Nordkorea empfängt wieder Touristen – mehrheitlich aus Russland
«Oma und Opa haben so gelebt wie hier»

Erstmals seit der Corona-Pandemie reisten im Februar wieder zahlreiche Touristen nach Nordkorea. Es handelte sich bei diesen mehrheitlich um Russen. Das steckt hinter dem neuen Nordkorea-Tourismus.
Publiziert: 28.02.2024 um 10:36 Uhr

Nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs in der Ukraine blieb russischen Staatsangehörigen die Reise an zahlreiche Feriendestinationen verwehrt. In Europa erlauben wenige Länder die Einreise noch. Auf anderen Kontinenten siehts anders aus.

Ausgerechnet das isolierte Nordkorea – ein wichtiger Verbündeter Russlands – bot den reiselustigen Russen jetzt eine seltene Gelegenheit zum Besuch ihres Landes. 

Die Russin Elena Bytschkowa war eine von etwa 100 russischen Staatsangehörigen, die diesen Monat nach Nordkorea reisen durften, wie sie gegenüber CNN Travel erzählt. Es handelte sich dabei vermutlich um die erste internationale Touristenreise in das abgeschiedene Nordkorea seit der Coronavirus-Pandemie, wie CNN schreibt.

Hunderte russische Touristen reisten Mitte Februar nach Nordkorea.
Foto: keystone-sda.ch
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Reisen nach Nordkorea werden streng kontrolliert, und nur wenigen Personen wird ein Visum gewährt. Private Reisen in das kommunistische Land sind nicht gestattet. Wenn überhaupt, muss man als Gruppe reisen. Die Gruppen werden von Wächtern begleitet. Die Einnahmen aus dem Tourismus werden zur Unterstützung des Regimes von Diktator Kim Jong Un (40) verwendet.

Touristen waren vor Einreise angespannt

Bytschkowa und der Rest der Gruppe landeten am 9. Februar in Pjöngjang. Sie flogen mit einer Maschine der nordkoreanischen Fluggesellschaft Air Koryo aus der russischen Stadt Wladiwostok in die nordkoreanische Hauptstadt.

Die Einreise in Nordkorea ist mit erheblichen Risiken verbunden. Der amerikanische Student Otto Warmbier wurde 2016 bei einer Reise nach Nordkorea festgenommen, weil er angeblich ein Propagandaposter gestohlen hatte. Er wurde 17 Monate später in einem vegetativen Zustand in die USA zurückgebracht und starb kurz darauf.

Besuch in Skigebiet

Der Reiseblogger Ilia Woskresenski, der ebenfalls an der Tour teilnahm, war vor dem Abflug angespannt. Er hatte als Berufstätigkeit den Verkauf von altem Geschirr angegeben, anstatt zu verraten, dass er eigentlich Influencer ist. «Wenn man sich Nordkorea anschaut, wird einem klar, dass Oma und Opa so gelebt haben wie hier», sagt ein geschockter Woskresenski gegenüber CNN. Die politische Situation in Nordkorea sei vergleichbar mit dem alten sowjetischen System in seinem Heimatland, glaubt er.

Die viertägige Reise kostete jeden Besucher etwa 750 Dollar. Auf dem Programm standen der Besuch der Bronzestatuen der verstorbenen Führer der Kim-Dynastie auf dem Mansu-Berg, der Mangyongdae-Kinderpalast, in dem Kinder eine Musik- und Tanzvorstellung gaben, und drei Tage im Masikryong-Skigebiet. 

Zeichen für stärker werdende Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea?

Die Reise gilt als Zeichen zunehmender Popularität Russlands in Nordkorea. Aufgrund weltweiter Sanktionen und fehlenden Verbündeten kooperieren die beiden Staaten auf diplomatischer und militärischer Ebene vermehrt miteinander. So hat Nordkorea Russland für seinen Krieg in der Ukraine Raketen geliefert. Der russische Präsident Wladimir Putin (71) schenkte seinem nordkoreanischen Amtskollegen im Februar eine Limousine.

Trotz allem mussten sich auch die russischen Touristen an die Regeln halten und bestätigen das Bild, das viele Menschen im Westen von dem Leben im isolierten Land haben. «Wir durften das Militär oder Personen in Uniform nicht fotografieren – auch Gebäude, die sich noch im Bau befinden, durften nicht fotografiert werden», erzählten die Teilnehmer der Reise CNN. Wenn sie jemals nach Nordkorea zurückreisen würden, müsste sich die Situation für die nordkoreanischen Zivilisten zuerst grundlegend ändern. (ene)

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