Politisches Tauwetter auf Kubanisch
Das Sperma des Spions kam aus Amerika

Gerardo Hernández traf vergangenen Mittwoch nach 16 Jahren US-Gefangenschaft in Kuba ein. Aufgrund eines Gefangenenaustauschs durfte er zurück in seine Heimat und darf nun zusammen mit seiner Frau der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter entgegenfiebern.
Publiziert: 23.12.2014 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:24 Uhr
Gerardo Herdández und seine hochschwangere Frau Adriana Pérez.
Foto: Reuters
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Die Geschichte tönt wie ein Weihnachtswunder: 16 Jahre sass der kubanische Spion Gerardo Hernández (49) in Kalifornien im Knast. Seine Frau durfte ihn nie besuchen. Trotzdem ist Adriana Pérez (44), die 3600 Kilometer entfernt in Kubas Hauptstadt Havanna lebt, nun hochschwanger – und ihr Mann kann dank eines Gefangenenaustauschs bei der Geburt dabei sein.

Als Gerardo Hernández vergangenen Mittwoch in seiner Heimat eintraf, sorgten die Bilder der Schwangeren im kubanischen Staatsfernsehen für wilde Spekulationen. «Ich musste es per Fernbedienung machen», witzelte Hernández zuerst noch. Doch dann flog der diplomatische Coup auf: Die US-Behörden hatten ihm erlaubt, sein Sperma aus dem Gefängnis nach Kuba zu schicken. Laut «New York Times» holten kubanische Beamte das Sperma in den USA ab und brachten es über Panama ins Land. Mit Hilfe von künstlicher Befruchtung wurde Adriana Pérez beim zweiten Versuch schwanger.

Im Gegenzug erreichten die USA eine bessere Behandlung des Amerikaners Alan Gross (65). Er sass seit 2009 auf Kuba in Haft, weil er illegales Kommunikationsmaterial an Mitglieder der jüdischen Gemeinde auf Kuba verteilt haben soll. Die USA hatten das bestritten. Nun kam der Entwicklungshelfer frei sowie Hernández und zwei weitere kubanische Spione.

Am gleichen Tag verkündeten die USA und Kuba das Ende ihrer mehr als 50 Jahre währenden Eiszeit: Die beiden Länder nehmen wieder diplomatische Beziehungen auf. Der Sperma-Deal spielte bei den monatelangen heimlichen Verhandlungen zwischen Kuba und den USA eine wichtige Rolle.

Hernández war vor seiner Verhaftung 1998 Anführer der «Miami Five», einem Spionagenetzwerk in Miami. Der damalige kubanische Staatschef Fidel Castro (88) hatte Agenten nach Florida geschickt, um dort die kubanische Exilgemeinde auszuhorchen. 2001 wurde Hernández wegen Verschwörung zum Mord zu zweimal lebenslänglich verurteilt. Er soll zu Kubas Abschuss von zwei Zivilflugzeugen 1996 beigetragen haben. Dabei starben vier Exil-Kubaner, die Flugblätter verteilen wollten.

Bei seiner Rückkehr nach Havanna wurde Gerardo Hernández wie ein Nationalheld empfangen. Jetzt fiebern er und seine Frau der Geburt ihrer Tochter Gema entgegen.

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