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Rätselraten bei Israels Sicherheitskräften
Ist Hamas-Führer Jahia Sinwar verwundet, tot oder in einem sicheren Versteck?

Israel tappt im Dunkeln, ob der meistgesuchte Terrorführer – Hamas-Chef Jahia Sinwar – überhaupt noch lebt, verwundet ist oder seine Verfolger zum Narren hält. Mittels Geiselverhandlungen versuchen die Israelis, Sinwar auf die Spur zu kommen.
Publiziert: 23.09.2024 um 01:21 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2024 um 10:12 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Seit geraumer Zeit kein Lebenszeichen von Hamas-Chef Sinwar
  • Terrorführer könnte laut Israel getötet, verletzt oder versteckt sein
  • Geiselgespräche mit Hamas sollen Details zu Sinwars Verbleib preisgeben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Der von Israel meistgesuchte Terrorführer: Hamas-Chef Jahia Sinwar.
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

In Israel wurden am Sonntag Berichte laut, dass die sonst gut informierten Sicherheitskräfte keine Ahnung haben, ob Hamas-Chef Jahia Sinwar (61) bei einem jüngsten Militärschlag verwundet oder getötet wurde – oder ob der von Israel gejagte Chefterrorist absichtlich jeglichen Kontakt zur Aussenwelt abgebrochen hat.

Die Kommunikation zwischen Sinwar und der Aussenwelt sei seit geraumer Zeit unterbrochen, melden israelische Medien unter Berufung auf Sicherheitskräfte. Diese untersuchen derzeit, ob Sinwar bei einem Luftangriff auf das Hamas-Tunnelsystem im Gazastreifen verletzt oder getötet wurde – oder ob er mit Absicht alle Kontakte abgebrochen hat.

Laut der Zeitung «Haaretz» hatte Sinwar über einen längeren Zeitraum keinen Kontakt mehr zu Personen ausserhalb seiner Organisation. Seit dem Massaker im Süden Israels am 7. Oktober versucht der Gejagte, der israelischen Verfolgung zu entgehen. Israel ist es seither gelungen, eine Reihe hochrangiger Terrorführer auszuschalten – darunter Ismail Hanija (†62), den politischen Chef von Hamas, bei einem Luftschlag in Teheran. Sinwar versteht es offenbar, seine Verfolger weiterhin zum Narren zu halten.

Psychologische Kriegsführung

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich jegliche Spur zu Sinwar verliert, dem meistgesuchten Mann auf Israels Terrorliste. Schon im Dezember kursierten zahlreiche Berichte, wonach Sinwar tot oder verwundet oder auf den Sinai geflohen sei. Auch wurde spekuliert, dass er von seinem Netzwerk abgeschnitten sei und nicht mehr das Kommando habe.

Später stellte sich heraus, dass es sich um eine Mischung von verschiedenen Elementen handelte: Sinwar wählte eine Verstecktaktik, nachdem Khun Yanis an israelische Truppen gefallen war. Zudem befeuerte Israel im Rahmen von psychologischer Kriegsführung Gerüchte, um die Hamas zum Einknicken zu bringen.

Die Israelischen Streitkräfte (IDF) erklärten am Sonntag, dass sie Berichte über den möglichen Tod von Sinwar weder bestätigen noch dementieren können. Auch gebe es keine Hinweise auf ein Attentat auf Sinwar.

Lockvogel Geiselgespräche

Israel versucht offenbar, bei den Geisel-Verhandlungen von Hamas-Mittelsmännern mehr über den Verbleib von Sinwar zu erfahren. Wie es heisst, soll dieser jetzt über einen längeren Zeitraum als gewöhnlich auch keinen Kontakt mehr zu eigenen Vertrauensleuten haben.

Laut der «Times of Israel» will Premier Benjamin Netanyahu (74) den Hamas-Führer persönlich bei Verhandlungen über das Schicksal der verbleibenden Geiseln involvieren. Gemäss Netanyahu könnte Druck auf die Hisbollah im Norden des Landes dazu beitragen, Sinwar an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Israelische Regierungskreise gehen davon aus, dass noch rund die Hälfte der 97 verbleibenden Geiseln in Gaza am Leben ist. Netanyahu will Sinwar jetzt zu Kompromissen zwingen. Die vom Iran unterstützte Terrormiliz «versteht die Botschaft» der heftigen Militärschläge Israels gegen die Hisbollah, so Netanyahu am Sonntag in einer Videoerklärung.

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