahe gelegenes Tapas-Restaurant essen. Halbstündlich prüften sie, ob bei ihren Kleinen alles in Ordnung ist. Als sie nach dem Essen in ihr Ferienappartement zurückkamen, war ihre älteste Tochter Maddie verschwunden – bis heute fehlt von ihr jede Spur.

Das ungeklärte Schicksal des Mädchens hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht.

Die portugiesische Justiz hatte ihre Ermittlungen 2008 eingestellt, nahm sie im Oktober 2013 aufgrund neuer Indizien aber wieder auf. Seit 2011 ermittelt auch die britische Polizei.

Hinweise in ZDF-Sendung

Der Fall wurde in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» mehrmals behandelt. Nach einer Sendung aus dem Jahr 2013 seien bereits Hinweise auf den deutschen Kinderschänder eingegangen, sagte Christian Hoppe vom Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwochabend in der ZDF-Sendung. Auch nach einem Bericht zehn Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens habe es Hinweise gegeben.

Damals reichten die Informationen aber nicht für Ermittlungen oder eine Festnahme aus, wie Hoppe berichtete. Es gab demnach viele Indizien, der entscheidende Beweis fehle aber noch. Die Ermittlungen führten zu der Annahme, dass das Mädchen einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen ist.

«Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden»

Madeleines Eltern hatten sich mit teils emotionalen Aufrufen immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um Informationen über den Verbleib ihrer Tochter zu erhalten. «Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen», heisst es in einem Statement der Eltern in der Scotland-Yard-Mitteilung. «Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben, Madeleine lebend zu finden, aber was auch immer herauskommen sollte, wir müssen es wissen, weil wir Frieden finden müssen.»

Sie kaufe noch immer Geschenke für ihre Tochter an Weihnachten und zum Geburtstag, hatte Mutter Kate McCann in einem BBC-Interview zum 10. Jahrestag von Maddies Verschwindens 2017 gesagt. (jmh/SDA)

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