Putins leere Laser-Drohung
«Waffen sind nicht viel besser als eine Mikrowelle»

Russland behauptet, ein nächstes Ass im Ärmel zu haben: Laserwaffen, die ukrainische Drohnen quasi verbrennen könnten. Die «Wunderwaffen»-Drohung entpuppt sich allerdings als nicht viel mehr als Schall und Rauch.
Publiziert: 21.05.2022 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 11:43 Uhr

Wladimir Putin (69) zieht im Krieg gegen die Ukraine alle Register: Diese Woche wurde erst das Panzerunterstützungsfahrzeug BMPT, Spitzname «Terminator», an der Front gesichtet. Zuvor liess Putin seine Interkontinentalrakete RS-28 Sarmat, auch als Satan 2 bekannt, abheben. Und nun wurde ein neuer Mega-Kampflaser vorgestellt. Dieser kann offenbar Drohnen regelrecht verbrennen.

Juri Borissow (65), der für die militärische Entwicklung zuständige stellvertretende Ministerpräsident, erklärte gegenüber dem russischen Fernsehen, dass ein Laserprototyp namens Zadira in der Ukraine im Einsatz sei und eine ukrainische Drohne innerhalb von fünf Sekunden in einer Entfernung von fünf Kilometern in Brand gesetzt habe.

Eine Machtdemonstration – oder doch nur eine Drohgebärde ohne viel dahinter? Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) behauptete kurz nach der Ankündigung Russlands: Bei den neuen Lasern handele es sich um «Wunderwaffen», die gar nicht existieren, wie sie auch Deutschland im Zweiten Weltkrieg zur Abschreckung gebrauchten. Und er sollte recht behalten.

Wladimir Putin setzt seit neuestem auf einen Super-Laser, der ukrainische Drohnen zerstören soll.
Foto: keystone-sda.ch
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Laser-Wunderwaffe kaum besser als Mikrowelle

Wie Uzi Rubin, Raketenabwehrexperte vom Jerusalem Institute for Strategy and Security (JISS) gegenüber der BBC erklärte, würden auch Laserwaffen, sofern Russland sie überhaupt besitzt, keinen Unterschied im Kriegsverlauf machen. «Selenski hatte recht, es ist keine Wunderwaffe.» Es gebe, so der Experte, gar bessere Möglichkeiten, Drohnen und kleinere Fluggeräte abzuschiessen: Boden-Luft-Raketen, die im Ukraine-Krieg bereits im Einsatz sind.

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«Wir sind hier nicht in ‹Star Wars›, wo man eine Laserpistole auf die Bösewichte richtet, schnell einen Knopf drückt, und dann explodiert der Bösewicht», so Rubin. Die Wirklichkeit ist weitaus enttäuschender, der JISS-Experte vergleicht die Laserwaffen mit einem herkömmlichen Mikrowellenherd. «Wenn Sie eine Tasse Wasser zum Kochen bringen wollen, braucht das seine Zeit. Mit dem Laser ist es dasselbe. Sie müssen ihn auf das Ziel setzen und warten, bis er sich erhitzt und es zerstört.»

Zudem gebe es noch einen weiteren entscheidenden Nachteil: Die Laser funktionieren bei schlechtem Wetter gar nicht erst richtig, denn er könne keine Wolken durchdringen.

Russland hinkt anderen Ländern hinterher

Das Gerede von den «Wunderwaffen» könnte also tatsächlich mehr Kriegsrhetorik als tatsächliche Bedrohung sein, schreibt auch der «Spiegel». Mit der Ankündigung wolle Putin wohl eher eigene Schwachstellen und Verluste überspielen, zumal die «neue» Laserwaffe bereits 2018 zum ersten Mal offiziell angekündigt wurde.

Während vor allem China, Israel und die USA als «Vorreiter des unbemannten Luftkriegs» gelten, steht Russland in Sachen Drohnentechnologie in derer Schatten. Und auch die Türkei exportiert erfolgreich günstige Kampfdrohnen des Typ «Bayraktar». Auch die Ukraine konnte im Krieg bereits von den türkischen Billigdrohnen profitieren. (chs)

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