Tucker Carlson erklärt, warum er Putin interviewt
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«Haben Reise selbst bezahlt»:Tucker Carlson erklärt, warum er Putin interviewt

Russen-Präsident traf ausgerechnet Ami-Journalist
Darum lässt sich Putin von Tucker Carlson interviewen

Der von Fox News geschasste Moderator Tucker Carlson hat ein Interview mit Wladimir Putin angekündigt. Blick erklärt, was man vom Trump-Fan erwarten darf, der auch schon Fake News über die Schweiz verbreitet hat.
Publiziert: 07.02.2024 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2024 um 17:02 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Wenn Despoten ihre Botschaft verkünden wollen, ist Tucker Carlson (54) zur Stelle. Der rechtskonservative amerikanische Moderator, den Fox News hinausgeworfen hat, hat angekündigt, den russischen Präsidenten Wladimir Putin (71) zu interviewen – und das Gespräch auf der Plattform X zu verbreiten. Es wäre das erste Interview eines westlichen Journalisten mit dem russischen Machthaber seit Kriegsausbruch vor knapp zwei Jahren. Wann es veröffentlicht wird, ist noch nicht bekannt. 

Zahlreiche Journalisten sind mit ihren Anfragen abgeblitzt. Warum sagt Putin ausgerechnet bei Carlson zu? Mykola Makhortykh (36), ukrainischer Forscher an der Uni Bern, sagt: «Der Kreml hat sich für Carlson entschieden, weil er schon vor langer Zeit die Objektivität aufgegeben hat und stattdessen eine ganz bestimmte politische Agenda propagiert.» An einer wirklichen Auseinandersetzung mit der westlichen Presse sei Moskau nicht interessiert. «Im Gegenteil, Russland hält sowohl inländische als auch ausländische Journalisten fest», sagt Makhortykh.

Im Dezember 2023 trat Tucker Carlson bei Turning Point auf, einer rechtspopulistischen Non-Profit-Organisation.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Carlson, dessen Ururgrossvater 1860 aus der Schweiz in die USA ausgewandert war, hat sich vor allem einen Namen gemacht, als er Donald Trump (77) während dessen Präsidentschaft regelmässig interviewte und Propaganda für ihn machte. Die Freundschaft zwischen den beiden geht so weit, dass Trump ihn bei einem Wahlerfolg im November zum Vizepräsidenten machen könnte.

Fake News über die Schweiz

Quotenkönig Tucker konnte bei Fox News über Jahre Verschwörungstheorien, Hass und Kritik verbreiten. Rund drei Millionen Amerikaner schauten ihm jeden Abend zu. Den Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021 bezeichnete er als eine vom FBI inszenierte Aktion. Als die Russen in die Ukraine einmarschierten, wetterte er über die ukrainische Regierung: «Wir nehmen ein Regime in Schutz, das seine politischen Gegner verhaftet und oppositionelle Medien abschaltet. Was steht auf dem Spiel, abgesehen von einer Belohnung für Familien Biden?»

Im Verlaufe des Krieges verbreitete er weitere Falschmeldungen – etwa die, dass die Ukraine mithilfe der USA Biowaffen-Labore betreibe. Auch unser Land machte er zum Thema. So liess er eine Kommentatorin über angebliche Immobilienkäufe von ukrainischen Politikern in der Schweiz berichten. Die präsentierten Grundbuchauszüge erwiesen sich als gefälscht. 

Selbst Murdoch hatte genug

Seine Interviews mit umstrittenen Politikern wie dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán (60) oder dem argentinischen Präsidenten Javier Milei (53) sind schmeichelhaft. So dürfte auch sein Gespräch mit Putin werden. Makhortykh: «Ich erwarte, dass wir nichts Neues hören. Denn Wladimir Putin ist im Laufe der Zeit nicht erfinderischer geworden, insbesondere was die Rechtfertigung des Krieges gegen die Ukraine angeht.» 

Carlson ist vor knapp einem Jahr von Fox News entlassen worden, nachdem der Sender zugestimmt hatte, mehr als 787 Millionen Dollar an Schadenersatz an Dominion Voting Systems zu zahlen. Damit wollte der Sender den Rechtsstreit mit dem Wahlmaschinen-Hersteller wegen der Verbreitung falscher Behauptungen zur US-Präsidentschaftswahl 2020 beilegen.

Der Grund für Carlsons Rauswurf war Medienberichten zufolge, dass seine Kreml-Propaganda selbst dem damaligen Fox-News-Chef Rupert Murdoch (92) zu viel wurde. Seither verbreitet der Moderator seine Theorien – etwa, dass das US-Militär eine tote Ufo-Besatzung geborgen habe – über X. 

Das Interview mit Carlson zeigt laut Makhortykh die grosse Angst Putins vor unabhängigem Journalismus. Wenn man bedenke, dass Carlson immer noch viele Anhänger habe, dürfe man die für Trump positive Wirkung in den USA nicht unterschätzen. Makhortykh: «Indem er Putin und seine falschen Behauptungen über den Krieg ins Rampenlicht stellt, kann er Bidens Bemühungen als schädlich für die USA darstellen.»

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