Rohrbomben-Attentäter war ein treuer Anhänger
Superfan wird für Trump zur Hypothek

Er war der Absender von mindestens 14 Rohrbomben an Kritiker von US-Präsident Donald Trump. Am Freitag hat die Polizei Cesar Sayoc verhaftet. Wer ist dieser treue Anhänger der Republikaner?
Publiziert: 27.10.2018 um 20:18 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2018 um 11:00 Uhr
Der verhaftete Cesar Sayoc soll die Rohrbomben gebastelt und verschickt haben.
Foto: Reuters
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Johannes von Dohnanyi

Kaum fünf Tage hatte die Fahndung nach dem Bastler und Absender von mindestens 14 Rohrbomben gedauert. Dann waren die Beamten einer FBI-Sondereinheit und des Heimatschutz-Ministeriums zum Zugriff bereit. Rund um den Parkplatz in der Kleinstadt Plantation im US-Bundesstaat Florida waren Scharfschützen in Stellung gegangen. 

Als Cesar Sayoc am Freitag Abend Schweizer Zeit endlich aus einem Auto stieg, ging alles blitzschnell, und vor allem ohne Blutvergiessen: Der 56-jährige Mann wurde überwältigt, zu Boden gerissen und gefesselt. 

Fingerabdruck und DNA-Spuren

Der «einheimische Terrorist», sagte Justizminister und Generalstaatsanwalt Jeff Sessions wenig später vor der Presse, sei anhand eines Fingerabdrucks und mehrerer DNA-Spuren identifiziert worden.

Spätestens seit diesem Satz hat US-Präsident Donald Trump ein Problem! 

In den Tagen zuvor hatte der Mann im Weissen Haus die jüngste unter seinen Anhängern kursierende Verschwörungstheorie bereitwillig aufgegriffen: Verantwortlich für die Paketbomben waren danach Aktivisten der Demokratischen Partei, die mit Angst, Schrecken und Verleumdung den erfolgreichen Wahlkampf der Republikaner sabotieren wollten. 

Doch seit dem Einsatz in Plantation steht fest: Cesar Sayoc, der unter anderem wegen einer Attentatsdrohung auf ein Kraftwerk in Florida vorbestrafte ehemalige Pizzabote und Mitarbeiter eines Striplokals ist ein sogenannter «Superfan» des Präsidenten. 

Immer wieder bei Trump-Anlässen dabei

Auf dem Smartphone und dem Computer des Verdächtigen sichergestellte Videoaufnahmen zeigen Sayoc seit Oktober 2016 immer wieder bei Veranstaltungen von Trump. Sogar bei dessen Vereidigung am 20. Januar 2017 in Washington tauchte er auf. Immer wieder bejubelte er die verbalen Angriffe Trumps auf seine politischen Gegner und die als Fake News verleumdeten Medien.

Dass Sayoc seinen Van mit Fotos und markigen Sprüchen seines Idols schmückte, gehört in den USA unter Seinesgleichen längst zum guten Ton. 

Aber verbale Kraftmeierei war dem Sohn eines Filippino und einer Mutter italienischer Abstammung nicht genug. Die Gesichter von Trumps Vorgänger Barrack Obama und Ex-Aussenministerin Hillary Clinton «verzierte» er mit einem Fadenkreuz. Und dem Satz: «Null Toleranz. Töte Deine Feinde und die, die dich ausrauben und wirf sie den Alligatoren in den Everglades zum Frass vor.»

War es ein Einzeltäter?

Auch die übrigen Empfänger seiner Rohrbomben lesen sich wie das «Who is who» der trump’schen «Feinde des amerikanischen Volkes». Dem Milliardär und Philanthropen George Soros schickte Sayoz ebenso ein explosives Paket wie Obamas Vizepräsident Joseph Biden, den ehemaligen Geheimdienstchefs James Clapper und John Brennan, mehreren Abgeordneten und Senatoren, dem TV-Sender CNN und Hollywoodstar Robert De Niro.

Die Ermittler vermuten, dass sich Sayoc zwei Wochen vor dem gefährdeten Erfolg der Republikaner bei den Zwischenwahlen zum Handeln entschloss. Die Ermittlungen gegen Cesar Sayoc stehen erst am Anfang. Noch ist unklar, ob der verhaftete Terrorist ein Einzeltäter war. Nach möglichen weiteren Paketbomben wird gesucht.

Nur einer hat – mal wieder – ein reines Gewissen. Schuld am vergifteten innenpolitischen Klima, sagte Donald Trump nur Stunden nach Sayocs Verhaftung, hätten allein die Demokraten – und die Fake-News-Medien.

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