Papstreise
Papst erwähnt in Myanmar Verfolgung der Rohingya nicht direkt

Naypyidaw – Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Myanmar zur «Achtung jeder Volksgruppe» aufgerufen. In seiner Rede ging er aber nicht direkt auf die Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar ein.
Publiziert: 28.11.2017 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:10 Uhr
Papst Franziskus und Aung San Suu Kyi am Dienstag bei ihrem Treffen in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw.
Foto: Keystone/AP/AUNG SHINE OO

Auch Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenrechte seien unerlässlich für den Frieden, sagte der Papst am Dienstag nach einem Treffen mit der De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Diese steht wegen des gewaltsamen Vorgehens gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in ihrem Land international in der Kritik.

Erster Papstbesuch in Myanmar

«Die Zukunft Myanmars muss der Friede sein», sagte Franziskus in der Hauptstadt Naypyidaw. Grundlagen für Frieden und Versöhnung seien neben der «Achtung jeder Volksgruppe und ihrer Identität» auch der «Einsatz für Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenrechte», fügte der Papst vor Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten hinzu. Suu Kyi stand dabei neben ihm auf der Bühne. In seiner Rede nannte der Papst die Rohingya nicht beim Namen.

Franziskus war am Montag als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche zu einem Besuch in dem mehrheitlich buddhistischen Land eingetroffen. Die Reise gilt wegen der Rohingya-Krise als heikel. Franziskus hat sich in den vergangenen Monaten mehrmals besorgt über die Verfolgung der Rohingya geäussert.

Papst Franziskus verzichtet auf «Rohingya»-Nennung

Ranguns Erzbischof Charles Bo hatte dem Papst aber vor seiner Reise empfohlen, in Myanmar die Bezeichnung «Rohingya» nicht zu verwenden. In dem südostasiatischen Land werden die staatenlosen Rohingya als illegale Einwanderer aus Bangladesch angesehen und als «Bengalen» bezeichnet - obwohl viele von ihnen seit Generationen in Myanmar leben.

Suu Kyki sagte, ihre Regierung bemühe sich darum, die Rechte «aller» Menschen in Myanmar zu schützen. Ihr Ziel sei auch, zur Schaffung von Frieden Toleranz zu fördern und Sicherheit «für alle» zu gewährleisten. Auch Suu Kyi nannte die Rohingya nicht beim Namen. Sie sagte aber, die Krise im nördlichen Bundesstaat Rakhine sei eine der «vielen Herausforderungen, vor denen unsere Regierung steht».

Verfolgung der Rohingya

Die muslimischen Rohingya werden in Myanmar seit Jahrzehnten systematisch unterdrückt. Ende August war der Konflikt eskaliert, als Rohingya-Rebellen Soldaten und Polizisten angriffen und dutzende Sicherheitskräfte töteten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt. Seither wurden durch das Militär hunderte Rohingya getötet, rund 620'000 Rohingya flüchteten ins verarmte Nachbarland Bangladesch.

Am Montagabend hatte Franziskus in Rangun bereits den mächtigen Armeechef Min Aung Hlaing getroffen, der für das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Rohingya verantwortlich gemacht wird. Der General wies bei dem Treffen alle Berichte über deren Diskriminierung zurück. Nach dem Besuch in Myanmar reist der Papst am Donnerstag weiter nach Bangladesch.

Myanmar und Bangladesch hatten sich in der vergangenen Woche auf eine Rückführung der Rohingya-Flüchtlinge geeignet. Am Dienstag gab die Regierung in Dhaka zudem grünes Licht für die umstrittene Ansiedlung von Rohingya-Flüchtlingen auf einer bislang unbewohnten Insel. Die ersten von 100'000 Flüchtlingen sollen im Mai auf der Insel Bhashan Char im Golf von Bengalen untergebracht werden, wie Planungsminister Ziaul Islam bekanntgab.

Die erst im Jahr 2006 aus dem Meer aufgetauchte Insel gilt als äusserst unwirtlich und wird regelmässig überschwemmt. Neben Unterkünften für die Flüchtlinge müssen daher Deiche gebaut und tiefliegende Gebiete aufgeschüttet werden. Die Regierung veranschlagt umgerechnet rund 275 Millionen Franken für das Projekt.

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